Donnerstag 12.09.2019
Zeit unterwegs von 11:45 bis 16:30 Uhr
Zeit in Fahrt = 3:06 h
Hohe Tatra [SK] → A3 → Snina [SK]
195 Kilometer
Freitag 03 September 2022
Zeit unterwegs von 10:00 bis 17:50 Uhr
Zeit in Fahrt = 3:56 h
210 Kilometer
Vaglaskógur → Siglufjörður → Varmahlíð
Um 7 Uhr klingelt uns der Wecker wach. Es ist frisch. Gefühlt ist die Atmosphäre im Baumwollzelt kälter als im Tatokna Tunnelzelt.
Dafür ist es umso toller, dass wir Frühstücken direkt aus dem Schlafsack können.
Das ist schon ein Traumhaftes fleckchen Erde. Der Fluss plätschert ungleichmässig vor sich her und das gezwischter der Vögel ist einfach wunderschön. Wir geniessen unseren Kaffee. Hier könnten wir noch länger verweilen, doch gegen 10 Uhr wollen wir spätestens losfahren. Peilen wir sicherheitshalber mal 9 Uhr an.
Idyllisch :-).
Wann wohl der Mann, der abkassiert, vorbei kommt? Wir rufen auf die ausgehängte Telefonnummer an. Der Mann will gleich da sein. Er fährt bereits die Plätze ab.
Eine gute Stunde später sind wir abfahrbereit. Der andere 4x4 Camper vorne auf der Wiese ist schon weg. Ob der ohne zu bezahlen losgefahren ist? Oder ob wir „übersehen“ wurden? Wir rufen nochmals an, denn so langsam müssen wir wirklich aufbrechen. Diesmal meinte der Mann, er sei doch schon durch und hat alle abkassiert. Wo wir denn stünden? Er sei in 5 Minuten da.
Und so ist es denn auch. Mit einer riesen Staubwolke hinter sich herziehend fährt er uns entgegen.
1700 ISK (11 €uro) pro Person.
Kurz nach 10 Uhr sind die Formalitäten erledigt und wir können mit einem guten Gewissen fahren.
Zwischen hier und Akurery liegen nur 10 KM Luftlinie. Über die 1er, sprich durch einen Tunnel (20 Kilometer) oder oben drüber (wahrscheinlich sogar ein Schotterpass), aber um das herauszufinden bleibt keine Zeit. Wir fahren durch den Tunnel, der für vierrädrige Fahrzeuge kostenpflichtig ist.
Eine halbe Stunde später erreichen wir Akurery. Perfektes Timing. Das Testcenter finden wir auf Anhieb. Mit unserem QR-Code von der Polizei funktioniert die Anmeldung sogar easy. Sowas erstaunt uns dann doch wieder. Wir bekommen ein Röhrchen in die Hand gedrückt und müssen uns anstellen.
Stäbchen Nummer 1 wird in den Rachen gesteckt. Das andere kommt in die Nase und versucht man mir bis ins Hirn hoch zu stechen. Es tut richtig weh. Es schmerzt und drückt mir die Tränen aus den Augen. Ich will nicht mehr, aber der Mann stochert weiter und noch tiefer. Ich muss mich an die Wand stellen, damit ich nicht ständig mit dem Kopf nach hinten nachgeben kann.
Ich habe echt ein Problem mit so was! Wenn dieses Virus so leicht übertragbar ist, wie überall Angst gemacht wird, dann braucht man es doch wirklich nicht im Hirn zu suchen? Dann müsste doch ein Abstrich der vorderen Nasenschleimhäute völlig ausreichen.
Auch die Frau, welche bei Martin die Proben entnahm, war nicht sanfter. Echt bescheuert.
Wenn wir es ganz genau nehmen würden, so müssten wir jetzt, nach dem dritten Test, wieder zurück in unsere Quarantäneunterkunft. Das tun wir nicht. Zum einen haben wir dort ausgecheckt und zum anderen… Naja, ich drück es mal so aus: Nicht Querdenken, sondern selber denken. Natürlich verfolgt uns ein wenig ein komisches Gefühl, denn was wir tun ist eigentlich nicht richtig. Richtig vielleicht schon, aber nicht erlaubt. Schade, dass einem solche Sachen echt ein bisschen die “Freude“ nehmen kann. Aber eben – wir sind selber schuld – wären wir geimpft, wäre alles easy und kein Problem. So müssen wir halt noch bis zum Ergebnis morgen mit der Sorge leben. Nochmals - Wir sind nicht die Gefahr. Wenn wir es haben, dann hat uns ein "ungetesteter" auf dem Schiff angesteckt. Der, by the way, schon seit 4 Tagen das Virus auf der Insel verteilt. Völlig bescheuert die Richtlinien.
