top of page

Luftwirbel Traveling ... Island

Island-09

Samstag 04 Semptember 2021

Zeit unterwegs von 12:30 bis 16:15 Uhr

Island-09

Zeit in Fahrt = 4:16 h

< Back
P1060700-89.jpg

128 Kilometer

Varmahlíð → Halbinsel Skagi → Skagaströnd

Draussen ist es windig und frisch…. wie jeden Tag.

Umso mehr freuen wir uns über die kostenlosen Warmwasserduschen. Und die Duschkabinen sind auch voll angenehm. Gross und sauber. Cool :-), das tut echt gut.

Wir müssen uns um das Licht der Alp 4.0 kümmern, welches gestern in einem der dunklen Tunnels nicht brannte.

Da das Licht heute wieder einwandfrei funktioniert, kann es sich nur um einen Wackelkontakt handeln. Ich schraube den Lampenkopf auseinander. Da drin sieht zwar alles nicht mehr neu aus, aber hier wird der Wackel nicht verursacht. Definitiv – können wir ausschliessen.

Beide der Birnen haben Ihren eigenen „Zugang“. Da aber entweder beide oder keine der Birnen brennt, vermuten wir den „Übeltäter“ im Minus.

Kurzerhand baue ich den Sattel und den Tank ab, was bei der Beta Alp kein Hexenwerkt ist – zum Glück. Jetzt haben wir freie Sicht und können den Kabelbaum „verfolgen“.

Doch auf Anhieb finden wir auch hier nichts ungewöhnliches.

 

Als wir die Motorräder für die Islandtour vorbereiteten, da bekam DI-DR und die Alp einen kompletten „Stecker Service“. Jeder Steckel habe ich einzeln überprüft, mit „Kontakt 60“ gereinigt und gepflegt und wieder zusammengesteckt. Um genau solche Ausfälle zu vermeiden.

Hier und jetzt können wir uns nicht helfen.

Ich schraube die Alp wieder zusammen. Sollte das Problem wiederauftauchen, ohne dass wir den Grund finden, dann legen wir provisorisch ein Minus an die Bat. Aber nicht jetzt. Jetzt wollen wir erst darüber nachdenken und ein paar Kilometer zurücklegen. Gegen 11:20 beenden wir unser Licht-projekt, giessen uns ein Kaffee aus der Thermoskanne ein und beissen in die Zimt-Karamell-Schnecke. Lecker. Danach bauen wir das Camp ab und knapp eine Stunde später sind wir abfahrbereit.

Die ersten 20ig Kilometer geht es die Strecke von gestern zurück an die Küste.

Kaum losgefahren weisst uns ein Schild auf eine Sehenswürdigkeit hin. Die mit Grasbedeckten Häusschen sind schon irgendwie schnuckelig. Natürlich schauen wir uns das von Nahem an.

Das Museumsdorf Glaumbær Farm. Wir gehen nicht rein.

Interessant, wie so eine „Mauer“ geschichtet ist.  

In Sauðárkrókur biegen wir links ab und folgen der 744 ein Stück, bis rechts eine Gravelroad abzweigt. „Hraun 38 KM“ steht auf dem Abzweiger. Eines der wenigen Dörfer, das wir heute passieren. Der Großteil der äußeren Halbinsel Skagi ist nicht (mehr) bewohnt. Die Autos die uns kreuzen lassen sich an einer Hand abzählen. Skagi ist abgeschieden und ruhig - Sehr ruhig.

Die Landschaft, viele würden das Wort „Langweilig“ in den Mund nehmen, doch wir sind fasziniert von diesem kargen „Nichts“. 70 KM nichts. Nur grün-braune Landschaft mit Schafen, Pferden und ab und zu – wirklich selten – ein Hof.

Ich hoffe hier ein paar Seevögel (Dreizehenmöwen und Eissturmvögel sollen auf der Skagi-Halbinsel nisten) zu sehen, entdecke aber keine. Zugegeben, mit dem Motorrad über eine Schotterstrasse zu „stäuben“ ist hierzu wahrscheinlich nicht die beste gewählte Taktik.

Der Wind bläst heute von vorne, was das fahren relativ angenehm macht. Als wir die Spitze der Halbinsel, welche weit in das nordische Eismeer hineinragt, erreichen beginnt es leicht zu regnen.

13°C soll es sein. Es fühlt sich aber genauso kalt wie gestern (im einstelligen Bereich) an. Ich friere schon den ganzen Tag. Mit der Regenjacke, welche auch den Wind abhält, ist es dann etwas besser. Warum bin ich nicht schon früher auf die Idee gekommen, die Regenjacke drüber zu ziehen?

