top of page

Luftwirbel traveling... to Marokko

Reisetagebuch
Marokko Oriental

Wir kennen die Topografie nicht. Was, wenn zwei Kilometer vor dem Ziel eine Schlucht auftaucht? Nicht zu unterschätzen, wir sind heute Morgen auf 750 müM gestartet und bei Debdou mal eben kurz auf 1600 müM angestiegen. Wo es derart hoch geht, kann es auch irgendwo wieder runtergehen. Wir wissen es einfach nicht. Wir fahren. An jeder Kreuzung entscheiden wir spontan nach der allgemeinen Himmelsrichtung und unserem Bauchgefühl. Der Mund trocken. Die Sonne scheint. Wir schwitzen ganz schön in unsrer Motorradkluft.

Manchmal ist die Piste offensichtlich als Piste zu erkennen und dann ist Sie wieder nur zu erraten. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die „befahrenere aussehende Piste die  Richtigere ist.  Ganz im Gegenteil, vielleicht ist in letzter Zeit der Hirte einfach öfters zu seinem Haus gefahren als hier Durchgangsverkehr vorbei kam.

Oder eine Oued-Durchfahrt ist an ursprünglicher Stelle nicht mehr Möglich und die Menschen suchen sich eine neue Strecke. So stehen wir an ausgetrockneten Flussbeeten, wo es keine Durchfahrt mehr gibt. Zurück und „den neueren“ Weg suchen, wo das Oued problemlos gequert werden kann.

Ein gutes Gefühl vermittelt das Garmin, auch wenn wir uns nicht mehr auf der „Route“ befinden, so zeigt es uns die Himmelsrichtung an in welche wir fahren. Süd/Südost stimmt schon mal so ungefähr, denn da sollten wir irgendwann mal auf eine richtige Strasse stossen. Gutes Gefühl. Und mit der Trackaufzeichnung würden wir auch feststellen, falls wir uns ungewollt „im Kreise“ bewegen würden. Ja, das hilft schon und im Notfall könnten wir dem aufgezeichneten Track zurück folgen. Ohne GPS in die Wüste fahren ist Lebensgefährlich.

Die „Einöde“ so abwechslungsreich. Mal soweit das Auge reicht nur Stein und Geröll. Dann plötzlich wieder kleine Bodendeckerbüsche oder Landschaften aus Kniehohen Wüstengräser. Dann ganz feine Steinchen, fast schon Sand oder teils Felsiger Untergrund. So vielfältig ist die Wüste. Ab und zu treffen wir auf Hirten mit Schafen, Ziegen und Esel. Von irgendwas müssen sich die Tier und Menschen ernähren.

Soweit das Auge reicht, 360°, nur Wüste. Stein, Geröll mit und ohne Büsche.....und doch, wenn man genau hinschaut, voller Leben.

Und da stehen wir nun vor einem Steinhaus. Die Piste ist zu Ende. Zwei Frauen schauen uns verdutzt an. Wir grüssen freundlich und wenden. Zurück, zur Piste… aber WO sind wir von der „Hauptpiste“ abgekommen? 

Unserer Befürchtung ist wahr geworden. Wir wissen zwar in welche Himmelsrichtung unser Ziel liegt und können so versuchen unsere spontane Pistenwahl anzupassen, aber wir haben keine Ahnung, wo wir gerade herumirren. Möglicherweise sind wir schon seit vielen Kilometer von der Hauptpiste weg.

Ein Junge rennt uns vom unteren Haus entgegen und winkt uns zu. Tendrara, fragen wir. Er zeigt in die Richtung, wo wir eben gewendet haben. Da ist ein Haus, die Piste endet im „Hof“. Mit Gesten versuchen wir uns zu verständigen. Der Junge Mann zückt sein Handy und signalisiert uns, dass wir kurz warten sollen. Kurz darauf kommt uns sein Vater mit zügigen Schritten entgegen. Mohamed, ein Spanier.

 

Er zeigt in dieselbe Richtung wie der Junge.  Aber da ist doch nur der Weg zum Haus? Und beim Haus ist Ende. Er merkt, dass wir es nicht kapieren und läuft vor, wir folgen ihm zu Fuss.

Die Motorräder lassen wir einfach an Ort und Stelle stehen.

Wir laufen tatsächlich erst ein paar Meter zurück Richtung Haus, bleiben dann aber vor einem „Hügel“ stehen und er zeigt auf kaum sichtbare PW Spuren, die wohl von Ihm stammen müssen. Hier? „Si, Trendrara“, er grinst. Diese Spur hätten wir tatsächlich nie entdeckt, oder als „Weg“ interpretiert.

Der Spanier läuft weiter den Hügel hoch, wir folgen ihm. Oben angekommen haben wir einen fantastischen Ausblick. Jetzt ist klar. Da unten verläuft bestens sichtbar unsere Route. Wenn wir seinen PW-Spuren folgen, werden wir auf die Piste stossen.

Wir freuen uns und danken Ihm für seine Hilfe. „Tea?“, fragt er uns. Gerne nehmen wir seine Einladung an und so folgen wir ihm zum Haus. Ein einfaches Haus aus Steinen, oben drüber sind Hölzer gelegt und mit einer schwarzen Folie abgedeckt. Ein paar Kieselsteine vollendet die Dachkonstruktion.

Erst bei Betreten des angenehm kühlen Hauses wird uns bewusst, wie heiss uns eigentlich ist.

 

Das ist schier unglaublich. Ein einfaches Steinhaus, ohne Klimaanlage und doch bietet es, mitten in der Sahara, ein derart angenehmes Plätzchen.  Wir setzten uns auf Wolldecken, welche ausgebreitet auf dem Boden liegen.

Seine Frau bringt Tee. Sehr leckeren Tee.  Sie kommt mit einem weiteren Tablet zurück und reicht es Mohamed. Er nimmt das Brot, bestreicht es dick mit Butter und Honig und reicht es uns. Dazu bekommen wir noch ein Glas mit Lecce (Milch-Yogurth-Drink).

Auch er und der Sohn essen einen Happen mit. Die Frau hält sich im Hintergrund.

Bei Mohamed erleben wir die Marokkanische Gastfreundschaft. So herzlich.

 

Als wir nach draussen gehen erwartet uns beinahe ein Hitzeschlag.

Mit Freude posiert er und seine Familie mit uns auf Fotos.

bottom of page