Donnerstag 12.09.2019
Zeit unterwegs von 11:45 bis 16:30 Uhr
Zeit in Fahrt = 3:06 h
Hohe Tatra [SK] → A3 → Snina [SK]
195 Kilometer
Samstag, 11.09.2021
Zeit unterwegs von 11:20 bis 20:00 Uhr
Zeit in Fahrt = 5:36h
125 Kilometer
Myvatn → Route Dyngjufjöll → Askja
…und das Messer kann man am Knäckebrot auch nicht abputzen.
In der Nacht hat es geregnet. Jetzt ist es bei 7°C bewölkt.
Zum Frühstück essen wir Knäckebrote…. Und schon schwirren die ersten Mücken um unsere Köpfe.
Wir bauen ab. Genervt über das Wohnmobil, welches uns direkt vors Zelt dirigierte wurde, seine laute Standheizung und Unzufrieden über diesen Campingplatz. Mit 4´000ISK ist er für uns bis jetzt der teuerste in Island. Im Aufenthaltsraum gestern Abend zog es unangenehm und meiner Meinung nach hat es viel zu wenig Toiletten und «Badroom» für einen Campingplatz mit derart vielen Stellplätzen.
Der Campingplatzbesitzer lädt mich zu einem Gespräch ein und ich folge ihm über den Platz. Zuerst an den See, er zeigt mir die schönen Stellen und Lava-Steine. Dann über die Wiese. Er erklärt, dass sein Vater (oder wars der Grossvater) den Platz vor vielen Jahren sorgfältig und mit viel Liebe zu dem machten, was er heute ist. Ein Platz mit grüner Wiese. Der Isländische Boden ist viel sensibler und es dauert ewig, bis er sich erholt. Ich müsse doch bitte verstehen, dass er darum nicht möchte, dass Fahrzeuge übers Gras fahren.
DAS verstehe ich. DAMIT habe ich auch überhaupt kein Problem, ABER.....
Ich beende das Gespräch. Es ist zwar nett gemeint vom Campingplatzbesitzer, doch für mich ist es reine Zeitverschwendung. Ich will Martin beim Abbauen und aufräumen helfen und dann wollen wir los. Je früher, desto besser, denn wir wollen heute wieder ins Hochland fahren.
Der windige Campground Dreki auf 785müM beim Zentralvulkan Askja ist unser Ziel.
Von unserem Standort führen drei F-Strassen nach Askja / Dreki-Camp:
Route Dyngjufjöll «Backdoor-Route»: 116 KM, Tiefel lange Sandpassagen, Lavasteine und Furten. Für diese Route sollte man einen Tag einplanen, da sie Landschaftlich und Fahrtechnisch zu den abwechslungsreichsten Strecken in Island gehört. Das Trackook Island stuft die Strecke als Difficult ein. Für diese anspruchsvolle Route werden wir uns heute Entscheiden. Ich freue mich schon riesig.
Für die Rückfahrt bleibt somit eine der beiden anderen Routen:
Route F88: 130KM, Gilt als Standardroute nach Askja und ist dementsprechend eine der am meist befahrenen Routen im Hochland. Es handelt sich um eine leicht zu befahrene Strecke, jedoch mit zwei recht tiefen Furten (die 2-te Überquerung soll sehr anspruchsvoll sein und nach langanhaltenden Regenfällen oder Schneeschmelze sogar gesperrt werden). Ein Schild informiert, dass die nächste Tankstelle 268KM entfernt ist.
ICH, ja ICH habe schonmal gar keine Lust auf anspruchsvolle und oder tiefe Furten. Der Gletscherfluss vorgestern sitzt mir noch Knietief in den Knochen.
Und eine alternative Route zur F88 mit schmalen und weniger tiefen Furten ist die
Route 905 (Mödrudaler Wüste): 142KM, Kurze versandte Abschnitte, 1 tiefe Furt. Tankstelle bei Mödrudalur ca. 90 Km.
Das klingt doch auch gut :-).