Wunderschöne Landschaft.

In einem der Reiseführer steht, dass es an der Nordküste Basaltsäulen zu sehen gibt. Wir sehen nur „Bröckel-Stein“. Das sind bestimmt die angepriesenen Basalte, oder? 

Die raue Piste führt weiter immer an der Küste entlang um die Halbinsel.

Auf der Westseite der Halbinsel befinden sich, ab ungefähr der unteren Hälfte, einige bewirtschaftete Höfe und Dörfchen.

Bei Skagaströnd geht die Piste in eine geteerten Strasse über. Dieser nur einige hundert Einwohner zählende Ort ist die größte Ansiedlung der Gegend. Es ist überhaupt die einzige richtige Ansiedlung des gesamten Gebietes.

Würden wir der Strasse folgen, so kämen wir in ungefähr 23 KM aufs Festland und gleichzeitig auf die Ringstrasse. Hraun liegt nun 45 KM hinter uns.

Da in Skagaströnd ein Campingplatz ausgeschildert ist, werden wir hierbleiben.

Es ist „erst“ 16:15 Uhr, wir wollen uns nochmals um das Licht der Alp kümmern und daher nicht zu spät das Camp aufbauen. Martin konnte den Wackler, während er mich im Rückspiegel beobachtete, „lokalisieren“. Jedes Mal, wenn ich nach Links lenkte ging das Licht an. Das Motorrad stand heute Morgen bei der Fehlersuche auf dem Seitenständer, der Lenker ist somit leicht nach Links eingeschlagen. Darum brannte es. Sobald ich aber den Lenker geraderichte oder nach rechts drehe, ist es dunkel im Lampenschirm.

Bevor wir uns an die Reparatur machen, richten wir uns mal ein.

Knapp 40 Minuten später, ja, wir haben die optimale Aufbautechnik noch nicht ganz raus, steht das Tipi und wir fahren auf der DI-DR ins Dorf zum Einkaufen.

Hier in Skagaströnd, nähe des Hafens gibt es nicht „nur“ Kunst, sondern auch ein grosses, Regenbogenfarbenes Luftkissen. Solche gibt es auf der ganzen Insel verteilt. Wir haben sie schon öfters gesehen in Städten, in Dörfer, auf Spielplätzen und auf einigen Campingplätzen. Zugänglich für jedermann und frei benutzbar. Eigentlich echt cool. Es gibt sogar eine Karte, wo alle  Trampolins eingezeichnet sind.

Im Hintergrund kann man bereits die West Fjorde erspähen.

Nach ein paar Chips (mit Salz und Pfeffer) und einem Schluck Jameson kommt die Alp dran.

Martins Beobachtung betätigt sich und so ist der Fehler schnell gefunden.

Unter dem schwarzen Isolierband (verläuft direkt links neben dem ordentlich gekrimpten Stecker) sieht es so aus.

Das hat der Vorbesitzer nicht ganz so ordentlich hinterlassen. Zudem sind die Kabel auch viel zu straff verlegt. Kein Wunder, dass die „geflickte“ Stelle irgendwann aufging. Vielmehr ein Wunder, dass das überhaupt so lange hielt. Wir haben die Alp 2017 mit 12´700KM gekauft. Jetzt hat sie 26080 KM auf dem Tacho. Dazwischen war sie nun mehrmals (4x) im Piemont stäuben und hat auch drei Wochen Marokko hinter sich. Wie auch immer. Martin steht schon mit 10cm Kabel und Lüstenklemmen bereit.

Das wird vorerst halten. Zuhause wird das dann „sauber“ gemacht. Nachtrag: Erledigt.

Jetzt noch alles schön grosszügig mit Isolierband einwickeln und das Odenwald-Schafsfell wieder befestigen.

Dass DI-DR auch nicht mehr so hell leuchtet, hat einen anderen Grund ;-).

Wir kochen die Würstchen und unsere Reste im Topf aufm Gaskocher und sitzen dabei in unserem supergemütlichen Vorzelt. Der Wind ist zu kühl um draussen zu sitzen.

Trotzdem fröstle ich noch immer leicht und verkrieche mich nach dem Essen sitzend in den Yeti (Schlafsack). Es beginnt zu regnen. Cool, dass wir drinnen sitzen können. Ja – Das Zelt ist Super. Es ist zwar viel schwerer als das Tatonka Tunnelzelt und wir benötigen auch noch etwas länger bis es steht, aber es hat viele andere Vorteile, die wir gerade zu schätzen wissen. Nebst der Tatsache, dass es einfach Cool ;-) aussieht.

