top of page

Luftwirbel Traveling ... Island

Island-18

Montag, 13.09.2021

Zeit unterwegs von 10:50 bis 18:30 Uhr

Island-18

Zeit in Fahrt = 3:20h

P1060700-89.jpg

186.6 Kilometer

Mödrudalur → Krafla → Ásbyrgi

Manchmal braucht es nur ein warmes Bett, um die Welt wieder in Ordnung zu bringen.

Nach einem Tag voller Schmerzen und Erschöpfung konnte ich mich in diesem kleinen Hotelzimmer, welches Martin gestern spontan buchte, gut erholen. Es geht mir schon viel besser, auch wenn mich die Blasenentzündung, die ich mir eingebrockt habe, noch einige Wochen begleiten wird.

Es windet höllisch. Die Wolken ziehen am Himmel vorbei und hinterlassen faszinierende Licht- und Schattenspiele.


Zum Frühstücken müssen wir ins Restaurant rüber laufen. Doch zuvor bewundern wir die in Erde, oder Torf oder was auch immer „eingepackten“ Wände der Häuser.


Auf dem Weg zum Frühstücksraum entdecken wir was kleines weisses im grünen Gras. Wie härzig, ein Polarhase. Keine Angst, wir tun dir nicht´s und lassen dich auch in Frieden.

Das Frühstück ist absolut TOP.

Und später vor dem Restaurant, ganz nah, sogar einen Polarfuchs. WOW :-).

Die Tankstelle:

Der Hund

Wir packen unsere Sachen aufs Motorrad und machen uns startklar. Keine zehn Minuten später befinden wir uns bereits auf der Ringstrasse. Unser Ziel: das Vulkansystem Krafla, etwa 66 Kilometer entfernt.

Als wir vor ein paar Tagen am Myvatn übernachteten, ist uns die sehr interessante Gegend um den See aufgefallen und ja, das wollen wir uns jetzt genauer ansehen.

 

Gestern war das Fahren wegen der Schmerzen kaum erträglich, aber heute habe ich einen ganz anderen Grund, warum mir die Fahrt nicht wirklich Spaß macht: Der Wind. Es ist ein einziger Kampf gegen die böigen Stösse, die mich immer wieder aus der Spur drücken wollen.

Aus Sicherheitsgründen fahre ich schon in der Mitte der Fahrbahn – so habe ich bei jedem Windstoss wenigstens etwas Puffer. Zum Glück gibt es nur wenig Gegenverkehr. Auf den 60 Kilometern der Ringstrasse sehen wir kein einziges Wohnmobil unterwegs. Das ist höchst ungewöhnlich. Der Grund: Bei diesem Wind dürfen die nicht mehr fahren. Kein Witz – in vielen Mietverträgen gibt es Klauseln, die die Verantwortung des Mieters bei extremen Wetterbedingungen regeln. Sobald eine bestimmte Windgeschwindigkeit überschritten wird, zahlen Versicherungen nicht mehr für Schäden, beispielsweise wenn ein Wohnmobil von der Straße geweht oder durch aufgerissene Türen beschädigt wird. Genau das scheint heute der Fall zu sein – die Strassen sind wie leergefegt.

Anhalten und Fotos machen… unmöglich. Plötzlich merke ich im Rückspiegel, dass Martin zurückfällt. Was soll der Mist? Ich kann jetzt nicht einfach langsamer fahren. Stattdessen halte ich an und versuche mit beiden Füssen gegen den Wind zu halten, damit mich die nächste Böe nicht mitsamt Motorrad in den Graben wirft.


Was auch immer Martin für ein „Problem“ hat, ich kann nicht einfach mal eben zurückfahren und helfen. Verkrampft und angespannt warte ich. Muss er Pinkeln? Ja, ich müsste auch, aber das geht jetzt nicht. Hat er ein technisches Problem? Was ist passiert? Er ist zu weit weg, als dass ich was erkennen könnte. Ich muss es irgendwie schaffen, zu ihm zurück zu fahren….