Wie auch immer, Hauptsache schnell weg von hier. Nicht dass wir noch auffliegen ;-). Wir fahren auf die 82 Richtung Norden und steuern die Halbinsel Tröllaskagi, fern ab der Ringstrasse, an.
Der besiedelte Streifen zwischen der Basaltküste im Norden und dem Hochland ist schmal. Alles was es an Infrastruktur gibt, liegt entlang der Ringstrasse. Schon wenige Meter rechts und links der Strasse ist die Gegend nahezu unbewohnt Hierher verirrt sich nur selten ein Tourist [Stefan Loose].
Perfekt für uns.
Ausser kahle Berge, Schluchten und Fjordfeeling gibt’s hier tatsächlich nichts. Die Strasse ist asphaltiert und fährt sich gut.
Spannend ist die Fahrt durch den Ólafsfjarðargöng, auch Múlagöng genannt. Ein 3 Kilometer langer, einspurig und nur sehr spärlich beleuchteter Tunnel.
Wer auf der Seite fährt, auf der sich durch ein „M“ kenntlich gemachten Haltebuchten befindet, der muss ausweichen, bzw. rückwärts zur nächsten Bucht zurückfahren.
Vor der Eröffnung des Tunel (1991) blieb nur die Fahrt auf einer gefährlichen Strecke auf 200m Höhe um den Ólafsfjarðarmúli.
Fahrbar ist diese nicht mehr, da wohl grosse Abschnitte fehlen. Ich kanns nicht beurteilen. Als wir durch den Tunnel fuhren kannten wir seine Geschichte noch nicht. Spürten aber tatsächlich, dass er irgendwie „speziell“ ist.
Das YouTube Filmchen von „Just Icelandic“ finde ich von daher ganz interessant, und gut gemacht.
Gemäss einer für mich nicht überprüfbaren Quelle soll der Tunnel zweispurig ausgebaut werden. Das finden wir tatsächlich irgendwie schade. Täglich fahren da ungefähr 680 Fahrzeuge durch (Wikipedia). Durch den Gotthard fahren täglich ca. 17.000 Fahrzeuge. Der einspurige Tunnel ist jetzt nicht irgendwie schwierig oder gar gefährlich. Es hat einseitig immer wieder ausweichbuchten und entgegenkommende Fahrzeuge erkennt man, dadurch dass es wirklich stockdunkel ist, am Licht frühzeitig. Ausser das Licht funktioniert nicht, wie bei der Alp – dazu aber später. Das stellen wir ja eben erst fest.
Im Tunnel ist es zudem Eiskalt.
Es folgt eine kleine Stadt, Ólafsfjörður (787 Einwohner – 2019)
Dann noch zwei weitere Tunnels von ingesamt 10.5 Kilometer. Nicht ganz so speziell. Auch dunkel und kalt, eng aber zweispurig.
17 Kilometer später erreichen wir Siglufjörður, die nördlichste Stadt Islands.
Vor Fertigstellung im Jahre 2010 des Tunnel (Schwarz) war die Fahrstrecke zwischen den zwei Städten über die Hochebene Lágheiði etwa 60 km länger (Magenta). Und wenn diese Strecke wetterbedingt unbefahrbar war, waren sogar 230 km über die Ringstraße zu fahren (Blau). Einfach mal so um ein bisschen das Gefühl für die Abgelegenheit zu bekommen.
Das gute wiederum an kalten Tunnels ist, dass es sich danach draussen irgendwie wärmer anfühlt als zuvor. Ist auf die Dauer nicht hilfreich, aber kurzzeitig hilfts.
Es fällt uns schwer, sich vorzustellen, dass das verschlafene Siglufjörður einmal eine Industriestadt war. 2020 hatte Siglufjörður noch 1200 Einwohner.
In der Zeit des Heringsbooms waren es über 3.000 Einwohner. Ab 1970 ging der Heringsfang erheblich zurück, und viele Einwohner verließen den Ort, da die Hering verarbeitenden Betriebe geschlossen wurden. Von der Glanzzeit zeugt noch das Heringsfangmuseum und ein Heringsfest. Aber das findet natürlich nicht heute statt.