Und nun müssen wir rechnen. 116 KM bis Askja und sagen wir mal 100 KM bis zur Tankstelle Mödrudalur (Route 905).
Wir kennen die Kapazität der Alp: «Theoretisch» 200 KM. Denken wir an die Anreise auf der Dänischen Autobahn als die Alp nach 180KM leer war! Dieses Motorrad ist unberechenbar. Rechnen wir daher lieber nur mit 180ig.
Plus ein 3 Liter Kanister an der Alp und ein 5 Liter Kanister an der DR.
Verfahren oder ein spontaner Abstecher sind nicht einkalkuliert. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt, wie die Pisten und die Furten heute und Morgen aussehen. Und wir sollten immer im Hinterkopf haben, dass wir an ein Hinderniss stossen, dass wir nicht queren können und zurückfahren müssen.
Cool wäre es, vom Dreki-Camp bei Askja den Abstecher zu den Eishöhlen am Fusse des Kverkfjöll-Gletscher zu fahren (65 KM bis von Camp zu Camp plus Wanderung 5,2 KM durch Furten und Geröllhalden zu den Höhlen).
Die 65 Kilometer, beziehungsweise 40 KM bis zur Verzweigung Askja / F910 müssten wir wieder zurück, da es sich um einen Stich zum Gletscher handelt. Macht zusätzlich 105 KM.
Dafür reichen unsere Spritreserven nicht aus.
Aber, vielleicht nimmt uns so ein 4x4 Fahrer vom Dreki-Camp zu den Eishöhlen mit (und wieder zurück). Das wäre natürlich Mega cool. Da werden wir uns vor Ort einfach durchfragen. Vorausgesetzt, wir sind da nicht wieder alleine ;-).
Auch cool wäre es, von Askja das Hochland gar nicht wieder gen Norden (F88 oder Mödrudaler) zu verlassen, sondern im Hochland auf der F910 Richtung Osten zu verbleiben. 184 KM ab den Eishöhlen. Dass es in BRU (ca.90KM) ein Kiosk und eine Tankstelle gibt, ist uns zu dem Zeitpunkt "leider" nicht bewusst.
Der Campingplatzbesitzer lässt nicht locker. Wir kommen erst gegen 11 Uhr los. Die nächste und letzte Tankstelle vor dem Hochland gehört uns. Volltanken und ein kleines vorzeitiges Mittagessen: 2 Hotdogs und zwei süsse Stücken als Wegzerrung. Und wir würden ja direkt noch einen Benzinkanister kaufen, aber leider hat die Tankstelle keine. Schade, dass hätte uns doch noch etwas flexibler gemacht.
Am südlichen Zipfel des Mückesee´s führt eine Piste (ohne Namen) ins Hochland. Google kennt «die Strasse» noch nicht mal. Auch auf den Satellitenbildern lässt sie sich nicht lange erkennen.
Umso besser, dass die Route auf unserer Papierstrassenkarte (Freytag-Berndt, 1:400 000) als weisse Linie eingezeichnet ist. Diese Karte kann ich sehr empfehlen. Auch grössere Furten sind eingezeichnet, was bei der Routenplanung hilft.
Die gut befahrbare Piste führt direkt auf einen sehr markanten Hügel zu (Sellandafjall?).
Tiefe, mit Moos bewachsene Hohlwege, umgeben von einem satten Grün, Schafen und kleine Flussläufen versetzen uns in eine andere Welt. WOW - Landschaftlich und Fahrtechnisch ein purer Genuss. In «dieser Welt» könnte ich unendlich weiterfahren.
Das Hochland ist soooo faszinierend. Von einem auf den nächsten Augenblick befinden wir uns umgeben von Steinen.
Auch hinter uns ;-)
Und neben uns... Und immer mal wieder leuchtend grüne Moose und adere Bodendecker.
Wir passieren die ersten Anzeichen, dass hier geologisch gewaltiges vorgefallen sein muss.
