top of page

Luftwirbel Traveling ... Island

Island-07

Donnerstag 02 September 2021

Zeit unterwegs von 09:45 bis 16:30 Uhr

Island-07

Zeit in Fahrt = 4:04 h

< Back
P1060700-89.jpg

200 Kilometer

Þórshöfn → Húsavík → Vaglaskógur

Hilde bringt uns wieder ein liebevoll zusammengestelltes Frühstückskörbchen. Heute mit zwei Spiegeleiern. Die Menschen hier sind echt super. Gestern Abend hat uns Siki ein Moskow Mule zubereitet. Aus Gingerbeer mit Umdrehung.

Gegen 9:45 Uhr sind wir abfahrbereit. Wir halten an unserem nicht ganz legalen Plan fest – aber alles andere ist Schwachfug.

 

Wir sind keine Gefahr. Wir haben zwei PCR-Test´s hinter uns. Im schlimmsten Fall hätten wir uns auf dem Schiff angesteckt. Aber dann läuft der Spreader auch schon frei auf der Insel rum und verbreitet es heiter weiter. Wir werden keine touristischen Attraktionen besuchen oder anderen Menschen begegnen. Wir wollen einfach nur in die Nähe des Testcenters, damit wir Morgen nicht vor 6 Uhr losfahren müssen.

Wir verabschieden uns von unseren Gastgebern und biegen auf die 85 Richtung Svalbarð.

Nach 24 Kilometer erreichen wir eine unbeschilderte Abzweigung mit einer Runden Tafel:

[ófært - Impassable].

Das Schild verunsichert uns. Impassable dürfte grob Übersetzt unpassierbar bedeuten. Ob es gleichbedeutend mit „Durchfahrt verboten“ ist? Wir wissen es nicht.

 

Das Navi bestätigt mir, dass hier der Abzweig nach Öxafjarðarheiðarvegur sein müsste.

Sicherheitshalber werfen wir nochmals einen Blick in den Offroad Reiseführer von MDMOT.

Zitat: Es ist die Piste 867, der Öxafjarðarheiðarvegur, eine nicht mehr gepflegte, anspruchsvolle Piste. Die breite, einspurige Piste, mit Lava Sand, -Steine überzogen, schlängelt sich zwischen Hügeln bergauf und ab in eine zerklüftete Landschaft hindurch. Zwei erste, kleine flache Furten queren den Weg. Ca. in der Mitte befindet sich eine Notunterkunftshütte mit Gästebuch. Bei schlechtem Wetter empfehlen wir nicht die Befahrung der 867 sondern Ihre Umfahrung auf die Strasse 85.

Na Toll, jetzt ist die anspruchsvolle Piste auch noch unpassierbar?

Wollen wir es versuchen? Wenn es nicht geht, dann können wir jederzeit umdrehen und die 85 aussen rum nehmen.

So einigen wir uns darauf, dass Unpassierbar unpassierbar bedeutet und nicht verboten.

Wir biegen links ab.

Die Piste ist zu Beginn noch in einem sehr guten Zustand. 34 Kilometer liegen vor uns. Ich bin ganz ehrlich - ein mulmiges Gefühl macht sich in mir breit. Was uns wohl erwartet?

Das Farbenspiel der Landschaft ist Grandios.

Kleine Schotter und Sandpassagen überqueren unsere Enduros problemlos. Die Furten die es zu durchqueren gibt, sind bis auf eine Ausnahme trocken.

Die Landschaft ist ein Traum. Und schau Dir die Farben an. Wunderschön.

Vor uns taucht die Notunterkunft auf. Die Hälfte haben wir somit hinter uns. Unpassierbar war bis jetzt noch nichts – im Gegenteil. Die Piste sieht eher „frisch bearbeitet“ aus. Doch noch sind wir nicht durch. Wer weiss, was uns noch erwartet. Eiegntlich reicht ein tiefer Spalt, wo wir nicht "drüber springen" können ;-).

Wir inspizieren die Hütte. Sieht ecklig aus. Aber sie ist ja auch eine Notunterkunft und kein Sternehotel. Das Gästebuch entdecken wir nicht.

15 Kilometer später erreichen wir wieder die 85. Das war einfacher als erwartet. Muss aber effektiv daran liegen, dass hier wohl erst kürzlich ein Bagger mit Schaufel über die Piste gerollt ist. Vielleicht wird sie ja eben wieder in Stand gesetzt. Hoffentlich nicht mit dem Hintergrund einer asphaltierung.

Wir sind währen der Querung des Öxafjarðarheiðarvegur keiner einzigen Menschenseele begegnet. Nur Vögel kreuzten hin und wieder den Luftraum über uns.

Wir erreichen die Kreuzung in Ásbyrgi. Wenn wir hier die 85 verlassen würden, so kämen wir an Europas grössten Wasserfall, dem Dettifoss. Den würden wir uns tatsächlich gerne ansehen – aber natürlich nicht heute. Ob wir da aber überhaupt nochmals vorbeikommen, das wissen wir jetzt noch nicht. Mal schauen, wo es uns überall hinzieht. Wir bleiben auf der 85, welche wieder zur Nordküste führt.

Die Temperatur liegt um die 15°C. Es fühlt sich jedoch kälter an.

Was für ein schöner Anblick. Schwarzer Lava-Sandstrand und gelb leuchtende Mose. Genial.

Irgendwann holt uns unser „alt bekanntes Problem“ ein: Wir müssen Tanken. Benzin kostet hier umgerechnet 1.74€/Liter. Und da wir ja eh schon im Tankstellenlädchen sind, so kaufen wir auch gleich unser Mittagessen. Je ein HotDog für 3.30€.

