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 Luftwirbel traveling... Nordkapp

Nordkapp

7

Route:

-344 KM--

Lulea– Töre - [E10] - [392] - Pajala- Kolar [Finnland] - Muonio


 


 

Spritpreis:

Schweden: 14.20 SEK/Liter,

Finnland: 1.56 €/Liter


 

 

Camping:

Wild im Wald

beim gefrorenen Utkujärvi (See)

N 68°01.880    O 023°33.654

5°C

 

Mittwoch 20.05.2015

Draußen ist es neblig.

 

Wir studieren den Wetterbericht. Die Prognose fürs Nordkapp eindeutig: Die nächsten zwei Tage Regen, dann Freitags Sonne (soll der schönste Tag der Woche werden), und für Samstags und Sonntags sind wieder Pechschwarze Wolken auf der Meteokarte abgebildet.

 

Peter und ich sind uns einig. Am Freitag wollen wir am Nordkapp stehen. Aufstehen, Frühstücken und die Hytter sauber zu verlassen. 900 Schwedische Kronen können Nachträglich verrechnet werden, falls die Hütte nicht in angemessenen Zustand (gemäß Checkliste) zurückgelassen wird.

 

Unsere Kleider sind mittlerweile auch wieder trocken.

 

Im BILTEMA können wir GAS kaufen.

 

Als wir auf die E4 North fahren, sehen wir, wie ein Elch soeben die Autobahn überquert.

Die Leitplanken scheinen ihn überhaupt nicht zu stören. Leider ist das der einzige Elch, den wir auf unserer Tour sehen werden.

 

Es war eine Fehlentscheidung, guten Willens ohne Regenmontur loszufahren. Die dunklen Wolken versprechen keine trockene Fahrt. Nach keinen 20 KM halten wir und ziehen uns Regendicht an. Kurze Zeit später beginnt es auch schon leicht zu Regnen.

 

Endlich, für uns endet nun die Fahrt auf der E4. Noch ein kurzes Stück auf der E10 und dann, die lang ersehnte Überlandstrecke 392.

Wir hätten auch bis Haparanda, Grenze zu Finnland, auf der E4 bleiben können, und dort weiter auf die Finnische E8 (Finnische Europastraße). Dann hätten wir beim Berühmten Santa Claus den Polarkreis passiert. Dies ist uns aber zu jenem Augenblick nicht ganz so bewusst.

 

Schnell merken Peter und ich jedoch, dass wir völlig ab vom Schuss, uns auf einer „einsamen“ Strasse dem Polarkreis (66°50.000) nähern. Hier ist, im Gegensatz zu Finnland tote Hose. Genauer gesagt: Hier WAR vielleicht mal, vor (keine Ahnung) 100 Jahren was los. Doch heut und jetzt findet sich lediglich ein völlig verkommenes Denkmal und eine verfallene Baracke. Etwas weiter vorne eine Tafel am Straßenrand.

Wir rasten und lassen den verlassenen Ort auf uns wirken. Ja, hier ist schon lange nichts mehr los. Geisterstadt.

In einem halbwegs erhaltenen Unterstand kochen wir uns bei 5°C eine Gemüsesuppe und Essen Brot. Tut richtig gut.

Beim Schild wollen wir natürlich auch noch Fotos machen. Leider schwierig, es liegt einfach zuviel Müll.

Ein bisschen verwundert (über den Zustand) und enttäuscht (vom Müll) fahren wir weiter.

Wieder beginnt es leicht zu regnen.

Die ersten Rentiere am Straßenrand werden durch die vorbeifahrende GS aufgeschreckt und rennen weg. Ich halte Abstand und bemerke, wie eines der Viecher abdreht und auf die andere Straßenseite flieht, direkt auf Peter zu.

Ich sehe schon der Crash vor mir. Was für Auswirkungen hat eine Kollision mit einem Rentier? Definitiv ein Sturz. Wie weit werden Peter und sein Motorrad wohl weggeschleudert? Und das schlimmste: Ich kann nichts machen. Ich kann ihn nicht warnen, und muss zusehen, wie das Viech auf Peter zu rennt.

Im letzten Augenblick bemerkt Peter das Rentier und kann ein gewagtes Ausweichmanöver vollziehen. Das war knapp. Mit einem Schreck kommen wir davon. Mit großem Respekt und gedrosseltem Tempo fahren wir nun an all den weiteren Rentieren, welche unser Weg kreuzen, vorbei.

 

Im Verlauf unserer Reise werden wir besser verstehen, warum die Rentiere sich so verhalten.

Rentiere sind Fluchttiere. Zu unserer Reisezeit ist es im Norden karg, steinig, Schneebedeckt und oder sumpfig. Die Rentiere am Straßenrand, welche aufgeschreckt werden flüchten. Und wo flüchtet es sich besser als auf der Straße?

Uns fällt auf, dass sich seit den letzten Breitengraden die Landschaft massiv verändert hat.

Das Unterholz im Wald verliert die Farbe. Die Bäume bei weitem nicht mehr so hoch. Oft nur noch kurze, kahle Sträucher. Auch die Wiesen in den Vorgärten sind nicht mehr grün, sondern bräunlich. Kleinere Seen bereits zugefroren.  

Schade; Der Müll, wir sind über das Ausmass schockiert, versaut das wunderschöne Naturparadies.

Bei Kolari passieren wir die Grenze zu Finnland.

 

 

Das Wetter durchzogen, noch immer mit leichten Regeneinlagen.

 

Ich möchte Wild campen, dies ist jedoch einfacher gesagt als getan.

 

Wir sind mittlerweile in den Sumpf-Gebieten Lapplands. Rechts und links der Straße befindet sich entweder Schnee oder Sumpf. Keines der beiden eine gute Voraussetzung, die asphaltierte Straße zu verlassen und ein Platz fürs Zelt zu suchen. Wir versuchen es zwar immer wieder... doch müssen einsehen, dass wir mit unseren schwer beladenen Motorräder keine Chance haben, ohne im Matsch zu versinken.

Wir fahren weiter, vielleicht kommt ja mal ein Campingplatz.

 

An einem See (Utkujärvi), welcher größtenteils zugefroren ist, entdecken wir einen Sandstrand. Es beginnt stärker zu regnen. Seit vielen Kilometern der erste geeignete Platz um das Zelt aufzustellen. Doch so richtig glücklich sind wir mit dem Sandstrand nicht. Der Müll, der rumliegt ist das kleinere Übel. Hier am See, ohne Windfang, wird es eine sehr kalte Nacht werden.

Wir rätseln…bleiben oder unser Glück an einem anderen Ort versuchen…

Peter sieht sich die Umgebung zu Fuß an. Ich warte bei den Motorrädern.

Im Waldstück oberhalb des Sees entdeckt er eine Lichtung. Wir fahren auf den Jetski-spuren den Wald hoch und schlagen das Zelt auf. Auch wenns immer noch Arschkalt und Nass ist, hier sind wir zumindest etwas Windgeschützt.

Lecker...Eine einfache, warme Mahlzeit...

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