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Luftwirbel Traveling ... Island

Island-05

Dienstag 31 August 2021

Zeit unterwegs von 11:30 bis 17:00 Uhr

Island-05

Zeit in Fahrt = 3:40 h

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202 Kilometer

Seyðisfjörður → Hlíðarvegur → Vopnafjörður → Þórshöfn

Die letzten Seemailen

Der Wecker klingelt um 07:00 Uhr. Heute gibt es kein Frühstück für uns, lediglich einen mittelmässigen Kaffee für 22 DDK (3€) bring ich Martin ans Bett. Danach heisst es duschen und die Kabine räumen. Island ist bereits in Sichtweite. Innerlich bin ich aufgeregt und freue mich nach drei Tagen auf See endlich das Land aus Feuer und Eis zu erreichen. Ein super Gefühl. Und auch wenn das Corona-Procedere gestern echt beschissen war, so würden wir JEDEM, aber auch wirklich jedem, der ein bisschen Zeit im Gepäck hat, empfehlen die Reise nach Island mit dem Schiff zurück zu legen. Und es auch selbst wieder tun. JA - wir würden jederzeit wieder per Fähre anreisen - und die Doppelbettkabine buchen :-).

Nur wer per Schiff anreist, der spürt, wie weit weg diese Insel wirklich liegt. 3 Tage umgeben von Wasser. Tag und Nacht.

Ein irgendwie überwältigendes Gefühl.

Und so sehr wir die Fähre jedem ans Herzen legen, wer keine 3 Wochen Urlaub zur Verfügung hat, für den lohnt es sich wahrscheinlich nicht. Insgesamt müssen 6 Tage auf See plus die Anfahrt nach Hirtshals und zurück nach Hause (ab Basel 1400 KM – das macht man nicht an einem Tag) rechnen. Wer also nicht gerade in Hamburg wohnt, der „verliert“ 8-10 Tage für An und Abreise. Oder noch mehr. Das ist schon viel. Mit dem Flugi kann man in 6 Stunden ab Zürich in Reykjavik sein. Dort ein Auto mieten (die Auswahl ist übrigens gigantisch und geht vom normalen PKW übers Wohnmobil bis zum ultimativen Offroader) und die Insel erkunden. Das Angebot ist riesig.

Der Zimmerreinigungstrupp ist in vollem Gange. Wir müssen die Kabine verlassen. Vor den Aufzügen (zu den Autodecks, welche noch verschlossen sind) bilden sich schon wieder lange Schlangen. Aber das ist bei Fähren normal.

 

Wir nehmen´s gemütlich, und schauen der Insel entgegen. Faszinierend, wie die riesige Norönna in den immer enger werdenden Fjord einfährt. Bis vor uns eine „kleine“ schnucklige Ortschaft auftaucht. Seyðisfjörður – eine Stadt mit 685 Einwohner (2019).

Das Schiff legt an.

Das einzige was wir heute noch Vorhaben ist die Fahrt ins Quarantänehotel. So stört es uns nun wirklich nicht, dass wir die letzten sind, welche vom Deck 4 fahren.

Kaum auf festen Boden unterteilt ein Lotse die Fahrzeuge in zwei Gruppen.

Für die mit dem grünen Papier (geimpft – und gestern durch die Polizei auf dem Schiff überprüft) geht’s direkt zum Zoll. Wir, mit dem orangenen Papier dürfen an den ganzen Kolonen (der Grünen) bis zur Polizei vorbeifahren.

Jetzt wird der PCT-Test 1 (aus Deutschland) überprüft. Meiner Meinung nach zu spät, das hätte man vor Betreten der Fähre tun sollen. Aber egal (Hirn abschalten kann helfen), immerhin wird er überhaupt noch angeschaut. Natürlich kommen Fragen zu Martins Testergebnis in deutscher Sprache. Ich versuche dem Polizisten zu erklären, dass das Zertifikat vom selben Labor ist, wie mein Englisches und von daher 1:1 übersetzt werden kann. Positiv und negativ sollte man zudem noch so knapp ableiten können. Er gibt sich damit zufrieden und überprüft unsere Registrierung auf covid.is.

 

Bevor er auf unser orangenes Papier einen Stempel draufdrückt, erklärt er uns das weitere Vorgehen. Wir müssen auf direktem Weg in die Quarantäne und dort erreichbar sein. Wir werden in den nächsten Tagen per Mail aufgefordert, den dritten und letzten Folgetest zu machen. Nach dem Ergebnis (ca. 24 Stunden später) seien wir bei einem negativen Ergebnis dann frei.

 

Dann dürfen wir fahren. Yuhuii. Und das noch bevor die Kolonen der „grünen“ durch ist.

Motoren starten und los.

 

Nachtrag: Ab Freitag, dem 25.02.2022 wurden alle Einreisebeschränkungen für Island aufgehoben.


