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 Luftwirbel traveling...  offroad    

Stäuben im Piemont_2015

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Ligurische Grenzkammstrasse  (LGKS)

Ich bin soweit. Während der letzten Tage lernte ich nicht nur meine Ténéré besser kennen, sondern auch mich. Meine Grenzen, und über meine Grenzen hinauszuwachsen. Wir sind Pisten gefahren, die hätte ich mir nie und nimmer zugetraut. Vielleicht nicht immer auf die eleganteste Art und Weise, aber dafür Unfallfrei. Und das Beste daran, ich habe riesen Freude.

 

Nach langem Überlegen der letzten Tage haben wir entschlossen, dass wir uns heute an die Liguistische Grenzkammstrasse wagen.

 

„Schwieriger als der colle Sommeiller kann‘s nicht werden“, doch Dieter kennt die Schwierigkeiten und Tücken.

 

Vor allem das Teilstück zwischen Col de la Boaire über den Colle Malaberghe zum Col des Seigneurs, das auf französischem Gebiet verläuft, gilt als der schwierigste Abschnitt der gesamten LGKS.

Tiefer Schotter, faustgroßes Geröll, aus dem Boden herausragendes Massiv und tiefe Absätze prägen diesen Abschnitt.

 

Dieter erinnert sich an Jahre, da war die Strecke „relativ“ gut befahrbar, da würde ich heute locker durchkommen. Aber er erzählt auch von Fahrten, da gabs Kindskopfgroße Steine über mehrere Kilometer zu überwinden.

 

Wie der aktuelle Zustand der Piste, speziell der »Route Marguareis« ist, weiß man im voraus nicht so genau.

 

Da es sich bei der LGKS um die längste Schotterpiste der Alpen handelt, ist nicht nur fahrerisches Können, sondern auch Ausdauer im groben Gelände gefragt.

Erst nach 34 KM gibt’s die erste Möglichkeit, die LGKS nach Malesi zu verlassen.

 

 

Ich bin bereit.

 

Wir fahren auf Asphalt den Tenda Pass hoch und am imposanten Fort Central vorbei. Nur ein kurzer Abstecher und eine „Besichtigung“ per Motorrad muss genügen. Viel mehr Zeit möchte Madam hier nicht „verlieren“.

Wir fahren weiter zur Seilbahnstation, dem Einstieg zum Nordabschnitt der Ligurischen Grenzkammstrasse.

 

NEU: Seit diesem Jahr (2015) wird eine Tagesmaut von 10 Euro (Motorräder), 15 Euro (für 4-Räder) für den gesamten Nordabschnitt (34 km) eingezogen.

„Früher“ fuhr man die LGKS auf eigene Gefahr. Ein Platten, Achsbruch oder Leck in der Ölwanne waren, wenn man sich nicht zu helfen wusste, fatal. Da oben gibt’s kein TCS.

 

Da die nun Geld verlangen, werden die auch eine gewisse Sicherheit bieten. Lebensgefährlich kann‘s somit nicht mehr sein. Beruhigend zu wissen.

Wir fahren los.. Noch bin ich etwas nervös... doch schon bald wundern wir uns über die „easy“ Strasse... Als es nach den ersten Kilometern nicht „gröber“ wird, verstehen wir die „Welt“ nicht mehr! Das kann doch nicht sein, dass „Die“ die Strasse derart planiert haben. Man hätte sie auch gleich asphaltieren können, das würde auch keinen Unterschied mehr machen.

Irgendwie haben „Die“ nicht verstanden, WARUM die Geländefahrer die Ligurische fahren; Herausforderung, Abenteuer, steinige und anspruchsvolle Pisten… warum auch sollten Jahr für Jahr Enduro- und Geländefahrer hier hin pilgern? Dass, was „Die“ daraus gemacht haben ist ein Frevel........ und demnächst kommen einem da Harleys entgegen?!

 

Ich bin ja irgendwie froh, ist die Strecke nicht im allerübelsten Zustand, aber so!!! Ich bin enttäuscht...und Dieter würde am liebsten Heulen (würde mich nicht wundern, wenn unter dem Helm heimlich Tränen flossen)....

 

….Traurig aber Wahr… So wird die LGKS bei Offroadern schnell an „Attraktivität“ verlieren. Ob es sich dann noch rechnet, die „Piste“ derart zu unterhalten, wenn die Fahrer wegbleiben und keine Maut mehr eingenommen werden kann, wage ich zu bezweifeln.… und somit stirbt die Hoffnung zuletzt, dass es bald wieder wie „früher“ sein wird.

Und obwohl die LGKS nicht‘s weiter mehr ist als ein gut gepflegtes Kiessträssen, so trumpft sie mit der Landschaft. Einfach sagenhaft.

Entlang des hochalpinen Kammes, welcher sich an der der italienisch-französischen Grenze hinzieht, erreichen wir schon bald die berühmte Kehre am Col de la Boaire.

Sagenhafte Aussicht ins Tal und nach Limone.

Der Pass selbst markiert den Übertritt auf französisches Territorium....

...und plötzlich befinden wir uns in einer Steinlandschaft.

Wir passieren Problemlos die FRÜHER berüchtigte »Route Marguareis« über den Colle Malaberghe.

Beim Col des Seigneurs führt uns die Straße wieder auf die italienische Seite.

 

Die Straße wurde „so schön“ gemacht, dass man, wo nur möglich, für ein paar Meter lose Steine, den Weg "umfährt".

Landschaftlich ein Traum. Die Kammstrasse schlängelt sich vor uns her. Nach ca. 20 Kilometer baumlose Hochgebiergslanschaft führt uns der Weg in einen Wald. Eine ganz andere Welt. Auch schön – anders halt. Die grandiose Aussicht über die endlosen Gebirgszüge hinter Stämmen verborgen, irgendwie finster. Ich atme den wohltuenden Duft des Lärchenwaldes.

Nach 34 Kilometer erreichen wir das Ende der „Mautstrecke“, und somit sind wir guter Hoffnung, dass im weiteren Verlauf der (Süd)-Strecke weniger Unterhalsarbeit steckt.


Hier kann man sich entscheiden, entweder der LGKS weiter südwärts zu folgen oder „auszusteigen“ und ins Tal nach Monesi abzufahren.

 

Natürlich folgen wir der LGKS weiter.

Doch zuerst machen wir einen Abstecher zum Redentore, dem Erlöserdenkmal auf der Kuppe des Monte Saccarello. Und dabei spüren wir endlich wieder „wilden“ Schotter unter den Reifen.

Wir fahren zur Kreuzung zurück, an der die von Monesi kommende geschotterte Straße auf die Ligurische Grenzkammstraße trifft und freuen uns über den nicht mehr ganz so zivilisierten Strassenzustand. Spätestes hier würde die Harley wie ein sturer Esel bocken.

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