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Luftwirbel traveling... to Pyrenees

Reisetagebuch
Camargue - Pyrenäen oriental

Ab Canillo müssen wir wieder auf die Hauptstrasse. Es folgt die Gemeinde Escaldes-Engordany, welche mit der Hauptstadt Andorra la Vella zusammengewachsen ist. Die Hälfte der gesammten Bevölkerung lebt in diesen zwei Ortschaften.

Bevor wir ins Gebirge hochfahren, wollen wir noch Lebensmittel einkaufen. Wir dachten/hofften, dass irgendwann eine kleine Ortschaft kommt, aber weit gefehlt. Wir bewegen uns von einer Stadt in die nächste. Und es ist höllisch viel los auf den Strassen.

Nur um mal einen Eindruck zu bekommen. Man fährt über 7 Kilometer in ununterbrochenen Stadtverkehr. Banken, Hotels und Einkaufsmeilen wechseln sich ab.

Knapp 2 Kilometer Überland und schon folgt die nächste Stadt: Sant Julià de Lòria. Hier ist ja noch mehr los.

 

Spätestens jetzt wird es aber Zeit, essen einzukaufen. Aber wo? Die nicht endenden Shoppingmeilen bestehen vorwiegend aus Geschäften mit Parfüm, Kleider, Elektrogeräte und anderen Konsumgütern.

Andorra lebt heute vor allem vom Duty-Free-Tourismus. Besucher, die nach Frankreich und Spanien zurückkehren, können eine freie Menge Zollfrei mitnehmen.

Deshalb kommt eine beachtliche Anzahl von Tagesbesuchern der billigen Alkoholika, Tabakwaren, Klein-Elektronik und Luxusartikel (Schmuck, Bekleidung, Kosmetika) wegen.


Die Tourismusindustrie hat sowohl im Sommer als auch im Winter Hochsaison. Der Zwergstaat ist die größte Wintersportdestination in den Pyrenäen. Und, über 700 Hotels sowie Sport- und Ferienzentren stehen zur Verfügung.


Auch das Bankwesen ist sehr gut entwickelt. Andorra gehört zu den so genannten Steueroasen. Das Land gewährt seinen Einwohnern weitgehend Steuerfreiheit.

Doch Lebensmittel suchen wir hier vergebens. Vielleicht sehen wir auch einfach vor lauter Bäume den Wald nicht mehr. Oder vor lauter Wald den Baum. Hier jetzt blind und ziellos durch die Gassen zu ziehen macht jedoch wenig Sinn. Zudem wird es uns unter unseren Motorradklamotten so langsam etwas zu warm.

Wir brauchen ein Ziel: Garmin – POI – Einkaufen – Supermarkt.

Echt jetzt??? Zwei Kilometer! Kann das sein?

 

Ne, wir wollen keine 2 Kilometer durch diese Rotzstadt fahren, wo es weder vorwärts, noch zurück geht. Nur stop and go.

Und nach dem Einkaufen müssen wir die 2 Kilometer ja wieder zurück.

Gibts denn hier in Sant Julià de Lòria nichts näheres?

 

Vielleicht kann uns Google-Maps aufm Handy weiterhelfen.

Andorra ist nicht Mitglied der EU, es genießt jedoch einen Sonderstatus im Verhältnis zur Europäischen Union. Da das Land keine eigene Währung besitzt, wird hier mit Euro bezahlt. Alles schön und gut; Nichts desto trotz, nicht-EU heisst keine Mobilen Daten (ausser über teures Roaming). Keine Daten heisst kein Internet und somit auch kein Google-Maps. Hmmm... Grml.


 

Da hilft alles schwitzen in der Motorradkluft nicht weiter. Am einfachsten wird doch sein, dem Garmin 2 Kilometer zu folgen.

 

Es ist zwar mühsam, aber wir erreichen ein Einkaufscenter der Superlative. Wobei, im Verhältnis von Andorra ist das jetzt nicht sonderlich speziell, Aber für uns jedoch überwältigend. Was es hier alles zu kaufen gibt, das sprengt unser Horizont.

Ein halbierte Schafsköpfe, komplett mit Augen und Hirn. Komplett, Einfach in der Mitte durchgeschnitten und eingeschweisst. Sowas haben wir in einem „normalen Supermarkt“ noch nie gesehen.

 

Baguette (270gr.) kriegt man ab 0,19 €. Nur mal so im Vergleich, die Baguettes, welche wir in den letzten Tagen in Frankreich kauften waren alle so um die 0.90€ - 1,10 €.

 

Die grosse Toblerone (360gr) kostet 3,49 €. Im Schweizer Detailhandel gibt’s diese für 8 Franken.

Ja, die Lebensmittel hier sind schon sehr günstig.

 

Unser Einkauf mit wirklich vielen Früchten, Brot, Fleisch und einer Flasche Rotwein kostet uns gerade mal 17 Euro.

 

Am Anfang fand ich es ja auch ziemlich spannend, durch dieses Riesenangebot von allem Möglichen (und unmöglichen) zu schnausen. Doch plötzlich wird es mir zu viel. Reizüberflutung - Ich will hier raus und werde ungeduldig. Ja fast schon ein bisschen quengelig, als Martin noch hier und da gucken will. Wir haben doch schon alles was wir brauchen, lass uns gehen.

 

Endlich draussen strahlt mich Martin an, küsst mich und meint, dass wir was zu feiern hätten. Fragezeichen in meinem Gesicht. „Du bist wieder die alte, ungeduldige Jasmin“, wie er mich im Supermarkt kennt.


 

Wir verstauen unsere Einkaufe. Für die zwei Baguettes finden wir keinen Platz, ich werde sie einfach in den Händen halten.

 

Doch irgendwas ist komisch.

 

Mehrere herausgeputzte Polizeimotorräder fahren blinkend wie ein Weihnachtsbaum vorbei.

Hubschrauber kreisen in unserer Nähe.

Leute stehen am Strassenrand.

Noch eine „Truppe“ Motorradpolizisten.


So langsam realisieren wir, dass sich ansonsten keine „normalen“ Fahrzeuge auf der Strasse befinden. Die Zufahrt ist gesperrt. Auch wir können den Parkplatz des Einkaufscenters nicht verlassen.

Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auch an den Strassenrand zu stellen und abzuwarten, was hier wohl gleich passieren mag.

Gefühlt fährt grad das komplette andorranische Polizeikorps vorbei. Dazwischen vermehrt ein Pressemotorrad mit Fotograf hinten drauf und Support-Autos mit jede Menge Fahrrädern aufm Dach.


 

Oh WOW, und jetzt kommt der ganze Rennvelofahrer-pulk. So was haben wir tatsächlich noch erlebt. Das ganze Feld zieht vorbei und hinten aufgeschlossen wieder Polizei und Support-Autos mit den Fahrrädern oben drauf.

Martin und ich sind verwundert. Haben wir eben ganz zufällig die Tour de France live miterlebt?


Kaum ist der ganze Tross vorbei, wird die Strasse wieder dem normalen Verkehr freigeben.


 

Endlich!

Wir "müssen" schliesslich noch dutzende Serpentinen auf kleiner (weisser) Strasse hoch und das Refugio finden. Und was, wenn die 4x4 Zufahrt nicht so easy ist wie beschrieben. Mann weiss ja nie; Die "200 Meter" gestern, welche sich als 2 Kilometer entpuppten, dauerten auch dreiviertelstunden. Ich will nicht erst bei Dunkelheit die Schutzhütte irgendwo in den Bergen suchen müssen.

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