Zu Fuss orientieren wir uns kurz und freuen uns unheimlich als wir eine Bäckerei entdecken. Ja, frisches Brot oder Patisserie sind hier in Island tatsächlich Mangelware. Natürlich kaufen wir uns ein schönes rundes Brot, zwei süsse Stückchen und ein Kringel für 1763 Isländische Kronen.
Einkaufen scheint uns auch eine gute Idee zu sein. Was wollen wir heute Abend essen? Wir schauen uns im Laden um. Ich entdecke Tortellini mit Basilikum und Ricotta. Martin legt dazu kleine Lammstückchen am Knochen in den Einkaufskorb und Zwiebel, Knoblauch, Thymian und Chips.
Und da wir auch gleich ne Bank in Sichtweite entdecken, so wechseln wir dort paar Euros in Isländische Kronen.
Sonst noch was? Ja, ein kleines Mittagessen wäre angebracht. Es ist kurz nach 13:00 Uhr. Da vorne war doch so ein Fish and Chips Restaurant, lass uns da mal reinschauen. Doch leider stehen wir vor verschlossener Tür. Wirklich schade. Aber was solls, dann auf zur Tankstelle. Da gibt’s bestimmt Hotdogs :-).
Und ein Tisch mit Blick aufs Meer. Perfekt. Was warmes zu essen tut echt gut.
„Ist dein Licht aus oder defekt?“ fragt mich Martin. Es ist auf alle Fälle eingeschaltet, antworte ich ihm. Es brennt trotzdem nicht. Müssen wir uns heute Abend drum kümmern. Bei den unbeleuchteten Tunnels schon extrem wichtig. Versuchen wir frühzeitig einen Campingpatz zu finden.
Gestärkt fahren wir weiter.
Ab und zu überkommt uns, oder mich zumindest ein komisches Gefühl. Was, wenn wir doch angesteckt wurden und der Test positiv ausfällt. Was machen wir dann? Zurück in die Quarantäneunterkunft können wir dann auch nicht mehr. Wird uns die Corona-Polizei finden? Da wir registriert sind ist das bestimmt nicht schwierig.
Ey Jasmin - Gehrin abschalten. Geniessen.
Viele Berge erreichen hier Höhen über 1000 m. Es herrscht ein Mix aus Wind, Regen und trockenen Phasen. Die Temepratur durchgängig im einstelligen Bereich.
Die bisher gefahrene Strecke war zwar Landschaftlich schön, aber nicht besonders. Es war ok. Doch der jetzt folgende Abschnitt hingegen ist echt Hammermässig. Die asphaltierte Strasse 76 geht runter, hoch, links, rechts. Zwischendrin kleine Kiespassagen. Das Auge schweift immer wieder von der Strasse ab und versucht im Vorbeifahren die wunderschöne Sicht aufzufangen. Immer in Begleitung von viel-viel, wirklich viel Wind.
Die Westküste der Halbinsel führt uns zurück ins „Land“. Der Wind wird dabei, erstaunlicherweise, noch heftiger. Ich kämpfe mit mir und der Alp, um mindestens auf meiner Strassenhälfte zu bleiben. Bei einem der Fotostopps bläst es mich, ohne Scherz, fast um. Ein Grund, warum nicht mehr so viele Fotos -on the road- folgen.
Was wirklich tolles an Island, du kannst Sehenswürdigkeiten nicht versehentlich verpassen. Denn die sind alle richtig gut Beschildert. Da wir meist relativ „unvorbereitet“ der Nase nachfahren, so fahren wir tatsächlich an vielen Dingen vorbei ohne zu realisieren, dass das vielleicht interessant gewesen wäre. Oft merke ich es erst bei den Recherchen fürs Reisetagebuch. Aber dann ist es zu spät. In Island kann uns das nicht passieren. Entlang an der Ringstrasse wimmelt es nur so von solchen Schilden. Man kann Wortwörtlich von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten Fahren. Vorallem entlang der Ringstrasse. Hier im Norden sind diese ziemliche Mangelware.
Als wir dann kurz nach Hofsós, noch immer auf der 76, so ein Schild entdecken und in der Richtung ein mit Grassoden gedecktes Häusschen erspähen so halten wir spontan an. Lass uns das mal anschauen. Das weisse hinten auf den Hügeln ist Schnee.
Auf einem schmalen Pfad durchs Gras können wir zur Grafarkirkja, der ältesten Torf-Kirche Islands laufen.