240 KM bis zur Quarantäne

Wer per Seeweg anreist, für den starten die ersten Kilometer auf isländischem Boden in Seyðisfjörður. Das Stätdchen dient somit primär als Ankunfts- und Abfahrtsort. Nur eine einzige Strasse über einen Pass verbindet die Hafenstadt mit dem Rest der Insel.

Am ersten Touristen-Wasserfall, dem Gufufoss, fahren wir einfach vorbei. Wir werden bestimmt noch viele Wasserfälle sehen und können im Zweifelsfall auch auf der Rückreise hier noch stoppen. Jetzt wollen wir fahren. Einfach nur Fahren. Die Landschaft besteht aus grünen kahlen Berghängen. Nach Erreichen der Passhöhe auf 620 Meter geht’s in breit angelegten Serpentinen hinab nach Egilsstaðir. Ein heftiger Wind versucht uns mit den Motorrädern von der Strasse zu fegen.

Willkommen in Island. Genannt die Insel aus Feuer und Eis. Wir werden sie unter anderem als „Sturm-Insel“ in Erinnerung behalten.

Es benötigt volle Konzentration um halbwegs gerade aus zu fahren. Dabei wäre der Blick ins Landesinnere und auf den riesigen, langgezogen See (Lagarfljót) echt interessant. Aber mit geniessen ist grad nicht.

Und auch nicht mit Fotos machen. Alle Autos von der Fähre wollen nun über diesen Pass, so wie wir.

Erst in Egilsstaðir, die erste- und zugleich grösste Stadt im Osten der Insel verteilt die Neuankömmlinge in alle Richtungen.

 

Gemäss den Quarantänerichtlinien müssen wir uns auf direktem Weg in unsere Quarantäneunterkunft begeben. Dass diese 240 KM entfernt ist, ist wiederum irrelevant.

Doch was ist der direkte Weg? Für uns gibt es zwei Möglichkeiten.

„Innendurch“

Bei Egilsstaðir für 80 KM auf die Ringstrasse (Rot) und dann rechts auf die 85er, welche uns zur Nordostküste bringt. Nach 236 KM wären wir am Ziel, im Guesthouse Grásteinn (Þórshöfn).

Oder:

Der Küste entlang über einen Schotterpass (Grün). Wäre tatsächlich sogar 36km näher und somit theoretisch der direktere Weg. Der zeitliche Faktor, den man über einen unbekannten Schotterweg benötigt – wir haben ja keine Vorstellung davon, in welchem Zustand solche Pisten in Island sind – mal aussen vorgelassen.

Martin und ich brauchen nicht darüber zu Diskutieren. Nach wenigen Kilometer auf der Ringstrasse biegen wir auf die unbefestigte Piste (917) ab.

Und plötzlich sind wir alleine. Kein Verkehr, keine anderen Menschen. Wir freuen uns über den perfekten Zustand der Piste und schon bald, ca. eine halbe Stunde später, erreichen wir einen wunderschönen Sandstrand (der dann von oben betrachtet noch viel schöner aussieht).

Dann geht es, inmitten dieser unglaublichen Kulisse, auch schon die ersten Serpentinen (Hlíðarvegur) hoch. Phantastisch.

Wir können gar nicht anders, als von oben nochmals ein Blick zurück zu werfen. Ohne Worte - einfach nur Traumhaft.

Und auf der anderen Seite wieder runter. Die Landschaft verändert sich.

Unabhängig davon, ob wir nun die 200 KM über den Pass oder die 236 KM innen rum gefahren wären, wir müssen Tanken. Quarantäne Regel hin oder her, uns bleibt keine andere Wahl. Wir wollen nicht wieder stehen bleiben. Schon gar nicht irgendwo auf einer Schotterpiste abseits der Ringstrasse.

Island und die Ringstrasse

Kurz was Wissenswertes zu Islands Ringstrasse. Sie ist eine 1332 km lange, asphaltierte Strasse, die einmal komplett um die Insel herumführt. Gespickt mit jeder Menge, gut beschilderten, Sehenswürdigkeiten.

Wir werden immer mal wieder ein Stück auf der Ringstrasse, kurz der 1er, zurücklegen, um an unsere „Ziele“ zu gelangen, aber mehrheitlich werden wir uns auf anderen Strassen befinden.

 

Unsere Ziele? Die werden sich spontan ergeben. Nur das Ziel Quarantäneunterkunft ist Fix. Und ein Abstecher ins Hochland steht, wenn irgendwie möglich, fest. Das Hochland ist nur während einer kurzer Zeitspannen zugänglich. Witterungsbedingt.

 

Island hat so viel zu bieten. Ich habe schon vor Monaten aufgehört im Reiseführer all die vielen Interessanten Orte und Sehenswürdigkeiten zu markieren und in einer Excel Liste aufzunehmen.

Die Liste wäre sonst unendlich geworden.

