




Donnerstag 12.09.2019
Zeit unterwegs von 11:45 bis 16:30 Uhr
Zeit in Fahrt = 3:06 h
Hohe Tatra [SK] → A3 → Snina [SK]
195 Kilometer
Luftwirbel traveling... Karpaten
Reisetagebuch
Karpaten
Und wie das beim Pässe fahren so ist, nach dem Anstieg kommt die Abfahrt. Am Roten See ist einiges los. Wir fahren vorbei und rasten an einer etwas ruhigeren Stelle (Foto unten, im innern der Serpentine).

Der grosse Parkplatz und die leeren Verkaufsstände lassen darauf schliessen, dass während der Hochsaison auch hier einiges los ist. Doch nun ist die Saison vorbei und wilde Tiere machen sich an den vollen Abfalleimern zu schaffen. Der Plastikmüll liegt versträut um die Kübel. Nicht wirklich einladend.
Gegenüber gibt es einen geschlossenen Campingplatz.

Wir haben uns noch nicht an die Tische gesetzt, schon stehen drei Hunde neben uns. Sie wirken weder agressiv noch bedrohend.
Das mit den Strassenhunden in Rumänien ist ein interessantes Phänomen. Im Gegensatz zu manch anderen Ländern, sind sie den Menschen gegenüber aufgeschlossen. Keiner der Hunde knurrte oder bellte uns je an. Sie sehen oft „wild“ und verzottelt aus, sind aber sehr zurückhaltend.
Viele der Hunde möchten neben etwas essen tatsächlich auch einfach ein bisschen Streicheleinheiten. Und wer „gut“ zu Ihnen ist, der wird vom „besten Freund des Menschen“ wohl bewacht.
Morgen Abend werden wir einem herrenlosen Hund begegnen, der sich zur Aufgabe gemacht hat, uns und unser Zelt vor zwei verwöhnten Wohnmobilschosshunden zu beschützen. Aber dazu später.
Die drei Hunde vom Parkplatz folgen uns zu den Tischen. Natürlich betteln sie essen.
Mal schauen, wie hungrig sie wirklich sind. Eine gute Testmethode: Wir geben Ihnen ein Stück altes Brots. Wenn sie es verschmähen, dann ist der Hunger wohl nicht so gross. Die drei aber verschlingen es regelrecht. Stück für Stück verfüttern wir unser gesamtes Altbrot. Der eine ist etwas scheu, die anderen beiden lassen sich streicheln und geniessen es regelrecht.

In der kurzen Zeit, wo wir unsere Brotzeit abhalten, fahren mind. 8 Reisebusse vorbei. Wir sind seit 12 Tage unterwegs und haben bisher noch keine gesehen. Jetzt auf einmal so viele. Verdächtig.


Vier weitere Spitzkehren führen uns noch tiefer in den Canyon.
Die Fahrt durch die enge Bicaz-Schlucht ist echt faszinierend. Teils ist sie nur 6 Meter breit. Direkt an der Straße streben schroffe Steilwände bis zu 300 Meter nahezu senkrecht in die Höhe und schaffen ein fantastisches Landschaftsbild. An manchen Stellen kommt das Sonnenlicht kaum bis hinunter auf die Straße.
Wohl eine der spektakulärsten Gebirgsstrassen Rumäniens. Danke für den Tipp, Gorgany-Teams.

An manchen Stellen gibt es anhäufungen von Strassenstände, an denen Souvenirs und Snacks gekauft werden können. In der Hochsaison tanzt hier der Bär. Oder die Touristen.
Nur wenige Kilometer später ist der „Spuk“ vorbei. Der Canyon „weitet“ sich. Die gesamte länge der Querung, von Niklasmarkt bis Bicaz (südlich des Stausees gelegen), beträgt 58 Kilometer. Davon ist der Pass, sowie die Schlucht ein wahres Highlight. Der Rest des Tals kriegt vom Tourismus nichts ab. Die Reisebusse, sowie natürlich auch wir, fahren da einfach nur vorbei. Es gibt aber auch nichts, was einem zum Anhalten einlädt.


Kurz vor Bicaz entdecken wir einen Bäcker. Bäckereien sind was grossartiges. Wir kaufen ein französisches Weissbrot (1,80 RON = 0,38€) und zwei süsse Stückchen für je 2,80 RON (0,83€).
Und schon erreichen wir den Stausee. Von unten her kann man tatsächlich bis zum Campingplatz fahren. Es herrscht Baustellenatmosphäre auf der Strasse.
Zu Fuss erkunden wir den am steilhang liegenden Platz. Es gibt jede Menge Hütten auf Stelzen. Die Hoffnung, direkt am See das Zelt aufzustellen löst sich in Luft auf. Auf die Frage, wo man den hier Zelten kann heisst es: Überall zwischen den Hütten.
Das ist ja mal ein völliger Schwachfug. In dieser Schräglage kann man unmöglich ein Zelt stellen. Definitiv zu Steil. Auf solch eine Idee kann man auch nur kommen, wenn man noch nie im Zelt übernachtet hat.

Natürlich wird uns eine Hütte angeboten. Wir lehnen ab, fühlen uns uns ein bisschen verarscht. Werden mit einem "Zelt" Symbol angelockt und müssen dann doch ne Hütte nehmen, weil zelten gar nicht möglich ist. Geht gar nicht!
Und jetzt?
Zuhause haben wir uns aus dem Buch, „Offroad Reiseführer Rumänien“ ein paar Strecken rausgesucht und auf unserer Karte eingezeichnet.
Zwischen der Schlucht und dem Stausee, bei Bicaz-Chei, führt eine der Pisten ab. So rein von der Idee her hätten wir am Stausee übernachtet und Morgen in neuer Frische und Tatendrang unsere erste rumänische Piste in Angriff genommen.
Jetzt aber bleibt fast nichts anderes übrig, als uns direkt darauf zu stürzen.
Die Schotterpiste ist im Reiseführer mit niedrigem Schwierigkeitsgrad gekennzeichnet und verbindet das Bicaz-Tal mit Lunca, noch ein Tal südlicher. Eine 40 Kilometer lange "Abkürzung" über hauptsächlich Forstwege.
Ich befinde mich noch etwas in der „Widderstands-Phase“ und will nicht wirklich wahrhaben, dass wir auch heute nicht am See einen gemütlichen Nachmittag verbringen, sondern mit voller Beladung und müden „Knochen“ noch unbekannte Piste fahren werden. Wenn die so ist, wie die Schotterpiste zum Kamin (Ukraine), dann gute Nacht. Und das 3 Stunden vor Dämmerung. Ich würde die Piste wirklich lieber erst Morgen fahren.
Die Alternative „Aussenrum“ kommt für uns nicht in Frage, denn für Aussenrum müssten wir das ganze Bicaz-Tal zurück, durch die Schlucht sowie über den Pass nach Niklasmarkt. Dort links und im „Becken“ südwärts bis Szeklerburg. Dort wieder Links, über einen anderen Pass nach Lunca (117 Kilometer). Ne, wir fahren nur zurück bis Bicaz-Chei und biegen dort irgendwo zwischen den Häuser nach Links ab.
