




Donnerstag 12.09.2019
Zeit unterwegs von 11:45 bis 16:30 Uhr
Zeit in Fahrt = 3:06 h
Hohe Tatra [SK] → A3 → Snina [SK]
195 Kilometer
Luftwirbel traveling... Island
Wir biegen auf die 702 ab. Die 702 ist eine kleine Schotterstrasse, welche die Halbinsel Heggstaðanes im unteren Teil kreuzt. Gemäss unserer Strassenkarte gibt es eine weitere Strasse (ohne Namen), welche ein Stück weiter vordringt. Bis ganz an die Spitze führt keine Strasse, da würden wir dann hinwandern. Aber es wäre schon gut, so weit wie möglich motorisiert zu fahren. Zum einen regnet es noch immer und zum anderen haben wir gar keine richtigen Wandersachen dabei. --> Was für eine faule Ausrede!

Die Piste ist nicht besonders schön. Liegt vielleicht am Wetter. Ein Gatter versperrt den Weg. Ob wir da wohl durchfahren dürfen?


Eine riesen Rossherde kommt angerannt und läuft ein Stück vor uns her. WOW – Eindrücklich.
Die Kamera ist gut eingepackt. Zu gut ;-).
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Kurze Zeit später, wir stehen erneut vor einem Gatter. Es ist besser verknotet. Ich kriege den Knoten – ohne Messer – nicht auf.
Gleich da vorne müsst auch schon der beschriebene Bauernhof kommen, wo die Piste endet.
Wir könnten DI-DR hier stehen lassen und übers Gatter klettern.

Uns ist nicht wohl bei dem Gedanken. Lass es uns von der Westseite her versuchen.
Wir wenden das Motorrad und fahren zurück. Die Pferdeherde galoppiert auf der Hubbelwiese neben uns her und überholt uns. Diesmal bin ich bereit - die Kamera im Anschlag.


Vor uns biegen sie auf die Gravel-road.
Es sieht aus, als würden wir sie treiben, aber dem ist nicht so. Wir vergrössern den Abstand, bis sie wieder zurück auf die Hubbelwiese ausweichen.

Und kein einziges Islandpony ist dabei, denke ich mir. Und darum möchte ich hier einen grossen Irrtum meinerseits aufdecken.
Ich dachte immer, dass ein Islandpony irgendwie so aussieht. Alle sehen so aus.

Durch unser Nicht-Wissen waren die meisten Pferde, die wir in Island begegneten, für uns keine richtigen Islandponys. Aber das ist falsch. Aus mehreren unterschiedlichen Quellen habe ich mich für dieses Zitat entscheiden:
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Die Islandpferde sind die Pferde der Wikinger und eine der reinsten Pferderassen der Welt. Die Rasse war auf der zerklüfteten Insel im Nordatlantik seit der Besiedlung ohne genetische Einwirkung anderer Rassen, also seit mehr als 1000 Jahren. Als die ersten Siedler nach Island kamen konnten sie nur eine begrenzte Zahl von Tieren mitnehmen, und deshalb wählten sie wahrscheinlich ihre allerbesten Pferde aus. Die Islandpferde stammten also von einer Herde ausgewählter, hochwertiger Zuchttiere ab, die die Unbilden einer Reise mit dem isländischen Wikinger-Langschiff über den Atlantik überstehen mussten, bevor sie ihre Rolle als „wichtigster Helfer“ der ersten Isländer in diesem weiträumigen, wilden und völlig unbekannten Land übernehmen konnten.
Wegen der geographischen Isolierung Islands kommen hier nur sehr wenige Pferdekrankheiten vor, und Impfungen werden nicht benötigt. Das bedeutet jedoch auch, dass überhaupt kein Pferd in das Land kommen kann. Wenn also ein Pferd Island verlässt (und sei es für die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft), kann es nie zurückkehren.
Quelle: Die Islandpferde (horsesoficeland.is)
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Somit gibt es auf Island keine „Nicht-Islandpony´s“.

Und weil es grad so Interessant ist, mein Unwissen zu korrigieren - alle Islandpony´s sind hellbraun und haben eine helle Mähne - zitiere ich weiter:
Darüber hinaus weist kaum eine andere Pferderasse eine derartige hohe Farbenvielfalt auf. Sie können als Rappen, Braune, Füchse, Schecken und Schimmel auftreten. Auch ihre üppigen Behänge sind typisch "isländisch", gleiches gilt für ihre vollen Mähnen und das lange, dichte Winterfell - das sie den harten Witterungsbedingungen auf ihrer heimatlichen Insel zu verdanken haben.
Und auch die Tatsache, dass Islandpferde noch immer die Gangarten des Urpferdes – Tölt und Rennpass – beherrschen, macht sie so einzigartig.
Der Rennpass ist die schnellste aller Gangarten und kann bis zu 45km/h erreichen.

Kurz darauf durchqueren wir das erste Gatter und biegen auf die Querverbindungsstrasse an die Westküste der Halbinsel. Versuchen wir von hier so weit wie Möglich ans Cap zu fahren.

Doch auch da hindert uns schon bald ein Gatter an der Weiterfahrt.

Naja... ergeben wir uns unserem Schicksal und trinken eine Tasse heissen Ingwertee. Die Lust nach Wandern ist uns vergangen. Wir sind komplett zugesaut und die Kamera hat dank der spektakulären Pferdeherde auch schon mehr Spritzwasser abbekommen, als dass mir eigentlich lieb ist.




Ich steige ab und öffne das Gatter. Es ist mit einer Kordel verknotet. Selbstverständlich schliesse ich das Gatter wieder, nachdem Martin durch ist. Machen wir hier jetzt schon wieder was „verbotenes“? Wie sind die Anwohner hier wohl so drauf? Können wir gegebenenfalls erklären, dass wir „nur“ ans Cap wandern wollen?
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Bei uns in den Bergen kommt es oft vor, dass man durch ein Gatter gehen muss. Und auch im Reiseführer stand etwas davon, dass man bis zum letzten Hof fahren kann. Dort aber bitte nicht auf dem Bauernhof, sondern vorher an der kleinen Weggabelung parken. Trotzdem haben wir irgendwie ein ungutes Gefühl. Vielleicht stört es die Einheimischen, wenn hier ständig, wir wissen ja nicht wie oft das vorkommt, Touristen durchfahren.
Touristen sind wichtig, aber zu viele sind auch nicht gut. Weder für die Menschen noch für die Landschaft. Gerarde auf dieser kleinen Insel wird uns das immer wieder bewusst.
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Ein interessanter Artikel zum Thema Jedermannsrecht - Verhalten auf einer Insel mit 330.000 Einwohnern, welche von jährlich 1,6 Mio. Touristen besucht wird.