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Luftwirbel Traveling ... Island

Island-15

Freitag, 10.09.2021

Zeit unterwegs von 9:50 bis 18:00 Uhr

Island-15

Zeit in Fahrt = 3:42h

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176 Kilometer

Laugafell → F26 (Sprengisandur ) → Myvatn

Martin bringt mir Kaffee „ans Bett“. Das es ordentlich "frisch" ist erkennt man daran, dass Martin freiwillig eine Mütze trägt.

Wir geniessen die grüne Oase, umgeben von grau, schwarzer Vulkanwüste und dem weissen Gletscher im Hintergrund.

Bevor wir unser Zuhause auf die Motorräder packen…. ein kleines Tipi-Photoshooting.

Obwohl die Schuhe über Nacht im beheizten Badehäusschen standen, so sind sie innen immer noch feucht, aber warm :-). Feuchtwarm oder Warmfeucht, wie man es nennen mag.

Kurz vor 10 Uhr starten wir die Motoren. Wir haben uns für die Dacia Strecke entschieden. Die F26, oder auch Sprengisandur genannt ist mit 200 KM die längste Hochlandpiste und einer der bekanntesten Nord-Süd-Querung. Wir freuen uns, heute einen Teil davon zu befahren. Und die Tatsache, dass da gestern die Dacia´s herkamen... ist im Hinterkopf aktuell eher psychologisch wertvoll. So ein Gletscherfluss wie gestern brauchen wir heute nicht zwingend.

Um auf die F26 zu kommen müssen wir zuerst ein kleines Stück auf der F821 zurücklegen und, ganz wichtig, den Abzweiger auf die F881 nicht verpassen. So sollten wir nach ca. 23 Kilometer auf die F26 stossen.

Kaum haben wir Laugafell verlassen, befinden wir uns in einer grauen Mondlandschaft. Nichts als Stein- und Sandwüste, soweit das Auge reicht. Eindrücklich. Und mittendurch führt eine „F-Strasse“.

Hmmmmm - Warum nur ist dieses Schild irgendwie völlig überflüssig? Fahrzeuge, die auf F-Pisten nichts verloren haben, können rein theoretisch schon gar nicht hier sein.

Wir biegen auf die F881 ab. Weiter geht’s, tiefer rein die Vulkanwüste. Die grauen Steine glänzen im fahlen Licht. Mega. Wir sind einfach nur fasziniert.

Leider trifft man hin und wieder auf Spuren ausserhalb des Tracks. Hier hatte wohl jemand seinen Spass gehabt beim Kreise in die unberührte Landschaft zu ziehen. Die Folgen für die Natur kennen wir, die Folgen für zukünftige Islandreisende sind noch offen. Wie überall, wenn einzelne die Grenzen nicht kennen / respektieren, wird es früher oder später zu verboten kommen. In welcher Form auch immer. Aber Verbote (für ALLE) ist die Konsequenz solcher Aktionen. Früher durften Reisende in Island Wildcampen. Inzwischen ist es in den drei Nationalparks, sowie im Süden der Insel Verboten. Schade. Sehr Schade, denn auch wir Zelten gerne in der freien Natur

Das Farbspektrum vermischt sich mit Erdigen und sogar roten Farbtönen. Faszinierend. Von wegen nur graue Wüste.

Und schon erspähen wir wieder Grüne Moosteppiche und kleine Pflänzchen. Faszinierend ist untertrieben.

Wir biegen Links auf die F26 Sprengisandsleið ab und dürfen gleich mal drei «harmlose» Zuflüsse der Kiðagilsá furten. Nach heftigen Regengüssen endete hier schon für manch ein Abendteurer die Weiterfahrt. Heute Nicht.

Gegen Ende unserer heutigen Route werden wir die Wassertröpfen, die hier über die Piste fliessen, wiedersehen, dann, wenn sie in einem ausgewachsener Fluss (Skjálfandafljót ) den Wasserfall Hrafnabjargafoss, Aldeyjarfoss und Goðafoss (einer der bekanntesten Wasserfälle Islands) hinunterstürzen. Der Skjálfandafljót entspringt am Gletscher Vatnajökull und ist mit einer Länge von 178 KM der viertlängsten Fluss.

Das typische Bild der Springisandsleið begleitet uns weiter nordwärts.

In der Ferne eine Staubfahne. Es sind zwei Motorradfahrer und ein 4x4, die uns kreuzen.

Rechterhand am Horizont der Herðubreið mit seiner auffälligen Form eines Tafelvulkans.

Bimsstein

Moosteppiche sind im isländischen Hochland weit verbreitet – und wunderschön.