Inzwischen sind auch unsere Testergebnisse eingetroffen. Zweimal Negativ. Wir haben nichts anderes Erwartet, und doch sind wir unheimlich erleichtert. Nun dürfen wir uns frei bewegen. Yuhuiii.

Ab ins Bett.

Der Wind nimmt zu. Ein Sturm zieht auf. Sturm, ein schönes Wort, welches wir viel zu oft bei starkem Wind verwenden. Die Definition Sturm beginnt offiziell bei 20.8 m/s (75Km/h) Windgeschwindigkeit und wird mit Beaufort 9 gekennzeichnet.

 

Ein Tief vor der Küste Grönland sorgt genau da, wo wir sind für effektive Windgeschwindigkeiten zwischen 21 bis 23 m/s. Böen nicht berücksichtigt. Der isländische Wetterdienst veröffentlicht regelmässig entsprechende Warnhinweise. Leider finde ich den Printscreen mit unseren Koordinaten auf der Windkarte (gemessene Werte) nicht mehr.

 

Sowas haben wir tatsächlich noch nie erlebt. Wir befinden uns mitten in einem richtigen „Sturm“. Liegen eingemummt in unseren Schlafsäcken und kriegen kein Auge zu. Die Federn in den Alustangen klimpern laut, der Stoff drückt und zerrt am Tippi. Unheimlich.

„Schläfst Du schon“, frage ich. Da ich die Antwort schon kenne fahre ich fort: „Was machen wir eigentlich, wenn das ganze Tipi zusammenbricht oder wegfliegt? Wie bekommen wir unser Material irgendwie, durch den Regen, in den Aufenthaltsraum? Wie können wir es schaffen, das Zelt festhalten oder….“Das hält“, unterbricht mich Martin.  

OK – Das klingt sehr überzeugend. Aber hilft mir trotzdem nicht weiter. Wir kuscheln uns ganz nah aneinander. Jeder in seinen Gedanken – lauschen den beängstigenden Geräuschen und beobachten, wie sich das Zelt im Wind – im Sturm bewegt. Ich fühl mich irgendwie Machtlos.

Ein unbekanntes Geräusch lässt uns beide aufschrecken. Was war das? Keine Ahnung. Wir müssen nach den Motorrädern schauen. Wir sind uns einig – Wir MÜSSEN raus. Ein Wunder – die Motorräder stehen beide noch und auch sonst erkennen wir nichts Ungewöhnlichen.

Es ist saukalt, der Wind und der Regen peitschen an unsere Körper.

Trotzdem laufen wir mit der Taschenlampe einmal ums Zelt und überprüfen den Sitz der Heringe. Jeden Hering einzeln. Der eine oder andere ist schon ordentlich locker. Wir spannen das Winnetou nach. Auch die Motorräder stellen wir anders hin. So, dass der Wind sie in den Seitenständer drückt. Durch diese Methode können sie so gut wie nicht umgeweht werden. Ausser natürlich der Boden weicht sich soweit auf, dass dass der Ständer einsinkt. Das ist aber grad unsere kleinste Sorge. Jetzt stehen sie gut. Auch soweit auseinander entfernt, dass wenn sie doch durch eine Böhe umgeweht werden sollten, kein Schaden am Zelt oder dem andern Motorrad entstehen kann. Ich bibbere und klappere vor Kälte mit den Zähnen. Pinkeln und schnell wieder zurück in den Schlafsack. Ein gutes Gefühl zu wissen, dass das Tipi rundherum i.o ist. Es grenzt an ein Wunder, aber danach schlafen wir tatsächlich irgendwann ein.

 

***

Gestern erzählte uns der Schweizer aus dem Rheintal, dass gemietete Wohnmobile ab einer Windgeschwindigkeit von 15m/s nicht mehr gefahren werden dürfen. Sollte das Wohnmobil umkippen, was tatsächlich passiert und er auch schon mit eigenen Augen gesehen hat, so erlischt der komplette Versicherungsschutz.

4x4 Campers (meist Pickups mit Camper-Aufsatz) dürfen bis max. 20m/s Wind fahren. Danach müssen auch diese „stehen bleiben“. Steht aber irgendwo im Kleingedruckten, wieviel Wind für das jeweilige Gefährt erlaubt ist. Also bitte sich selbst über die aktuellen Rechte und Pflichten erkundigen.

Besonders sollte man auch beim Öffnen der Fahrzeugtüren aufpassen. Diese fliegen wohl auch gerne weg.

Gestern noch klangen seine Worte so „harmlos“. Heute können wir uns das wahrhaft vorstellen.



Skagaströnd Campsite

​2 Personen im Zelt + Motorräder

3.000 ISK = 20€ = 10€/pro Person

-

bottom of page