Bevor es weitergeht noch ein Schluck Kaffee aus der Thermoskanne.
Am unteren Ende des Fjords biegen wir auf die 75 ab und peilen Sauðárkrókskirkja an.
Direkt bei der Ortseinfahrt gibt es eine OB-Tankstelle. Wunderbar – doch leider will die unsere EC-Karte nicht. Die zweite, eine Orkan-Tankstelle will unsere Karte auch nicht. Gegenüber der Tankstelle ist eine Wiese als Campingplatz ausgeschildert. Aber es ist niemand da. Irgendwie komisch. Ob er überhaupt offen hat?
Eigentlich liebäugeln wir mit einem Campingplatz in ca. 20 Kilometer Entfernung auf der nächsten Halbinsel. Der wäre einfach toll gelegen, Aber er liegt in einer Sackgasse. Falls der Campingplatz geschlossen ist, so würde das bedeuten, dass wir 20 KM Piste hin und 20 KM Piste zurück fahren müssten – und dann immer noch kein Schlafplatzt hätten. Mir ist echt kalt und der Wind zerrte an den Kräften. Ja, ich weiss. Locker lassen ist auch bei sturmähnlichen Winden angebracht…nur leider in der Ausführung nicht ganz so easy. Es war ein super gächer Fahrtag mit tollen eindrücken, aber so langsam meldet sich das Bedürfnis nach Feierabend. Die Uhr zeigt 17:00.
Aber jetzt hier bleiben und direkt gegenüber der nicht funktionierenden Tankstelle 2, direkt an der Hauptstrasse nächtigen? Ne, soooooo gross ist das Bedürfnis denn doch wieder nicht. Ein bisschen hübsch, beziehungsweise einladend darfs schon sein.
Bei der dritten, einer N1-Tankstelle, klappt es einwandfrei. Der Sprit kostet 1,73 Euro pro Liter
Während Martin tankt ruf ich auf dem Campingplatz (in 20 Kilometer Schotter-Sackgasse) an. Leider ist die Nummer ungültig. Dann suchen wir uns was anderes und studieren erneut die Karte.
Ca. 25 KM südlich von uns liegt die Ringstrasse. Dort in der Ortschaft Varmahlíð ist der nächste Campingplatz eingezeichnet und zwei weitere in unmittelbarer Nähe. Lass es uns da versuchen. Und schon schwingen wir uns wieder aufs vollgetankte Motorrad.
Die Umgebung ist stark Landwirtschaftlich geprägt. Die Abendsonne bringt das Getreide zum Leuchten. Und mitten in den Feldern stechen hunderte weisse Heuballen hervor. Was für ein sagenhafter Anblick, den wir uns so in Erinnerung behalten müssen. Der wind peitscht seitlich aufs Motorrad. Anhalten und Fotos machen ist keine Option.
17:50 Uhr: Varmahlíð ist eine kleine Ortschaft mit 132 Einwohner. Es gibt eine N1-Tankstelle und eine Strasse, welche zum Campingplatz hoch führt. Er liegt, zu unserem Erstaunen relativ windgeschützt. Wir suchen uns eine Bucht mit einem runden Tisch aus. Perfekt.
Mit einem Schweizer (usem Riehtal) kommen wir ins Gespräch. Er ist schon das dritte Mal in Island. Sein empfehlenswertester Tipp ist die Nord-Süd Kreuzung übers Hochland bei Lauganamanr.
Zum draussen kochen und essen ist es zu windig. Toll, dass wir mit dem Winnetou so ein praktisches Vorzelt haben und es uns echt super gemütlich machen können. Kochen, Essen, Schlafen.
Wir haben von anderen Reisenden gehört, dass der Norden langweilig sei. Im Nordwesten Islands gibt es keine aktiven Vulkane und auch die grossen Gletscher haben sich schon vor langer Zeit zurückgezogen. Im landwirtschaftlich geprägten Hinterland gibt es ausser ein paar Schluchten und Seen nicht viel zu sehen. Zumindest was spektakuläre Sehenswürdigkeiten angeht, erscheinen die Erzählungen der Ringstrassenfahrer, ist der nördliche Teil eine ziemliche durststrecke. Uns gefällt es hier im Norden aber so gut, dass wir auch Morgen weiter Nordwestlich fahren werden. Schliesslich wartet die nächste nördliche Halbinsel „Skagi“ auf uns 😊.