Und da hinten: Zum zweiten Mal in unserem Leben erspähen wir erkaltete, schwarze Lavafelder - WOW.

Während wir „mal wieder“ die Umgebung auf uns wirken lassen und ein Kaffi schlürfen, staubt ein Frankfurter VW-Büsli vorbei.

Lavasand

Ein Wegweiser geht links zum Hrafnabjargafoss ab. Das schauen wir uns an. Wir sind zeitlich gut dran und auch die körperlichen Kräfte sind noch nicht aufgebraucht. In wenigen Kilometer endet die F-Strasse und bis Mywtn, unserem heutigen Ziel, sind es „nur“ noch 100 KM.

Wir bewaffnen uns mit Stativ und Filter und nehmen uns für ein paar Aufnahmen Zeit.

Gesamtansicht Hrafnabjargafoss
Gesamtansicht Hrafnabjargafoss

Ein mächtiger Wasserfall erwartet uns. Beeindruckend.

Die Hauptwassermenge donnert in einem Halbkreis angeordnet in die tiefe. Verschwindet sozusagen ohrenbetäubend „unter dem Horizont“.

Geziert wird das „Schauspiel“ mit weiteren, kleineren Fällen Rechts in Flussrichtung.

Das „noch restliche“ Wasser kommt noch weiter rechts in einem breiten Strom dazu.

Hier begegenen wir übrigens dem Wasser von der Kiðagilsá von heute früh (jetzt als Skjálfandafljót).

Fotografieren macht SPASS.


Kaum aufgestiegen und losgefahren (3 Kilometer später) ist der nächste Wasserfall ausgeschildert.

Aldeyjarfoss, auch den werden wir uns ansehen. Und was wir da sehen dürfen… WOW. Einfach nur WOW.

Welch imposantes Naturwerk aus Basaltsäulen.

Wir folgen dem Trampelpfad nach unten. Der Aldeyjarfoss wird mein Lieblingswasserfall! Das ist einer der interessantesten Wasserfälle, welche ich je gesehen habe. Ist vielleicht nicht der grösste oder „tiefste“, aber der Kontrast zwischen den mächtigen Basalsäulen und dem weissen, schäumenden Wasser ist der Hammer.

Aldeyjarfoss
Aldeyjarfoss

Der Fluss Skjálfandafljót stürzt hier etwa 20 m in die tiefe.

Wir sind uns einig. Stativ und Filter müssen nochmals zum Einsatz kommen. Diese sind aber oben beim Motorrad. Martin „opfert“ sich freiwillig, und kraxelt den Trampelpfad hoch...

... und holt das benötigte Equipment. Mit Trinkwasser und Mütze. DANKE, mein Schatz :-).

Mit richtig viel fotografischer Ausbeute geht’s weiter.

6 KM später endet die F26 und für die nächsten 35 KM fahren wir auf einer nicht enden wollenden, langweiligen geraden Gravelroad.


Als wir auf die Ringstrasse stossen, zu unserer Linken ein gut gefüllter Parkplatz. Der dritte Wasserfall in Reihe. Der bekannte Goðafoss.

Das Wasser stürzt hier über einer Breite von 158 m, die von drei Felsen unterbrochen wird, etwa 11 m in einem weiten Bogen in die Tiefe. Wäre bestimmt auch sehenswert. Aber irgendwie ist uns nun nicht mehr nach «Noch ein Wasserfall gucken». Zudem hat uns die Zivilisation wieder. Am vollen Parkplatz nicht zu übersehen. Ne, wir haben keine Lust auf Touri-Trouble.


Wir hatten heute so viele Eindrücke. So langsam macht sich eine «Fahrmüdigkeit» breit. Ein kleines Hungergefühl macht sich ebenfalls bemerkbar. Wir haben noch ca. 45 KM (Ringstrasse) bis Mývatn vor uns. Mir ist kühl.

Während der Fahrt wird mit sogar richtig kalt.

Der Mývatn ist der viertgrößte natürliche See Islands und gilt als das beliebteste Reiseziel in Nordisland (können das gar nicht nachvollziehen, gibt es doch so viel Tolles im Norden) – Konkurrenz machen ihm lediglich die Ortschaft Húsavík mit Ihrem Angebot an Walbeobachtungen und der Goðafoss (welchen wir eben ganz bewusst links liegen liessen).

Aufgrund der vulkanischen Aktivität und der niedrigen Wassertiefe (2 bis 4 Meter) bietet er für seine Umwelt eine konstante Temperatur. Diverse Tierarten finden in der sonst so rauen Natur Islands am Myvatn einen idealen Lebensraum.

