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Luftwirbel traveling... Karpaten

Reisetagebuch
Karpaten

Samstag 07.09.2019

Zeit unterwegs von 14:00 bis 18:20

Zeit in Fahrt = 2:45 h

 

Home sweet Home [D] A3 Adelsdorf, Neuhaus [D]

214 Kilometer

14 Uhr. Es ist irgendwie düster, nass und.... naja, kein T-Shirt Wetter. Die Motorräder sind gepackt, wir „endlich“ abfahrbereit.

 

Erstes Ziel Tschechien.

 

Es sind nur 400 Autobahnkilometer bis zur Landesgrenze, und so ist es theoretisch locker Möglich, bereits die erste Nacht im Ausland zu verbringen. Theoretisch, wenn wir nicht erst Nachmittags losfahren würden.

So jedoch ist es eine pure Illusion. Rein rechnerisch bräuchten wir 4 Stunden. Dazu kommen Pinkelpausen und gegebenenfalls Stau. In Tschechien angekommen müssen wir als allererstes Euros in Kronen wechseln und einen Schlafplatz suchen. Ne, den Stress der letzten Wochen nehmen wir nicht auf unsere Reise mit, der bleibt Zuhause und so darf Tschechien bis morgen warten.

Die letzte Zeit war für uns beide irgendwie sehr stressig und es blieb kaum genug Zeit für Vorbereitungen.

 

Ein „Lagerschaden“ hielt mich auf Trab. Das eigentliche Problem daran ist ja noch nicht einmal das defekte Radlager, sondern der „Pfuscher“ welches es mir montierte (Name wird auf Nachfrage bekannt gegeben). Normalerweise keine Hexerei. „Mein“ Beta-Teile-Händler, das Autohaus Schroth in Langen hatte das Lager leider nicht auf Lager. So nahm ich mit einer anderen, nicht grad um die Ecke liegenden Beta-Fachwerkstatt Kontakt auf und freute mich unheimlich über die gute Nachricht, dass Lager sei vorrätig und er könne es noch heute Nachmittag montieren. Dass er dann „heute“ doch keine Zeit mehr hatte, sondern ich es morgen nach dem Feierabend abholen könne, ist zwar Fahrweg-technisch nicht optimal, aber was soll´s, halb so wild. Es sind ja bis jetzt erst zwei Feierabende, welche „draufgehen“.

Am nächsten Tag, als ich das Vorderrad mit dem neuen Radlager abholen will, ein ganz normaler Reflex: Finger ins frisch geschmierte Lager und … „ÄHM, aber das dreht sich ja gar nicht!“, stelle ich erstaunt fest.

„Das ist schon gut so. Das ist jetzt noch ein bisschen streng. Sie müssen das Rad auf die Achse stecken, danach dreht es sich“.

Ich hab ja mit viel gerechnet, dass er sich für den Fehler entschuldigt, es gleich nochmals neu macht oder dass der Lehrling daran schuld sei, nicht aber mit so einer Antwort.

„Aber“, erwidere ich „normalerweise muss sich das doch mit dem Finger drehen lassen“. Er weist mich freundlichst darauf hin, dass er der Fachmann sei und schickt mich mit diesem Rad nach Hause.

Ja, zweifelsfrei; ich bin nur Hobbyschrauberin, und wenn der Fachmann mit vollster Überzeugung sagt, dass ich´s halt auf die Achse stecken muss, und mich dabei vorwurfsvoll fragt: „Ja, haben Sie denn die Achse nicht mit dabei?“, was soll ich da noch argumentieren.

 

Zuhause bestätigt sich meine Befürchtung; Achse hin oder her, das Kugellager dreht sich dadurch nicht besser. Hab auch gar nichts anderes erwartet.

Das Telefon am nächsten Morgen mit der Werkstatt endet damit, dass ich mir nun komplett „Depp“ vorkomme. Natürlich muss das Rad, mit dem richtigen Drehmoment, eingebaut werden und dann dreht es sich ganz leicht. Jegliche Diskussion endet darin, dass er ja schliesslich der Fachmann sei und mit dem Lager alles in Ordnung ist.

 

Bevor nun das letzte Stückchen Selbstvertrauen, was mein mechanisches Verständnis betrifft, verpufft, muss eine zweit Meinung von einem anderen Fachmann her.

 

Doch zuerst „opfere“ ich meinen dritten Feierabend und baue das Rad ein, selbstverständlich mit dem vorgeschriebenen Drehmoment.

Dass sich das Rad auf der Achse leicht drehen lässt, ist zwar schön und gut, aber eigentlich sollte es sich im Kugellager drehen. Dafür ist es ja da.

 

Noch am Abend bringe ich das, wieder ausgebaute Rad beim Doktor Motorsport vorbei, welcher hier direkt um die Ecke wohnt.

Klarer Fall, das Lager ist viel zu fest eingepresst. Das ist nicht nur schlecht montiert, sondern auch unbrauchbar. So entsteht zwischen Achse und Lager Reibungswärme, was eigentlich durch die Kügelchen verhindert werden sollte. Dieses Lager wird nicht lange halten und am Ende mehr kaputt machen. Möglicherweise sogar die Reise frühzeitig beenden.

Seit 4 Tagen streite ich mich mit dem „bis eben noch Fachmann, ab jetzt Pfuscher“ nun darüber, wie ein Lager zu funktionieren hat. Ich fühle mich nicht mehr Depp, sondern regelrecht verarscht.