Auf der anderen Seite der Landzunge erreichen wir die Wal-Stadt Húsavík. Im Reiseführer (Stefan Loose Verlag) steht, dass man nach Húsavík kommt, um Wale zu sehen. Das touristische Leben findet rund um den hübschen Hafen statt, wo die grossen und kleinen Kutter anlegen. Die Touren unterscheiden sich in Dauer-Preis und Bootsgrösse. Der Ablauf ist immer gleich: Man fährt aufs Meer hinaus und sucht nach Walen. Werden welche gesichtet, was meistens in der ersten Stunde passiert, drosselt das Boot die Geschwindigkeit und fährt vorsichtig näher ran. Dann sieht man die grossen Meeressäuger überall: Sie springen vor dem Boot, hinter dem Boot und neben dem Boot, tauchen ohne Scheu drunter durch. Welche Art von Walen man antrifft, bleibt immer eine Überraschung, aber am häufigsten Trifft man auf Buckel- und Minkwale.

Das klingt wirklich sehr interessant und verlockend. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen freilebenden Wal gesehen. Gell Peter, dein Norwegenwal blieb mir ja verborgen;-).

Doch wir fahren an Húsavík vorbei und lassen die Küste wieder hinter uns. Die 85 führt nun ein ganzes Stück ins Landesinnere.

Bis wir 40 KM später auf die Ringstrasse stossen. Nächste Genusspause :-).

Schon bald befinden wir uns umgeben von Lavasteinfelder. Rechts und links der Strasse liegen die Trümmer. Sehr Imposant. Warum wir davon kein einziges Foto haben, kann ich auch nicht erklären. Ich glaube einfach, dass ich einfach viel zu spät realisiert habe, dass da überall Felsbrocken rumliegen. Reizüberflutung.

Ein kleines, leicht übersehbares Schild weisst auf einen Campingplatz hin. Der Abzweig zum Campingplatz, den ich gestern über Internet rausgesucht habe, liegt noch ungefähr 2 Kilometer entfernt. Während wir überlegen, ob wir hier oder doch gleich zum anderen sollen, biegt ein 4x4 Camper ab und fährt die Gravelroad hoch. Na los – nichts wie hinterher. Vielleicht ist das ja ein Geheimtipp. Die Wellblechpiste führt an einem Fluss entlang. Rechts und Links tauchen immer wieder Stellplatznieschen auf. Vorne mit Strom – weiter hinten solche ohne.

Es ist nicht wie auf einem „normalen“ Campingplatz, wo alle irgendwie auf einer Wiese durch Hecken getrennten Stellplätze stehen. Die Plätzchen sind echt hübsch und grosszügig im Wald verteilt. Da wir aber auch nirgends eine Rezeption oder ähnliches gesehen haben, fragen wir den 4x4 Camper, wie das hier läuft. Einfach irgendwo hinstellen. Abkassiert wird dann Morgens. OK-das ist ja einfach. So fahren wir in eine der Nieschen auf der Flusseite. Wunderschönes Plätzchen. Abgelegen Einsam. Der ganze Platz ist so weitläufig – hier hat man immer seine Ruhe. Ein wirklich perfekter Geheimtipp und sehr sehr empfehlenswert.

Auch wenn die meisten Touristen Island wegen der unberührten Natur bereisen, so geht es dabei meist nicht um Bäume. Island ist heute nur zu etwa 2% von Wald bedeckt.

Dass wir uns gerade mitten in einem der grössten Waldgebiets von Island, im Vaglaskógur (65°42'52.9"N 17°54'03.5"W) befinden, wird uns auch erst bewusst, als wir bereits mitten drin stehen.

Sanitäranlagen gibt es in den Nieschen verteilt. Die, die uns am nächsten liegt ist in einem TOP Zustand und sauber.

Noch bevor wir das Zelt aufbauen testet Martin die Temperatur des Wassers. Ich bleibe lieber in meinen Stiefel und übe mich im Umgang mit den Neutraldichte-Filtern. Für die Verwendung vom ND Filtern ist das Stativ unerlässlich, denn ich komm auf eine maxmal mögliche Belichtungszeit von 60 Sekunden. Versuch das mal Still zu halten. Die Bilder die entstehen sind super - es macht richtig Spass zu fotografieren. Aber eben, unterwegs mal kurz eben so zu "knipsen" ist mit den ND-Filtern nicht Möglich. Und ich will ja auch nicht bei jeder Pinkelpause das stativ auspacken, ausrichten und Einstellungen suchen. Jetzt nehm ich mir die Zeit.

Es ist übrigens 16:30 Uhr. Um 9:45 sind wir los gefahren. Die reine Fahrzeit betrug 4:04 Stunden. Wir haben alles richtig gemacht. 200 Kilometer sind für uns eine wunderbareTagestour. Bis nach ‚Akureyri sind es ab hier 21 Kilometer. Das sollten wir Morgen locker bis 11 Uhr schaffen ;-).

So, und nun bauen wir bei Tageslicht und ohne Stress unser neues Baumwollzelt auf. Ich bin mir sicher, bis wir Island wieder verlassen sitzen die Handgriffe und das Winnetou steht Ruckzuck.

Für all diejenigen, die mit Ihrem Camper gerne in Reih und Glied auf irgendwelchen durchnummerierten Stellplätzen stehen, ist das hier nichts. Für uns ist es ein Lottogewinn, ein Wohlfühlort.

Auch unsere zwei kleinen Schlanghornbaby haben einen Schlafplatz im Winnetou gefunden. Gute Nacht


Campingplatz im Waldgebiet
Vaglaskógur

2 Personen im Zelt + Motorräder

3.400 ISK = 22.61€ = 11.30€/pro Person

Duschen? keine Ahnung.

bottom of page