Donnerstag 12.09.2019
Zeit unterwegs von 11:45 bis 16:30 Uhr
Zeit in Fahrt = 3:06 h
Hohe Tatra [SK] → A3 → Snina [SK]
195 Kilometer
Sonntag 05 September 2022
Zeit unterwegs von 11:38 bis 18:45 Uhr
Zeit in Fahrt = 2:47 h
136 KM
Skagaströnd → Vatneses → Hvammstangi
Nach so einer Nacht… kein Wunder, dass wir erst gegen 9 Uhr aufwachen. Der Sturm hat sich gelegt und das Zelt ist sogar schon abgetrocknet. Aber es ist und bleibt kalt
Gemütlich im Schlafsack eingemullmt frühstücken wir.
Gegen 11:40 Uhr starten die Motoren.
Das isländische Wetter zeigt heute was es kann: Regen, Sonne und Regen wechseln im Minutentakt.
Das Wetterphänomen, das sich daraus ergibt ist fantastisch. Ich versuche mal in Worten das Wolkenspektakel aufzuzeigen:
Neben uns Dunkel, hinter uns Dunkel und vor uns ist es der Himmel auch Rabenschwarz. Nur da oder dort ein blaues Loch. Ganz besonders Interessant, wir stehen "noch" im trockenen.
Rundherum regnet es. Die Halbinsel Vatneses, da wo wir heute hinfahren wollen, da jedoch bringen Sonnenstrahlen die Landschaft zum Leuchten (vielleicht ist das ja ein Zeichen) . Genial. Und das ist nur ein kleiner Vorgeschmack, was uns heute an Wetter noch erwartet.
Doch zuerst brauchen wir Treibstoff. Gleich in der nächsten Ortschaft Tanken wir an einer N1. Und da es ja auch schon 12 Uhr ist, bestellen wir uns direkt ein Mittagessen. Heute mal keine Hotdogs, sondern eine Portion Fish and Chips und eine isländische Lammsuppe.
Eins muss man den Tankstellen lassen. Das Essen schmeckt richtig gut. Es scheint uns sogar, dass die Leute sich in den Tankstellen verabreden, um zu quatschen, was zu essen oder zu trinken.
Ein junges Pärchen aus München setzt sich zu uns. Sie sind ebenfalls mit den Motorrädern hier. Martin und Dagmar – Wiederholungstäter. Sie erzählen uns von ihrer letzten Islandreise, wo Dagmar sich ein Bein brach und wie sie sich dann organisierten. Immer wieder spannend zuzuhören. Zudem geben sie uns natürlich ein paar Tipps – Landmannalaugar sollten wir auf keinen Fall verpassen.
@Dagmar, Martin, falls ihr mitleset, so meldet Euch doch bitte via Kontaktformular. Dagmar, Du hattest für deine Kamera eine Interessante „Hülle“. Dazu hätte ich glatt ein paar Fragen bezüglich der Beschaffung ;-).
Gegen 13 Uhr fahren wir dann (endlich) los. Wir haben heute nicht viele Kilometer vor uns. Nur auf einer ungeteerten Straße die gebirgige Halbinsel Vatneses zu umrunden. Dafür möchten wir uns dort Zeit für Robben beobachten nehmen.
Martin und ich haben noch nie Robben in freier Wildbahn gesehen. Die drei grössten Kolonien in der Region findet man, gemäss Reiseführer Loosli, im Osten der Halbinsel Vatneses. Auch im Offroadreiseführer MDMOT ist dort von der grössten Seehundkolonie die Rede.
Bei Blönduós geht’s für knapp 40 KM auf die 1er (Ringstrasse). Im Vergleich zu den bisher zurückgelegten 880 Kilometer ganz schön viel los. Regelmässig kreuzen uns Autos und es hat viele Schilder mit Sehenswürdigkeiten. Eine der ersten schauen wir uns an. Es handelt sich nicht um kleine Vulkane, sondern um Grabhügel. Ja-so können einem die Erwartungen täuschen.
Die „Sehenswürdigkeit“ ist noch in der Entstehungsphase. Zurzeit gibt es eine Parkplatzbaustelle und ein Schild. Und viele kleine Grabhügel.
