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Luftwirbel traveling... Karpaten

Reisetagebuch
Karpaten

Freitag 13.09.2019

Zeit unterwegs von 10:00 bis 18:00 Uhr 

 

 

Chust (Хуст) [UA] Werchowyna (Верховина) [UA]

199 Kilometer

Frühstücken können wir wieder im Restaurant nebenan. Und genauso wie gestern Abend wählen wir sozusagen blind aus der kyrillischen Karte etwas aus. Serviert bekommen wir eine Art gefüllten Pfannkuchen. Miamm, sind die Lecker. Würde es hier so ein Laden geben, wir wären wir jeden Tag da. Diese zwei Frückstücksessen mit Kaffee kosten uns 132 UAH = 4.8 €. 

 

Dass in der Ukraine die Zeit eine Stunde vor geht, bemerken wir übrigens erst heute.

 

Aufsteigen und losfahren.

Die nächsten 70 Kilometer werden wir wohl noch auf der Hauptverkehrsachse im Flachland, parallel zu den Karpaten hinter uns bringen müssen.

 

Doch kaum losgefahren, werden wir schon von der Polizei gestoppt. Die Strasse ist in einem guten Zustand, ein kurzer Blick zu Martin: „Wir waren doch nicht etwa zu schnell?“ 

 

Zuerst die üblichen Fragen von dem „Woher und Wohin“. Danach wird Pass, internationaler Führerschein und die Fahrzeugpapiere kontrolliert. Alles, wie nichts anders erwartet, i.o.

 

Nun muss Martin die Polizisten zum Polizeiauto begleiten und sich einer Alkoholkontrolle unterziehen. Ich hingegen werde aufgefordert, bei den Motorräder zu warten. Mich haben Sie noch nicht einmal gefragt, ob ich denn getrunken hätte?

 

Warum nur Martin auf Trunkenheit kontrolliert wird, ist uns ein Rätsel und lässt Raum für Vermutungen. Vielleicht trinken die Frauen in der Ukraine kein Alkohol. Oder die Deutschen haben diesbezüglich einfach den schlechteren Ruf als Schweizer. Oder vielleicht sehe ich einfach auch zu brav aus, als könnte ich morgens schon „Frühschoppen“. 

 

Im Hintergrund ist das Polizeiauto erkennbar. 

Nach dem nüchternen Ergebnis gibt es keinen Grund mehr, uns nicht ziehen zu lassen.

 

Es folgen an diesem Tag noch zwei weitere Polizeikontrollen. Bei der nächsten werden wir durchgewunken und bei der dritten wedelt der Polizist mit seinem Stab herum.

Unklar ob wir halten müssen oder nicht fährt Martin mit reduzierter Geschwindigkeit langsam vorbei. Ich halte sicherheitshalber mal an und als ich gerade wieder losfahren will, da schenkt mir der Polizist die geballte Aufmerksamkeit. Anstatt, wie erwartet mich auch durch zu winken, fragt er nach dem "Von wo? und wohin?" Das hast Du nun davon, denke ich mir und zeige Ihm auf der Karte unsere Route.

 

Martin, der meine Abwesenheit bemerkt hat, kommt zurück gefahren. Vorwurfsvoll muss er sich nun anhören, dass Frau stoppte, er nicht! Nachdem der Polizist dreimal darauf herum hackte: „She stop, you not", dürfen wir dann doch weiter fahren. Achselzucken.

 

Für 30,79 UAH/L (1.12 €/L) tanke wir unsere Motorräder.

Transport bridge Teresva

Immer wieder fahren wir an kleinen und grossen Kirchen mit goldig-leuchtenden Dächern vorbei.

Dann folgt ein Ort mit jede Mengen halbfertigen Villen und Schlössern. Allesamt, so scheint es zumindest, unbewohnt.

Die Strasse H09 führt nun mehrere Kilometer ganz nahe an der rumänischen Grenze entlang. Ganz nahe bedeutet, dass direkt neben der Strasse Stacheldraht vor einer Waldkulisse in die Höhe sticht. Fotos mach ich keine, denn in den Büschen und auf der Strasse patrouilliert das Militär. 

 

Gegen 11:45 Uhr sind die Anfangs erwähnten 70 Kilometer erreicht. Die H09 macht nun einen 90° Knick nach Links und quert somit die kompletten Karpaten einmal von Süd nach Nord. Irgendwo dazwischen, bevor die H09 im Norden wieder im Flachland rauskommt, werden wir auf die P24 Richtung Верховина abbiegen.

 

Endlich: Auf in die „Berge“.

Rumänien verschwindet langsam im Rückspiegel.

Bei einer Ansammlung von Hütten und Ständen stoppen wir (Колиба-Музей). Was ist denn hier los? Bis eben war irgendwie nichts touristisches und plötzlich gibt’s jede Menge Souvenirläden mit Fellen und Decken, Trachtenkleider, Töpfen und und und.

An einem der massiven Holztische lassen wir uns nieder und bestellen für 36 UAH (1.30 €) zwei Kaffees.

 

„Hast du die vielen bewaffneten Soldaten gesehen? Und den ganzen Stacheldraht? Ja.

Anfangs hab ich die Soldaten sogar gezählt“.

Das Grenzgebiet wird ganz klar streng bewacht. 

Einmal an den Ständen vorbeigeschlendert und schon setzen wir uns, kurz vor 13 Uhr wieder auf unsere Motorräder.

 

Nur wenig später entdecken wir einen kleinen, etwas erhöhten Unterstand mit Tisch und Bank und lassen uns erneut auf ein kleines Päuschen ein. Wir geniessen es, jetzt endlich in den Waldkarpaten unterwegs zu sein.

Entgegen der Flussrichtung der schwarzen Theiß (Тиса Tyssa) folgen wir dem Talverlauf weiter gen Norden.

 

Geschwungene Kurven, durch kleine und grössere Ortschaften, viel Wald und nochmehr Wald. Es ist herrlich zum fahren. Das Wetter traumhaft. Wir kommen gut vorwärts.

Noch eine der unzähligen Eisenbrücken. Hier bei Jassinja [Ясіня]. 

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