Und noch während dem Versuch zu wenden, sehe ich das Licht der DR angehen. Jetzt ist er mir eine Erklärung schuldig. Mich hier einfach so im ungewissen warten zu lassen.

 

Und es tut mir leid, aber da ich mit der stürmischen Situation grad etwas überfordert bin, ist mein Tonfall nicht angemessen.

DI-DR ist nach 288 Tachokilometer leergelaufen. Martin musste unter den windigen Umständen das Motorrad abstellen und vom Kanister tanken. Normalerweise schafft DI-DR 350 Kilometer.


Weiter geht’s.

Wir nähern uns der Region Krafla. Der Vulkanismus ist hier überall zu spüren.

Island-kundige werden feststellen, dass diese Aufnahme erst auf dem Retourweg (Ringstrasse von Reykjahlíð Richtung Osten) entstanden sein kann.


Die Dampfsäulen der Geothermalkraftwerke Bjarnarflag ziehen horizontal über den Horizont – ein Eindrucksvolles Bild. Ja, viel Wind! Vielleicht fangen die Videoaufnahmen wenigstens einen kleinen Eindruck von dieser faszinierenden Welt ein.

 

Wir fahren am Abzweig nach Krafla vorbei und steuern Reykjahlíð am Myvatn-See an. Allen guten Dingen sind drei: An der uns bekannten N1-Tankstelle mit dem kleinen Shop – dort, wo die vielen Mücken sind – kehren wir zum dritten Mal ein.

Pipi, Motorräder, sowie die leeren Kanister Tanken, im kleinen Tankstellen-Lädeli noch dies und jenes einkaufen und, wie könnte es anders sein, einen dieser leckeren Hotdogs bestellen.

 

Gestärkt geht’s auf der Ringstrasse ca. 6Kilometer zurück, wo wir dann links nach Krafla abbiegen. Wir fahren an einem riesigen Geothermalkraftwerk vorbei. WOW – einfach imposant! Sorry, dass es keine Bilder gibt, aber ich kämpfe immer noch mit mir, dem Motorrad und dem Wind. Dafür gibt ein kleines Video.


Auf der Rückfahrt werden wir hier anhalten und ein paar Imposante Fotos machen.


Martin versucht mir die ganze Zeit beizubringen, dass ich mich nicht so verkrampfen darf. Aber das ist einfacher gesagt als getan. Ich kann nicht einfach „nicht verkrampfen“. Und genießen? Das geht einfach nicht. Es ist nur ein ständiger Kampf mit jeder Böe… oder besser gesagt, gegen jede Böe.

 

Endlich kommen wir ganz oben auf dem Parkplatz an.

Zu Fuss wandern wir dem Steg entlang, der wohl auch schon bessere Tage gesehen hat.

Schade, denn eben dachte ich noch an Rollstuhlfahrer, die aber leider bei so einem beschädigten Weg nicht weiterkommen.

Es stinkt nach Schwefel – fürchterlich. Aber das, was wir sehen, macht den Gestank wieder wett. Erkaltete Lava, zum Greifen nahe. Leuchtend grünes Moos... einfach faszinierend.

Und mitten durch diese bizarre Farben- und Formenlandschaft führt der Holzsteg für Touristen.

Da, ein „Stinki-See“. Eindrücklich... sowohl für die Nase als auch fürs Auge. Sowas muss man einfach mal erleben, mit allen Sinnen ;-).

Und wo der Holzsteg endet, da folgt man den gelben Pföstli – wie im Hochland.

Zurück zum Parkplatz.

Schon Cool, dass wir fast alleine hier sind. Dank dem sarken Wind ;-).

Auf der Fahrt zurück halten wir beim Geothermalwerk und machen Fotos.

Es dampft, qualmt und stinkt – gigantisch dieses Bauwerk mit den acht Dampfschloten. Das Kraftwerk liefert derzeit eine Leistung von 60 MW (2 Turbinen à 30 MW). Neben Wasserdampf entweicht aus den Bohrlöchern vor allem Kohlendioxid (90-98%) und Schwefelwasserstoff (2-10%).