Zugegeben, das Pferd auf der anderen Seite weckt mein (fotografisches) Interesse mehr. Und Martin ist von der hier üblichen und schon öferts gesehenen Zaunüberquerung begeistert. Leitern anstelle von Gattern. Interessant.
Alle weiteren Sehenswürdigkeiten, welche wir auf den knapp 40 Kilometer passierenm lassen wir „links“ liegen. Wir wollen zu den Robben. Von der 1er biegen wir auf die unbefestigte 716, bzw. die 717 ab.
Bei Rückenwind, 12-13 °C und wechselhafter Sonne-Regen Komposition. Die darauf folgende 711, eine genauso einfach zu befahrene Naturstrasse, führt uns schlussendlich Nordwärts. Landschaftlich der Hammer.
Im Norden, abseits der Ringstrasse, ist nicht mehr viel los. Wenn wir dort auf einen Parkplatz mit mehr als drei Autos stossen, dann muss es da was zu sehen geben.
Hvítserkur – Die, von einem schwarzen Sandstrand aus sichtbare, 15 Meter hohe Basaltinsel in Form eines Nashorns. Wikipedia sieht im Felsen einen Troll und Icelandroadgide schreibt: „Drei durch die Brandung geschaffene Löcher geben dem Felsen das Aussehen eines Ungeheuers auf drei Beinen".
Der beliebte Nistplatz von Dreizehenmöwen und Eissturmvögeln ist in so ziemliche jedem Reiseführer zu finden. In der Realität sieht das Nashorn, oder was auch immer, noch viel hübscher aus.
Hier kämen Stativ und ND-Filter super zum Einsatz. Himmel-Wasser-Steintier. Es gibt im Netzt auch unheimlich gute Fotos. Wir jedoch knipsen lediglich ein paar Bilder und freuen uns über unsere erste richtige Touristenattraktion. Ja, kaum zu glauben, wir sind seit 6 Tagen in Island und das ist effektiv unsere erste richtige Attraktion (ich zähl mal Grabhügel und Torfkirche nicht mit). Cool . Das muss uns erst Mal jemand nachmachen. Und nichtsdestotrotz, für uns waren die ganzen einsamen und abgeschiedenen Nordfjorde Highlights für sich, die wir nicht missen wollten.
Jetzt aber auf zum nächsten „Spot“, den Robben.
Kaum losgefahren entdecken wir, bei einem einzelnen Häuschen ein Schild, dass es hier von Hand gestrickte Pullover und Schals zu kaufen gibt. Sowas gefällt uns. Doch ein Zettel an der Tür lässt uns direkt wieder aufs Motorrad steigen und weiterfahren. 10 Minuten wollen wir hier nicht warten. Und wer weiss, wie lange es dann effektiv dauert.
Also, auf zu den Robben
Hier müssten es rechts zu den Seehunden abgehen. Doch wir werden enttäuscht. Aus (für uns zumindest) nachvollziehbaren Gründen ist der Robbenplatz am Kapp geschlossen.
Eine Folge des Overtourism?
Wenn der Tourist Segen und Fluch zugleich ist.
Der Tourismus war für Island nach der schweren Finanz- und Bankenkrise ein Lebensretter. Das Land war 2008 am Boden – doch es war erstmals auch für Normalbürger als Ferienziel erschwinglich. Cleveres Marketing und ein gezielter Ausbau der touristischen Infrastruktur folgten.
Island durchlebt seit einigen Jahren einen unvergleichlichen touristischen Boom. Der Hype um Geysire, Wasserfälle und Gletscher blieb aber nicht ohne Folgen. Seit 2010 hatten sich die Besucherzahlen binnen acht Jahren verfünffacht. Rund zwei Millionen Touristen besuchten 2019 die Insel. Zu viel für das kleine Land? Das werden wir uns noch öffters fragen.