Robben, Wale, Eisvögel und Papageientaucher. Bizare Lavasteinformationen, Pisten durch schwarzen Sand und Bimsstein. Europas grösste Wasserfälle, Geysire, und aus dem Boden austretenden Schwefeldampf. Vulkane und kalbernde Gletscher. Schwarzer Sandstrand und heisse Quellen (Hot Pots - natürlich oder künstlich angelegte Bademöglichkeiten die in der Regel von heißem Thermalwasser gespeist werden).

Wenn wir uns von diesem „Viel“ nur diejenigen aussuchen, die uns interessieren, so reichen 2 Wochen lange nicht aus. Das müssen wir uns bewusst sein. Wir werden nicht alles sehen, was wir gerne sehen würden.

Die einzige Frage, die wir uns diesbezüglich stellen müssen:

 

Wollen wir so viel wie irgendwie Möglich in die 14 Tage (-2 Tage Quarantäne) stopfen?

Nein, das wollen wir natürlich nicht!

Dafür das was wir erleben umso intensiver. Und wenn wir wieder zuhause sind, und keine Giraffe gesehen haben, dann ist das so. Dafür haben wir anderes erlebt. Darüber werden wir uns freuen, und nicht grämig sein, dass wir was verpasst haben.

Nähe Reykjavik ist seit knapp einem halben Jahr der Vulkan Fagradalsfjall aktiv. So jeder in unserem Bekanntenkreis fragt, ob wir denn zum Vulkan fahren würden. Reykjavik liegt am etwa weitesten entfernten Punkt von unserem aktuellen Standort. Machbar wäre es. 610 KM via die nördliche Ringstrasse und 660 KM via die südliche zurück.

Die Ringstrasse wäre dabei eine gute Möglichkeit, in zwei Wochen unterschiedlichstes zu sehen. Sozusagen von jedem Teil der Insel etwas (außer dem Hochland, denn die 1 führt grob gesehen einmal ums Hochland).

Doch wahrscheinlich wird der aktive Vulkan so eine Giraffe sein.

Aktuell sind wir auf dem Weg gen Norden, weil dort unsere abgelegene Quarantäneunterkunft liegt. Wir werden sehen, wo es uns danach hinschlägt. Wir haben wirklich noch keine Überlegungen darüber gemacht. Vielleicht erstmal herausfinden, wo das "nächste" Testcenter liegt.

Doch zuerst müssen wir jetzt Tanken. Die erste, und vorerst letzte Möglichkeit bietet sich bei Vopnafjörður, kurz bevor wir auf die 85 kommen. In der Tankstelle gibt es Hot-Dogs. Erinnerungen an Norwegen werden geweckt – Pølse. Wir freuen uns - Unser Mittagessen.

 

Auf der 85 geht’s vorbei an Felder, Wiesen, Bächen, über kleine Landzungen und entlang der Küste. Erste schöne Eindrücke. Die Gegend ist sehr, sehr abgelegen und fühlt sich Einsam an. Fast 70 Kilometer bis zur nächsten Ortschaft, einem Fischerdörfchen namens Þórshöfn. Zwischendrin passieren wir lediglich einzelne Höfe, einer Kirche oder Wegweiser zu kleinen Fischerdörfchen, welche an den Küsten angesiedelt sind.

Auch Þórshöfn gilt nur als ein kleines Fischerdorf. Doch ist im Vergleich schon wieder eine Grosse Ortschaft.

Wir kaufen ein Brot (es riecht herrlich), einen riesen Käse, Schinken und Wasser für 4315 isländische Kronen. Wir haben keine Ahnung, ob es Verpflegung in der Quarantäneunterkunft gibt. Wenn nicht, so sind wir ausgerüstet. Wenn doch, so sind die Lebensmittel bei den aktuellen Temperaturen problemlos haltbar. Frische 6°C.

 

10 KM nach Þórshöfn biegen wir auf die 4 Kilometer lange Zufahrt zum Grasteinn Gesthouse ab. Wir sind da.

 

Vor uns liegt ein „Bauernhaus“ und zwei Cottages. Rundherum Weiden für Schafe und Pferde. Ein Bächlein plätschert durchs Grün. Ein grandioser Ort.

Zwei Hunde kommen angerannt. Siki ruft sie zurück und begrüsst uns. Natürlich mit Abstand. Wir folgen Ihm zu unserem Häusschen.

Auf unserem Spaziergang entdecken wir unsere ersten Wollgräser. Cool :-). Und Schafe.

Gut, dass wir Lebensmittel eingekauft haben. Es ist Selbstverpflegung angesagt.

Abends beobachten wir zwei Junge Männer, die Frisbee-Golf spielen. Das sollten wir morgen auch mal ausprobieren.

góða nótt

Gute Nacht in Island



Grásteinn guesthouse

Cottage

= 45.000 Isländische Kronen

für 2 Personen/2 Nächte

inkl. Frühstück

= 81 Euro pro Person pro Nacht

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