Quelle: iceland.de

Das kleinere Kraftwerk Bjarnaflagsstöð, welches wir vorher von der Ringstrasse sahen, erzeugt ca. 3,2 MW.

Wir fahren ein ganzes Stück – genau genommen 40 Kilometer – auf der Ringstraße zurück und biegen dann Richtung Norden ab. Zum Glück haben die Böen etwas nachgelassen.

Wir wollen Richtung Ásbyrgi und müssen uns entscheiden, ob wir die knapp 61 Kilometer westlich oder östlich der Schlucht Jökulsárgljúfur zurücklegen. Denn es gibt keine Brücke für einen Seitenwechsel. Aus Wettertechnischen Gründen nehmen wir die Ostseite.

Beim Dettifoss legen wir einen Stopp ein. Mindestens einer der berühmten Wasserfälle Islands sollten wir uns ansehen. Der Dettifoss gilt als einer der wasserreichsten Wasserfälle Europas. Im Sommer liegt die Wassermenge bei 1500 Kubikmetern pro Sekunde. Schwer, sich darunter bildlich was vorzustellen. Aber es sind gewaltige Wassermassen, die hier in die Tiefe stürzen.

Wenn wir einen Blick auf die Karte von Island werfen, entdecken wir „rechts unten“ einen großen weißen Gletscher – den Vatnajökull. Hier entspringt der Gletscherfluss Jökulsá, der den Dettifoss speist. Mit einer Länge von 206 Kilometern zählt er als zweitlängster Fluss des Landes.

Gestern kreuzten sich sogar unsere Wege, als wir die Kreppa furteten.

Ohne und mit ND Filter

Es folgen noch drei weitere Wasserfälle, die wir jedoch „links“ liegen lassen. Man kann sich einfach nicht jeden Wasserfall in Island anschauen. Es gibt über 10.000 Wasserfälle auf der Insel. Diese Zahl kann variieren, je nachdem, wie klein ein Wasserfall betrachtet wird und ob temporäre Wasserfälle (z. B. durch Schmelzwasser) in die Zählung einfließen.

Gegen 18:30 Uhr erreichen wir den Ásbyrgi Campground. An Ásbyrgi sind wir zu Beginn unserer Reise vorbeigeflitzt, als wir von der Quarantäne nach Akureyri zum Corona-Test mussten.

Jetzt aber haben wir Zeit zum geniessen. Ásbyrgi ist ein besonderer Ort, denn der in der isländischen Mythologie omnipräsente und tief verwurzelte Glaube an Elfen, erklärt Ásbyrgi zur Elfenhauptstadt.

 

Und dann gibt es noch Odins achtbeiniges Pferd, Sleipnir, das hier seine Hufe in die Erde bohrte und der hufeisenförmigen Schlucht Ásbyrgi ihre Form verlieh. Was man halt nur von oben sehen kann.

Der Canyon ist von extrem hohen Klippen umgeben, die bis zu 90 Meter in die Höhe ragen. Vom Campingplatz aus starten verschiedene Rundwanderungen auf die Klippen. Die Aussicht von den Klippen auf die ungewöhnliche Hufeisenform soll gigantisch sein. Wir können es nur vom "hören-sagen"beurteilen.

Der Campingplatz bietet neben WC und Duschen – 5 Minuten Duschen kosten übrigens 300 ISK – auch Trocknungsschränke. Leider gibt es keinen Aufenthaltsraum. Oder eine Küche oder irgendwas "gemütliches".

Also sitzen wir vor dem Zelt, brutzeln in Speck eingewickelte Bratwürste und essen Kyr.


Dann klärt Martin die Schlanghorns über Elfen auf und erklärt, dass diese in den Felsen und Klippen der Schlucht wohnen…. Und Schlanghorn-babies zum fressen gern haben.

Gute Nacht zusammen.

Ásbyrgi campground

2 Personen im Zelt plus Motorräder

= 2750 ISK = 18.20 € = 9.10 € pro Person

5 Minuten Duschen = 300ISK

bottom of page