Quellen:
https://www.travelnews.ch/destinationen/7095-island-der-overtourism-wird-langsam-zum-problem.html
https://reisenexclusiv.com/wie-island-nachhaltiger-werden-will/
Ob das wegbleiben der Robben nun wirklich etwas mit den Menschenmassen zu tun hat? Kann sein – Wir wissen es nicht. Vielleicht leistet auch die Klimaveränderung Ihren Beitrag dazu. Oder die Überfischung oder Verschmutzung der Weltmeere.
Trotzdem sehr Schade, habe mich doch schon so auf die Tiere in freier Natur gefreut.
Wir fahren weiter, um das Kap herum und auf der Westseite wieder südwärts.
Plötzlich entdecken wir ein Schild mit Seehunden. Wow, das wäre ja cool. Wir parken die Motorräder auf dem Parkplatz und folgen dem Trampelpfad zu Fuss.
Sollte es dort auch keine Seehunde geben, so hätten wir auf dem Weg zumindest ein paar Vögel entdeckt.
Yuhui, da vorne tummeln tatsächlich Robben auf den flachen Felsen. Wie cool. Weiter hinten entdecken wir eine Kolonie grosser Vögel. Ich kann sie nicht erkennen. Der Wind bläst heftig. Trotz Stativ ist es unmöglich, die Kamera ruhig zu halten.
Die Seehunde liegen auf dem Felsen, wälzen sich von links nach rechts…. manchmal wieder zurück und manchmal gleiten sie in Ihr Element - das Wasser.
Ehrlich gesagt, habe ich nicht das Gefühl, dass sich die Robben von den Menschen gestört fühlen. Aber ich habe ja keine Ahnung, was hier in der Hauptsaison vor Corona los war. Jetzt sind max. 10 Leute hier versammelt.
Noch fast Interessanter als die Robben ist das Wetter. Rund um uns herum regnet es (mal wieder) in unterschiedlichsten Intensitäten. Regen im Karomuster – absolut fantastisch. Nur einen Augenblick später sieht das Spektakel schon wieder ganz anders aus. Faszinierend.
Und trotzdem, auf der Halbinsel Vatnes stehen wir mehrheitlich im Trockenen. Die kleinen Regengüsse, die wir abbekommen sind vernachlässigbar. Doch es ist windig und kalt. Sehr kalt. Wir tragen unsere Mütze. Sogar Martin friert.
Nach knapp einer Stunde laufen wir völlig durchgefroren auf den Parkplatz zurück.
Hier dürften wir Übernachten. Es hat nicht nur eine Zeltwiese, sondern auch ein Klohäusschen ausgeschildert. Das wäre eigentlich ganz cool, denn dann könnten wir am nächsten morgen früh (mit einem Kaffee in der Hand) nochmals zu den Robben.
Doch der Platz ist dem rauen Wetter direkt an der Klippe schonungslos ausgesetzt. Keine Möglichkeit das Zelt halbwegs Windgeschützt aufzustellen. Wir entscheiden uns weiter Richtung "Festland" zu fahren.
Wir kommen nicht weit. Das, was das Wetter bietet, können wir nicht einfach an uns vorbeirauschen lassen. Einfach Genial. Wir können gar nicht anders, als gleich den nächsten Foto und Kaffeestopp einzulegen.
Beeindruckend, wie sich die Wolken hinten auf die Hügel gelegt haben.
Und im Rückspiegel sieht die Welt viel freundlicher aus.
Eine Tasse Kaffee zum Aufwärmen.
Ich fahre mit der Alp ein kurzes Stück zurück. Martin hat eine wunderschöne Sonnen-Schatten-Konstellation entdeckt. Die möchte ich noch festhalten. Kommt aber auf dem Foto nicht ganz so grandios rüber.
Skardsviti Lighthouse
Gegen 18:45 Uhr erreichen wir Hvammstangi am Südwestlichen Ende der Halbinsel Vatnsnes. Der Campingplatz ist gut ausgeschildert. Er liegt etwas höher als das eigentliche Dorf, welches selbst direkt an der Küste liegt.
Wie immer, wenn wir auf einen neuen Campingplatz kommen, schauen wir uns zuerst zu Fuss um. Ein Mann mit weissem Bart steht vor einem Campingfahrzeug mit SZ-Nummernschild. Ein Schwiizer :-). Wir grüssen natürlich und kommen ins Gespräch.