Zum Beispiel:

Mücken.

Myvatn, setzt sich aus den isländischen Worten "My", Mücken und "vatn", Wasser, zusammen. Das Mückenwasser oder auch Mückensee genannt macht so seinem Namen alle Ehre.

Die Kohlendioxidausstöße der vulkanisch aktiven Region locken die Mücken an, sodass sich schwarze Säulen oder Nebelwolken kurz über der Wasseroberfläche bilden.

Auch wir Menschen stossen beim ausatmen Kohlendioxid aus. Darum visieren die Mücken gezielt Mund- und Nasenhöhlen an.


Diese Mückenschwärme sind eine eigene Touristenattraktion und werden in jedem Reiseführer erwähnt.

Und tatsächlich. Als wir uns dem wunderschönen See mit seinen 50 Inselchen bzw. Schären nähern, muss ich natürlich anhalten und Fotos machen. Keine Sekunde später wimmelt es um und im Helm von vielen kleinen Mücken. Martin steigt schon gar nicht vom Motorrad, sondern bewundert den See mit geschlossenem Visier. Auch ihm ist kalt. Schnell ein Foto und weiter. Es hilft alles nichts, die Mücken, die bereits unter dem Helm sind, die krieg ich auch während der Fahrt nicht mehr raus.

Ebenfalls faszinierend sind die «Lava-Skulpturen», die um den See herum in der Landschaft stehen und an sehr an alte «Ruinen» erinnern. Es sind die Überreste eines Lava Sees und entstanden vor etwa 2.000 Jahren, als bei einem Vulkanausbruch Lava über ein Sumpfgebiet floß. Was dabei genau geschah, kann man unter https://www.iceland.de/virtuelle-islandreise/nordostisland/das-myvatn-gebiet/ nachlesen.

Morgen werden wir bestimmt mal anhalten und mehr Fotos machen. Heute nicht mehr.

Noröstlich des Mückensees liegt die Ortschaft Reykjahlíð. Unser heutiges Ziel. Die N1 Tankstelle steuern wir als erstes an. Anhalten, Helm ab und schon summseln hunderte von Mücken im Gesicht rum. Augen zu und durch. Die Einheimischen hier machen deswegen jetzt auch kein Drama, sondern leben einfach damit. Im Gegensatz zu den Touristen, für die es extra Kopfnetze zu kaufen gibt.

Wir tanken und kaufen gleich im Tankstellen-Supermarkt ein.

Chips, Hamburger, Eier, Sauce und zwei heisse Kaffees und Hotdogs zum direkt essen für 7295 ISK. Was Warmes tut echt gut.

Direkt gegenüber liegt der Camping Myvatn. Hier quartieren wir uns für die Nacht ein. 18:00 Uhr.

Mit 2000 ISK pro Person ist dieser Campingplatz für uns bislang der teuerste.

Die Campingregeln sind hier etwas anders als gewohnt. Man darf mit den Fahrzeugen nicht auf den empfindlichen Rasen fahren. Dagegen ist ja grundsätzlich nicht einzuwenden. Der Campingplatzbesitzer zeigte uns ein paar Plätze, wo wir das Zelt aufstellen können. Aber eigentlich wollen wir unser Material nicht so weit über die Wiese tragen. Nebst dem Zelt, Isomatten und Schlafsäcken leben wir aus den Koffern. Alternativ können wir unten am See bei den 4x4 Camper in Reih und Glied parken. Das schauen wir uns an.

Eine Bank, direkt am See, lädt zum Verweilen und „ankommen“ ein.

Dieser See ist ein wunderschöner Ort. Die Farben der Natur und das Licht faszinierend. Und mit 10°C - ohne Wind – schon fast warm. Trotzdem ist mit kalt.

Mit einer Tasse Jameson begiessen wir den heutigen Supertag. Die tausend Mücken um unseren Kopf folgen uns hartnäckig. Mund zu, Auge zusammenkneifen und nur flach durch die Nase atmen hilft. Sogar auf den Fotos schleichen sie sich ins Bild.

Für die Natur ist der flache Mückensee extrem wichtig. Mit den gigantischen Mückenschwärmen, die zweimal im Jahr Hochsaison haben (jetzt ist es hier harmlos!) finden die vielen Vögel und Fische beste Nahrungsbedingungen vor.

Glücklicherweise handelt es sich um Zuckmücken, welche nicht stechen. Sie sind halt einfach nur penetrant, weiter nichts. Sehr penetrant.