Es wird steiniger und holpriger, wir durchqueren ein altes Lava-Feld. Es gibt keine «Piste» mehr. Wir folgen den gelben Pflöcken.
Der Untergrund könnte unterschiedlicher nicht sein. Flach geschliffene Riesensteine, Basalblöcke und kleine Felsstufen müssen überquert werden.
Zur Orientierung einen Kartenausschnitt / Satelittenbild von www.mapcarta.de
Eine kurze, steile, sandige Auffahrt wird mir zum Verhängnis. Mit dem Linken Koffer bleibe ich hängen und falle…weich. Nix passiert :-).
«Oben» begrüsst uns wieder sattes Grün. Zumindest für einen kurzen Augenblick (wie auf der Satellitenaufnahme gut zu erkennen ist).
Danach ist die Landschaft mit einer goldig-glitzernden Sandschicht überzogen.
Im nächsten Moment ist der Zauber verschwunden und «Nackte» Steine, soweit das Auge reicht.
Es ist unbeschreiblich. Ich hoffe, die Fotos bringen halbwegs rüber, was wir erleben dürfen.
Der Vatnajökull-Nationalpark (isl. Vatnajökulsþjóðgarður) ist einer von drei Nationalparks in Island.
Die Seite https://www.vatnajokulsthjodgardur.is/en bietet eine tolle, interaktive Karte.
Die Piste wird sandiger und schlängelt sich zwischen spitzen Steinen und bizarren Steinskulpturen hindurch.
15:30 Uhr: Der erste Mensch, den wir in dieser spannenden Gegend treffen ist ein deutscher Defender-Fahrer.
Woher? Wohin? Wie ist die Piste? Er komme von Askja, hat aber nicht die Route via F910 (gelbe Markierung, südlich um Askja führend) genommen, sondern die Abkürzung Nördlich vom Kratersee. Er meint, die Strecke lässt sich gut fahren. Sehr sandig, aber sollte für uns (Motorradfahrer) machbar sein.
Wir könnten durch diesen «direkten» Weg ganz schön viele Kilometer «sparen». Doch, wir werden an unserer geplanten Route festhalten und die Strecke um den Kratersee fahren. Jetzt sind wir nämlich wieder bei dem Thema: Schön zu wissen, dass "die Abkürzung" aus Seiner Sicht kein Problem für Uns wäre.
Wir bedanken uns für den Tipp und geben auch Ihm den Zustand der von uns zurückgelegten Strecke weiter.
Mal Erdig, mal Steinig, mal Sandig, aber immer super gut zu fahren.
Und dann wird es "enger". Bis jetzt hatten wir Grösstenteils "die grosse weite Prärie" um uns herum. Nun aber gelangen wir in eine Art - Klus - Schlucht – Kanyon – Engstelle - Durchbruchstal? Keine Ahnung, wie man das hier nennt.
Und was die Situation noch unheimlicher macht: Vor uns, in dieser Schlucht, liegt eine diesige Wand. Oder ist es Nebel? Oder sogar Regen? Auf alle Fälle ist es unheimlich. Und wir kommen dieser trüben Gegend immer wie näher…
Es ist feiner Nieselregen. Aber Nass. So Nass, dass wir die Regenkleider überziehen und die Kamera einstecken. Doch vorher gibt es noch ein paar Fotos, denn hinter dem «Düsteren» scheint die Sonne durch. Es ist eine so unglaubliche, mystische Stimmung. Man sieht durch den Nebel kaum was, und trotzdem blendet die Sonne und bringt den nassen Sand zum Glitzern.
Leider kriege ich die Stimmung nicht aufs Foto. Das Objektiv ist feucht, läuft an, die Sonne überbelichtet mir das Bild und der Rest ist einfach nur zu dunkel (anstatt wie tausend Diamanten zu funkeln). Schwierige Verhältnisse, dafür fehlt mir die fotografische Erfahrung.