 

Morgen wollen wir los fahren. Es sind noch zweitausend andere Dinge zu erledigen. Rein schon aus Prinzip würde ich am nächsten Tag noch einmal vorbei, doch Martin bringt mich zur Vernunft. Ich habe doch schon zu viel Zeit mit den Pfuscher verschwendet. Soll er die 30 Euro behalten. Kapitel abgeschlossen.

Rein theoretisch, auf „Teufel komm raus“, wäre es wahrscheinlich schon Möglich, die Alp noch zum fahren zu bringen. Doktor Motorsport würde mir das neue Lager auch montieren, ich müsste halt nur eben mal ein neues auftreiben.

 

Nein, spätestens jetzt steht definitiv fest: Ich fahre mit der Ténéré, welche mir Martin „vorsorglich“ bereits bereit machte. Allgmeine Kontrolle, Ölwechsel und Luftfilter ersetzt.

 

Jetzt kümmere ich mich um die zweitausend anderen Dinge wie:

  • Alles was wir mitnehmen in die vier Alu-Koffer und Packsäcke verpacken. Ja, ich weiss, normale Menschen (und da zähle ich mich eigentlich auch dazu), hätten ein Tag vor abfahrt doch schon längst gepackt.

  • Haushalt. Mag blöd klingen, aber es ist mir wichtig, dass die Nachbarin, welche aufs Haus schaut, hier nicht über die Staubflusen fällt. Ich möchte einfach, dass es ein bisschen ordentlich aussieht. Auch, dass alle Pflanzen zentral im Wohnzimmer stehen.

  • Noch „kurz“ einen Tagebuchtag veröffentlichen, denn danach gibt’s vier Wochen „Lesepause“.

  • Wäsche waschen, und und und.... → Kleinvieh macht auch Mist und benötigt dann doch viel mehr Zeit als gedacht.

  • Völlig unterschätzt habe ich den Garten. Alles reife Gemüse abernten (das ist in diesem Jahr echt viel) und es an Nachbarn verteilen. Den grossen Teil Tomaten waschen, schnippeln und einkochen/einfrieren.

  • Jetzt im nachhinein klingt es nach so wenig. Doch wir schnippelten bis spät Abends an dem Berg reifer Tomaten.

Und obwohl wir heute schon um 7 Uhr aufstanden, verflog die Zeit. Kurz nach 12 sind wir „theoretisch“ soweit bereit und entscheiden uns, die frühmorgens gestrichenen Mittagsbrote/Sandwiches gleich zuhause vor der Abfahrt noch zu essen. Grins.

 

Bis wir dann komplett in Regenmontur eingepackt, die dicken Winterhandschuhe übergezogen und wir auf unsere Motorräder aufsteigen, ist es halt nun mal 14 Uhr. Und Tschechien in nicht erreichbare Ferne gerückt.

Was solls, stressfrei verlassen wir das Fischbachtal in Richtung Spessart.

 

Die A3 nicht wirklich spektakulär, aber bei dem miesen Wetter genau gut genug. Zum Autobahn-Kilometer abraspeln braucht es ohnehin kein Sonnenschein.

 

Wir haben uns inzwischen für ein neues Ziel innerhalb Deutschland entschieden. Der  Brauereigasthof zum Löwenbräu in Neuhaus, im Karpfenland Aischgrund.

Warum da? Weil wir vor etwa einem halben Jahr Lampen für unser neues Zuhause über Ebay kauften.

Gebraucht, super-toll aussehend und echt günstig. Jetzt kann man entweder mehr Geld für den Versand ausgeben, als das die Lampen „Wert“ sind, es bleiben lassen (und andere Lampen kaufen) oder sich einen Wochenendausflug aus dem Umzugsstress gönnen. So buchten wir im Gasthof zum Löwenbräu eine Übernachtung und durften spontan an der Brauereibesichtigung teilnehmen. Das war echt cool.

Zudem war das Essen mega lecker und die Atmosphäre einfach super Familiär. Das beste aber war/sind die vielen Kleinigkeiten, welche das ganze abrunden. Eine dieser ganz tollen Kleinigkeiten verraten wir euch morgen beim Frühstücksbuffet. Uns jedenfalls hat es so gut gefallen, dass wir spontan entscheiden, die erste Nacht unserer Reise im Gasthof zum Löwenbräu zu verbringen.

Da kein Zimmer mehr frei ist bietet man uns das Ferienhaus auf der gegenüberliegenden Strassenseite als alternative an. Für 80 Euro haben wir 120m² für uns alleine, inkl. Frühstück im Hauptgebäude.

 

Leider werde ich am ersten Tag in der Ukraine unseren Fotoapparat verlieren. Alle schönen (und nicht-schönen) Fotos weg. Unwiderruflich, für immer. Ich könnte noch heute heulen, und Ihr werdet es auch morgen und übermorgen und die ganze nächste Woche hören, dass mir die Bilder fehlen. Aber das hilft nicht weiter. Immerhin gibts ein paar wenige Handy-Fotos und ein grosses Dankeschön an Familie Wirth vom Gasthof zum Löwenbräu, welche uns ebenfalls tolle Fotos Ihrer Brauerei zur Verfügung stellt.

Ich habe Kopfschmerzen und versuche es mit meiner kleinen Faszienkugel und Engpassdehnungen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst eine Dehnstunde und mein Repertoire beschränkt sich auf 3 Übungen. Besser als keine, denn es hilft. Abends beim z´Nachtessen geht es mir doch schon deutlich besser.

 

Für 57,70 € bekommen wir zwei Brauereigerichte mit Vorspeise und Dessert. Espresso, Bier und ein Gläschen Wein. Miamm, lecker war's.

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