Der Campingplatz ist gut besucht. Und er ist für viele Touristen ausgelegt. Die Wohnmobile werden etwas oberhalb auf einem Parkplatz zusammengepfercht. Wohnmobil an Wohnmobil an Wohnmobil.

Wir entscheiden uns, unser Zelt unterhalb vom Wohnmobil-Parkplatz aufzustellen. Wir parken das Motorrad am Rand der Wiese und bauen unser Zelt direkt hinter der Holzabsperrung auf. Perfekt. So haben wir unsere Ruhe und doch noch ein schönes Plätzchen gefunden ohne grosse Lauf-Distanzen zum Motorrad.

 

Während wir unser Tippi aufbauen, spricht uns Stefan an und reicht uns auch gleich ein Bier. Seine Frau und Kinder sind auch kurz darauf da und bringen noch ein zweites kühles Bier mit. Ich bin noch nicht mal unglücklich, dass ich das “ungekühlte“ Bier bekommen habe, im Gegenteil. Stefan und seine Frau mit den Kids erkunden Island mit dem Wohnmobil. Ich unterhalte mich mit ihnen. Martin baut inzwischen fertig auf.

 

Wir gehen Duschen. Das Wasser mieft nach Schwefel. Die natürliche Wärmequelle Islands. Die Sanitären Anlagen sind im Allgemeinen nicht besonders Einladend. Die Mücken und der Gestank ist das eine, damit kann man Leben, aber 3 Duschen und 4 WC sind definitiv zu wenig für einen so gerammelt vollen Massenplatz.

Das merkt man deutlich.

Und es gibt keine einzige Steckdose für Gäste im Bad.

Für uns zweiradfahrende Zelter wären solche Steckdosen wertvoll, um die Akkus von der Kamera über Nacht aufzuladen. Und ich glaube auch nicht, dass ein Campingplatzt bankrottgeht, nur weil die Besucher ihr Handy an die Steckdose hängen. Und das tun ja noch nicht mal alle. Die meisten Menschen würden Ihr Handy nie unbeaufsichtigt irgendwo liegen lassen.

 

Es gibt einen grossen Aufenthaltsraum/Küche. Es hat sogar noch ein Plätzchen frei. Wir brutzeln unsere Hamburger.

Martin lacht und freut sich über die Erkenntnis, dass Knäckebrot auf Motorradreise nicht optimal ist.

Für unsere Blaubeeren haben wir Skyr gekauft.

Das „Zelt/Aufenthaltsraum“ ist nicht beheizt und es zieht. Auch eine Möglichkeit zu verhindern, dass die „Gäste“ zu lange einen der wenigen Tische (im Verhältnis zur Grösse des Platzes) belegen.


Wir spülen unser Geschirr, putzen mit dem Schwefelwasser unsere Zähne und verziehen uns in unser Tippi. Wir sind müde, sehr müde. Kaum eingemullmt, laute stimmen vor dem Zelt. Ich gehe raus. Der Campingplatzbesitzer möchte, dass wir die Motorräder wegstellen, da er hier an den Rand noch ein Wohnmobil stellen möchte.

Ich finde die Idee nicht gut, dass ich zum einen die Motorräder wegstellen muss und zum andern, dass direkt vor unserer Haustür ein Wohnmobil parkt.

Ich kanns nicht ändern. Das Wohnmobil parkt ein und die Standheizung brummt los. Ich frage noch, ob die Heizung die ganze Nacht laufen muss. Fände ich gerade echt doof. Ja, sie muss. Ich soll mich nicht so anstellen, wir hätten uns ja auf die von ihm empfohlene Wiese stellen können.

Ich erinnere mich an das Bier vom Stefan und teile Matin mit, dass das wohl das beste an diesem Platz überhaupt war.

 

Mir ist noch immer kalt, obwohl es mit 8°C wärmer als die letzten Tage ist. Keine Ahnung, vielleicht hab ich ein bisschen Zuwenig getrunken oder bin noch von den letzten 70 KM Asphalt (Ringstrasse) unterkühlt. Eigentlich seit den Wasserfällen fröstle ich.

 

Heute Nacht könnte Island von Nordlichtern „besucht“ werden, aber hier ist es zu 100% bewölkt. Ich muss mir keinen Wecker stellen. Es beginnt zu regnen

 

 

Und nun, schlaf gut…. Mit dem brummen der Standheizung an unserem Ohr.

Camping Myvatn

2 Personen im Zelt plus Motorräder

= 4000 ISK = 26.55€ = 13.25€/pro Person

Gratis warme Schwefeldusche

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