Das Gelände wird wieder Flacher, wir müssen aufpassen, dass wir die «Piste» nicht verlieren und uns verfahren. Die gelben Pflöcke sind teilweise schwierig zu erkennen. Teilweise deuten nur noch gesetzte Steine den weiteren Streckenverlauf an.
Nebelschwaden-fetzen hängen über die Kämme. Unheimlich und faszinierend zugleich.
Wir stossen auf die F910, welche von Wester herkommt. Mit genügend Spritreserven hätten wir schon gestern im Hochland auf der F910 von Laugafell direkt nach Askja fahren können.
ABER ganz ehrlich…. So eine wunderschöne, phänomenale Strecke wie heute… und gestern… Was hätte das Top´en können?
In einem grossen Bogen führt die F910 südlich um den Askja-Kratersee. Noch ca.35 Kilometer bis zum Dreki-Camp.
18:00 Uhr: Tiefer schwarzer Lavasand bringt uns fahrtechnisch und vor allem auch Körperlich – was sich dann wieder negativ auf das Fahrkönnen auswirkt- an unsere Grenzen.
Ungefähr eine halbe Stunde später lassen wir zwei 4x4 überholen. Die kommen im Sand besser klar wie wir. Ich dachte erst, auf den frischen Spuren lässt sich besser fahren, aber dem ist nicht so. Im Gegenteil.
Es bleibt fast keine Kapazität mehr, die schöne Stimmung der Dämmerung zu geniessen.
Ja, Richtig gehört, es wird so langsam aber sicher Dunkel.
19:00 Uhr.... eine Stunde kämpfen wir uns schon durch den wirklich schlecht zu fahrenden Sand. Es ist ein bisschen wie mit der Gletscherfluss-Route: Andersrum, sprich Vormittags mit vollen Kräften in Askja aufzubrechen, die lange Sandpassage zu bewältigen und dann mit den holen Mooswegen ausklingen zu lassen, macht vielleicht mehr Sinn. Aber eben, wir können nur aus unserer Erfahrung lernen.
So sieht ein wirklich erschöpfer Martin aus.
19:30 Uhr: Martin lässt uns noch mehr Luft aus den Heidenaus ab. Das hätten wir schon viel früher tun sollen. Und, vor allem hätten wir es besser Wissen müssen. Sandfahren in Marokko ging beim Heidenau «ohne Luft» deutlich besser.
Endspurt: Es kann nicht mehr weit sein.
19:56 Uhr: Dreki-Camp Askja in Sicht :-)
Die Hüttenwartin begrüsst uns. Fragt nach dem Woher und Wohin und staunte nicht schlecht, als wir Ihr sagten, dass wir via Dyngjufjöll kamen.
Dann klärt Sie uns auf:
Zelten kostet 5000 ISK.
Sie hätte Zimmer frei, die Sie uns anbietet.
Küchenbenutzung bis max. 22:00 Uhr, kostet zusätzlich 500 ISK.
5 Minuten Duschen übrigens auch.
Es gibt nur kaltes Wasser.
Wir sind Fix und Foxi und überlegen, ob wir uns für heute Nacht nicht einfach eine Hütte gönnen und uns ins Bett fallen lassen. Verlockend ist es schon, aber ne, wir wollen im Zelt schlafen.
Ich frage die Hüttenwartin, ob Sie vielleicht wüsste, wer (von den 4x4lern) Morgen zu den Eishöhlen fährt, damit wir frühzeitig Kontakt aufnehmen und vielleicht eine Mitfahrgelegenheit ausmachen können.
Sie schüttelt den Kopf. Niemand wird morgen zu den Eishöhlen fahren – ein Sturm ist angekündigt, der gegen 16 Uhr auch Askja erreichen wird. Morgen früh wird Sie dafür sorgen, dass alle das Hochland verlassen und abreisen.
Mit letzter Kraft bauen wir auf.
21:40 Uhr: Zum Kochen sind wir zu müde. Knäckebrot und so fertig-Kraut-Salat (oder was das war) passt auch.
GUTE NACHT