




Donnerstag 12.09.2019
Zeit unterwegs von 11:45 bis 16:30 Uhr
Zeit in Fahrt = 3:06 h
Hohe Tatra [SK] → A3 → Snina [SK]
195 Kilometer
Luftwirbel traveling... Island
Recherchen Zuhause ergeben tatsächlich, dass auf dem Eystri-Jökulsá Rafting Touren angeboten werden. Er entspringt am Gletscher Hofsjökull, seine durchschnittliche Wassermenge beträgt (laut Wikipedia) im Sommer 60 – 100 m³/Sek.
Seit 1970 gibt es diese Brücke bei Laugafell. Vorher galt der Fluss, der meist viel Schmelzwasser führt, als sehr schwierig zu überqueren.


Der Gletscher ist im Hintergrund zu sehen.

Wir nutzen den Stopp für eine kleine Fotosession.


Dann ist es soweit. Knapp 10 Kilometer vor dem Ziel folgt die erste richtige Furt über den Strangilækur. Wieder halten wir an.

Scheint nicht sonderlich tief zu sein. "Ich bin dran mit Nasse Füsse holen", sage ich. "Nö, da fahren wir einfach durch" meint Martin. OK, ich lasse ihm den Vortritt.


Uiuiui,… Puuhh, gerade nochmals gut gegangen. Mittendrin ist er in eine echt tiefe Stelle geraten und zudem ist er „abgetrieben“ so dass er im Fluss ein Stück Stromaufwärts zur Piste zurückfahren muss.




Er steigt ab und gibt mir ein Zeichen - Warten! Er stiefelt in den Fluss und ruft mir zu: „Im Bogen die Furt queren. Fahr genau auf mich zu und dann rechts raus.". OK
Genauso mach ich das, und es klappt bei mir ohne in ein „Loch“ zu „fallen“. Ein schönes Gefühl, den Mann als Lotse im Fluss stehen zu haben.
Aber genau darum sollte man Furten, auch wenn sie noch so harmlos aussehen, tatsächlich erst zu Fuss erkunden. Immerhin beträgt das zu querende Stück Wasser 35 Meter. Fortgeschrittene und Einheimische können Flüsse lesen. Diese Fähigkeit besitzen wir nicht.

Und weiter gehts. Kurz darauf stehen wir vor dem nächsten flüssigen Hindernis. Sieht übel aus. Mit ordentlich Strömung. Trüb – DAS ist ein Gletscherfluss. Unser erster.
So kurz vor dem Ziel. Es liegen nur noch 5.5 Kilometer zwischen uns und Laugafell. Dazwischen die Furt des Gletscherflusses Hnjúkskvísl, welcher übrigens auch am Hofsjökull entspringt.
Diese Furt ist 50m breit und die Wassertiefe wird im Roadbook mit durchschnittlich 50 cm angegeben. Nur gut, dass das „nur Zahlen in einem Buch“ sind.
Gemeinsam stiefeln wir in die Strömung. Heftig. Zudem ist der nicht sichtbare Untergrund uneben und mit vielen grossen Steinen bestückt.
Ich schwöre auf meine Wasserdichte Gore-Tex-Stiefel, die sind echt Super! Nur nützen die jetzt nichts - schon nach wenigen Schritten schwappt das eiskalte Wasser von oben in den kniehohen Stiefel.
Und die Strömung reisst mit voller kraft. Ich kann mich kaum an Ort und Stelle halten.
Martin und ich geben uns die Hand. Mit den Füssen tasten wir den Untergrund ab und suchen nach „passierbaren“ Stellen "Umdrehen?" So kurz vor dem Ziel? Mir ist die Strömung zu stark, ich stiefle langsam, mit gezielten Schritten vorsichtig zurück. Martin geht weiter, schafft es sogar ganz rüber.
!!! Traue NIE einem Mann, dessen Räder dir bis zur Hüfte reichen!!!
Ja, der Unimog Fahrer wollte uns bestimmt nichts Böses. In seinem Riesen Truck hat ihn dieser Fluss einfach nicht weiter gekratzt. Wir aber stehen hier vor einer echten Herausforderung.
Martin stiefelt noch immer im Fluss herum, sucht nach der besten „Linie“.

Als er zurück ist lautet sein Fazit. „Wir schaffen das. Wir fahren ein Motorrad nach dem anderen rüber. Helfen uns gegenseitig zum Stabilisieren.
Auch hier müssen wir einen kleinen bogen machen. Zuerst möglichst Links entlang der Strömung (Flussabwärts), dann auf den grossen Stein zuhalten und vor dem Stein rechts raus.“
Das klingt nach einem Plan.
Erst die Alp 4. Ich steige auf und starte den Motor. Vorsichtig fahre ich ins Wasser. Martin hält mich am Heck. Stabilisiert, schiebt, wenn ich wieder an einem grossen Stein festhänge. Ich würge den Motor ab. Zum Glück lässt er sich anstandslos wieder starten. Ich würge erneut ab. Die Alp springt an. Martin ruft, dass ich zum Stein einlenken muss. „Nach rechts“. Das geht aber nicht so einfach – Nein, es geht überhaupt nicht.
Die Strömung drückt uns Flussabwärts. „Nach rechts“, wiederholt Martin mit lauter Stimme. Ich kreische - ein weiteres Mal - auf. Mein Linkes Bein findet keinen Grund mehr. Ich kann den Boden links nicht mehr berühren. Wir dürfen auf keinen Fall weiter abtreiben, da wird es noch tiefer. Ich kann aber nicht nach rechts einlenken – ein nicht sichtbarer Stein blockiert mein Vorderrad. Martin zieht mich ein Stück zurück. Einlenken – Motor starten (Ja, ich weiss) – weiter geht’s.
Ich schaff es tatsächlich nicht mehr vor dem grossen Stein rechts raus zu kommen. Aber immerhin, wir sind auf der anderen Seite angekommen. An dieser Stelle ist es jedoch nicht möglich das Flussbett zu verlassen. Wir müssen ein ganzes Stück Flussaufwärts. Und was liegt im Uferbereich? Trümmer von Steinen. Immerhin ist es nicht mehr so tief und auch die Strömung nicht mehr stark.
Dann endlich kann ich am Gas drehen und die Alp fährt ans Land.
Wir sind völlig erschöpft. Wir müssen zurück, die DI-DR holen.

Vorher stell ich die Kamera auf.
Dann waten wir rüber, suchen nach noch besseren Stellen zum queren. Merken uns, wo wir auf keine Fälle stecken bleiben wollen und sind uns einig, wir dürfen uns nicht mehr so weit abtreiben lassen. Den Bogen müssen wir fahren, aber etwas früher einlenken.
