




Donnerstag 12.09.2019
Zeit unterwegs von 11:45 bis 16:30 Uhr
Zeit in Fahrt = 3:06 h
Hohe Tatra [SK] → A3 → Snina [SK]
195 Kilometer
Luftwirbel traveling... Island

Martin steigt auf und startet DI-DR. Ich übernehme den Part am Heck. Er steuert in die Fluten.
Der Rest ist auf dem ungekürzen, 10-Minütigen Film zu sehen. Viel Spass, auch wenn es auf dem Video nicht ganz so heftig aussieht. Und auch die eisige Wassertemperatur kommt auf der Couch nicht so ganz rüber ;-).
Erschöpft, Fix und Foxy und völlig ausser Atmen stehen wir, mit beiden Motorrädern, nun auf der anderen Seite und kippen unsere Stiefel aus.

Wir haben es tatsächlich geschafft.


Mit nassen Füssen nehmen wir die letzten 5 Kilometer in Angriff. Ungewiss, was uns noch erwartet. Aber eins ist klar, egal wie die Furt Nummer drei wird – umkehren und über den Hnjúkskvísl zurück ist keine Option. Da sind wir uns einig.

Die Landschaft wird wieder grüner. Wir nähern uns der Oase Laugafell. Ja, wir können die Hütten sogar schon sehen… auf der anderen Seite der Laugafellskvísl. Die müssen wir wahrschienlich noch furten. Wobei die jetzt nicht (noch nicht?) ganz so heftig aussieht und auch kein Schmelzwasser zu führen scheint.

Wir folgen weiter der Piste. Laugafell verschwindet hinter uns. Wir überqueren einen kleinen Bach, welcher die Laugafellskvísl speisst. Etwas weiter vorne geht’s nochmals durch diesen Bach.

Zum Schluss müssen wir dann tatsächlich noch die Laugafellskvísl furten. Die stellt zum GLÜCK kein grosses Hindernis dar. Sie hat klares Wasser, der Grund sichtbar, nicht tief und auch die Strömung hält sich in Grenzen. Fotos von den zwei Mini Furten und der Laugafellskvísl-querung gibt keine. Wer mich kennt, der weiss, was das bedeutet. Frau ist durch.
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15:20 Uhr. Wir erreichen Laugafell auf 750müM.
Was für ein tolles, unglaubliches Gefühl.
Wir setzten uns auf die Holzterrasse in die Sonne, ziehen Schuhe und Motorradhosen aus und halten einfach nur inne.




Der ganze Eigenstolz und das sieghafte „Eroberungsgefühl“ schwindet direkt wieder, als kurz nach unserer Ankunft zwei weisse Dacia Duster angefahren kommen? Wie kommen die hierher? Die können unmöglich unsere Strecke gefahren sein. Dürfen diese, in Island viel verbreiteten Mietautos überhaupt auf F-Strassen? Fragen über Fragen. Und gleichzeitig tut sich eine minimale Erleichterung in mir auf. Wo die auch immer herkamen, das kriegen wir mit unseren Zweirädern auch hin. Es gibt also einen „einfachen“ Weg. Einen Weg für Dacias – Für uns ein Kinderspiel.

Ich werfe einen Blick in die Karte, in die MDMOT Offroadstrecken und das englische Trackbook.
Es gibt drei Routen nach Laugafell. Die einsame F752, welche wir soeben „bezwungen“ haben. Östlich davon die F821 oder via einen Teilabschnitt der F26 bekannten und viel befahrenen Sprengisandur (eine der drei Nord-Süd-Querungen).

Auf der F281 wären es nur ca. 42 Kilometer F-Strasse, und dann nochmal ca. 40 KM normale Schotterpiste bis wir in Akurery auf die Ringstrasse stossen würden. Eine eingezeichnete Furt gibt es zu queren. Man muss aber, gemäss Reiseführer, mehrere 100 Kilometer in einem Flussbett fahren. Keine Ahnung.
Die komplette Sprengisandur (F26) ist ca. 200 Kilometer lang und führt vom Süden, zwischen dem grössten Gletscher Islands, dem Vatnajökull, und „dem Hofsjökull, in den Norden.
Wir würden davon ca. 86 Hochlandkilometer (F-Strasse) und 33 normale Pistekilometer zurücklegen.
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Es gäbe auch noch die Möglichkeit, das Hochland gar nicht zu verlassen und via F910 östlich nach Askja zu fahren. Diese Strecke ist für uns aus treibstofftechnischen Gründen schonmal keine Option. Zwischen Laugafell und Askja warten 173 Kilometer F-Strasse, mehrere strömungsreiche Furten und tiefer schwarzer Lavasand. Von Askja bis zur Zivilisation, sprich zur nächsten Tankstelle sind es dann nochmals 90 Kilometer Mondlandschaft. Dafür sind wir nicht ausgestattet. Das schaffen wir nicht mal mit unseren vollen Ersatzkanister.

Natürlich erkundigen wir uns bei den Dacia-Fahrern. Sie sind über die F26 gekommen und werden nach dem Bad im Hotpot auch wieder über die F26 zurückfahren. Nur kleine Furten, die sogar ein Dacia problemlos meistert. Das klingt doch irgendwie schonmal beruhigend. Definitiv entscheiden werden wir uns Morgen früh.
Jetzt wollen wir uns hier, im Herzen Islands, einfach wohl fühlen und uns mal ein bisschen umschauen.

Ein wunderbarer Ort, diese Oase, inmitten einer riesigen Vulkanlandschaft. Grün geht in grau und dann in Schwarz über und in der Ferne der weisse Gletscher, der uns schon den ganzen Tag an Horizont begleitet - und dessen Schmelzwasser unsere wasserdichten Stiefel flutete.