Stefan und Elisabeth geben uns den absoluten Geheimtipp. Die Wiese oben bei der kleinen Kirche gehört auch zum Campinglatz und dort gibt es eine kleine, aber wunderschöne Zeltwiese mit eigenem WC-Häuschen. Ein Camping-Séparée, sozusagen.
Das wollen wir uns natürlich anschauen. Dazu starten wir die Motorräder, biegen vom Haupt Campinggelände rechts ab und folgen dem Strässchen bis zur Kirche hoch.
Wie für uns gemacht :-)
PERFEKT. Ein Traumplätzchen.
Vielen herzlichen Dank für den Tipp. Wir wären NIE auf die Idee gekommen, dass die Wiese hier oben auch noch zum Camping gehört. Wir hätten diesen genialen Platz (kein Stellplatz für Wohnmobile, sondern „nur“ eine Zeltwiese) nie entdeckt.
Ein Bächlein, ein Tisch mit Bank und ein relativ windgeschützter Platz für uns alleine. Und das wahrscheinlich schönste und liebevollste Klohäusschen auf der ganzen Welt.
Das Foto unten stammt vom morgigen Tag und bietet einen wunderbaren Überblick. Der Campingplatz mittig und unser Tippi rechts. Traumhaft.
Zum Abendessen gibt es „nur“ Tütensuppe. Ist jetzt nicht das kulinarische Highlight, aber es ist schnell zubereitet und gibt warm.
Eine Aurora hinter Wolken bleibt eine Wolke!
//gefunden auf http://www.auroreboreale.net/de/polarlichtvorhersage-nordlicht-vorhersage)
Da Nordlichter viel höher in der Erdatmosphäre vorkommen als Wolken ist die Hauptvoraussetzung eine sternenklare, sprich Wolkenlose (und dementsprechend kalte) Nacht. Möglichst wenig Lichtverschmutzung durch künstliches Licht (oder Vollmond) und es muss genügend Sonnenaktivität vorhanden sein. Der Kp-Index (kurz für “planetarische Kennziffer der geomagnetischen Aktivität”) zeigt die Stärke der Sonnenwinde an und dient somit als Vorhersage für das Auftreten von Nordlichtern. Der Index geht von 1 (minimal) bis 9 (extrem starke Polarlichter die weit bis in südlichere Breiten reichen). Je höher der Wert, desto stärker der geomagnetische Sturm.
Wie zuverlässig dieser Kp-Wert ist, darüber streitet sich das Internet. Die einen schreiben von Kaffeesatzleserei, die anderen verlassen sich bei Ihren Touren ausschliesslich darauf. Wir können es (noch) nicht beurteilen.
Auf Weather.is kann man sich über den KP-Wert und die Wolkendecke informieren. Nebst dem bietet die Seite auch viele Interessante Hinweise zum allgemeinen Wetter und den aktuellen Strassenzuständen. Routen durchs Hochland sind nur während einer kurzen Dauer (ca. Mitte Juni bis Anfang September, je nach Witterungsverhältnissen und Zustand der brückenlosen Flüsse) geöffnet. Aber dazu ein anderes Mal.
Ringlöingringkling…. Gähn. Es ist eiskalt. Einen wolkenlosen Himmel erwartet mich, als ich mich aus dem Schlafsack schäle und den Kopf zum Zelt hinaus Strecke. Tausende von Sternen funkeln am Himmel. Aber keine bunten Lichtertänze. Die Nacht ist einfach nur kalt und Schwarz.
Schade, aber es war ein Versuch wert.
Wie war das mit der Statistik: 100% der Lottogewinner haben Ihr Glück probiert.
Als ich um 01:30 nochmals den Schlafsack zum Pipi machen verlasse, da ist der Himmel komplett bewölkt.
Ich mulme mich in meinen Schlafsack ein und Schlafe den Rest der Nacht durch.
Uns wurde erzählt, dass es in Island Hotels gibt, die einen Aurora borealis wake-up Service bieten. Man kann sich als Hotelgast ganz gemütlich ins Bett legen und wenn Nordlichter zu sehen sind, wird man geweckt.