




Donnerstag 12.09.2019
Zeit unterwegs von 11:45 bis 16:30 Uhr
Zeit in Fahrt = 3:06 h
Hohe Tatra [SK] → A3 → Snina [SK]
195 Kilometer

Luftwirbel traveling... to Albania
Reisetagebuch Balkantour
Mittwoch, 12 Oktober 2016
78 Kilometer:
Gjirokastër (AL)
- Syri i Kaltër -
Ksamil (AL)


In der Nacht schütet es noch einmal was von oben kommen kann. Das Frühmorgendliche Gewitter harre ich im Zelt aus, während Martin im Unterstand Kaffee und Frühstück zubereitet. Mein Schatz ist der Beste, grillt den letzten Rest des Brotes (aus Bosnien) mit etwas Olivenöl. So lecker. Danke für das tolle Frühstück.
Die Königsanbeterin hat den trockenen "unterschlupf" auch nicht verlassen.
Ab Morgen sollen die drei Tage Regen der vergangenheit angehören und eine Wetterbesserung stattfinden.


Während wir das Gewitter absitzen, lesen wir ein bisschen im Reiseführer....Gjirokastër soll die "steilste Stadt" der Welt sein.
So kann es vorkommen, dass sich die Fundamente des einen Hauses auf der Höhe des Daches eines anderen befindet. Eine Stadt aus Stein. Klingt Interessant. Lass uns versuchen, ob wir bis zur Burg hochfahren können. Von hier unten sieht es überhaupt nicht spektakulär aus.


Eine Pflastersteinstrasse führt von 190müA Kerzengerade hoch auf 480müA. So was krasses, echt steiles sind wir beide noch nie gefahren. Die Gasse ist schmal. Vor uns fährt, nein schnäggelt, ein in Zeitlupe fahrendes altes Auto. Wahrscheinlich kann es nicht viel schneller....Wir können nicht überholen, und so bleibt nur 1. Gang und schleifende Kupplung. Anhalten ist keine Option, möglicherweise zu Steil um wieder anzufahren.
Schon während dem hochfahren spielen sich Alptraumszenarien in meinem Kopf ab: Da muss ich wieder runter muss. Auf diesem, noch nassen und rutschigen Pflasterscheinen... ich sollte gar nicht drüber nachdenken...


Ganz oben trohnt eine osmanischen Festung, die zu einem Militärmuseum unfunktioniert wurde.
Der Eintritt kostet 100 LEK (80 Rappen) pro Person.
Nebst Panzer, Kanonen und der gewaltigen Aussieht auf die Altstadt, steht hier eine 1957 zur Landung gezwungene US-amerikanische Lockheed T-33. Und tatsächlich, die Häuser sind so dicht aneinander gereiht, dass wenn man aus dem Fenster fallen würde, auf dem Dach des Nachbarns landet.


Auch wenn es nicht den Eindruck macht, innerlich bin ich alles andere als gelassen. Diverse Horrorszenarien der bevorstehenden Abfahrt schwirren in meinem Kopf.
Auf der "hinteren" Seite entdecke ich eine Strasse, welche mir nicht so Steil erscheint. Und als Garmin mir bestätigt, dass da tatsächlich ein Weg ins Tal runter führt, sind die Würfel gefallen. Wir fahren "hinten" runter. Basta.


Es mag wohl Gründe geben, warum die ganzen "Touri-Taxis" vorne hoch und auch wieder runter fahren. Noch lassen sie sich verdrängen. Doch die Strasse wir zusehens schmaler und steiler. Mein Mut verlässt mich, und ich verkrampfe. Dass weiter unten auch noch die Pflastersteinstrasse komplett am Arsch ist....konnten wir schliesslich nicht wissen. Martin fährt DI DR runter, währenddessen erzählt mir ein Anwohner, dass man nicht runterfahren kann, Strasse kaputt. Es ist so steil und glitisch, dass das ABS der Tenere rattert.


Endlich wieder "sicheren" Boden unter den Rädern.

Weiter gehts dem Süden von Südalbanien entgegen.
Die Sonne scheint. Fliessjacke und die Regenklamotten dürfen im Koffer mitfahren. Es ist herrliches Wetter
Es sind keine 50 KM mehr bis zur Griechischen Grenze. Und das spürt man.... Olivenbäume am Strassenrand. Ein Esel (oder Maultier) mit Flechtkorb.
Abgerundet wird diese Landschaftsbild durch Steine als Leitplanke, welche die Mini-Passstrasse ziert. Nein, so haben wir uns Albanien nicht vorgestellt. Es ist wunderschön.



Unser Weg zur Küste führt zufällig an der wasserreichsten Quelle des Landes, der Karstquelle Syri i Kaltër (Blaues Auge) vorbei.
Kaum biegen wir auf die Zufahrt, versperrt uns eine Alibi-Barriere die Weiterfahrt. Um über die Brücke zu fahren muss man, wie im Mittelalter, Wegzoll zahlen.
Da es sich um humane 100 LEK (80 Rappen) pro Person handelt, zahlen wir die Maut und dürfen weiterfahren.
Endlich wieder eine Naturstrasse unter den Rädern. Die heftigen und lang anhaltenden Regengüsse der letzten Tage verursachten Überschwemmungen. Wir haben einen heiden Spass.


Yeah....Nur schon dafür haben sich die 100 LEK bezahlt gemacht:-P. Wenden, um gleich nochmals durch die riesen Schlammpfütze zu fahren.

Und da gucken wir nun ins Blaue Auge, Syri i Kaltër. 6 m³ Wasseer pro sekunde treten hier unter hohem Druck aus dem Boden. Stellt euch das mal vor: 6m³/s, da entsteht vor unseren Füssen ein kleiner Fluss.
Im Sommer 2004 war die Quelle vorübergehend ausgetrocknet.

Wie kleine Kinder freuen wir uns, nochmals durch die braune Schlammpfützenstrasse zu fahren.
Von der fruchtbaren Ebene gehts nun über einen schmalen Hügelzug nach Saranda, einer Hafenstadt im äussersten Süden Albanien.
Mitte der 1950er Jahre wurde Saranda zum Urlaubsort ausgebaut und der Badetourismus nahm stetig zu. In den letzten Jahren hat die touristische Entwicklung einen Bau-Boom ausgelöst. Ich frage mich, von wo will Albanien je so viele Touristen hernehmen... Noch sind 65% der Besucher Albaner, doch das mag sich Möglicherweise bald ändern. Die einst beliebten Urlaubsorte wie Türkei, Ägypten und Tunesien verlieren dank Terrorismus, Anschlägen und Bürgerkriegen die Urlauber. Saranda, am ionischen Meer ideal gelegen und es sind nur wenige Kilometer zur griechischen Insel Korfu.

Hotel, Hotel, Hotel. Eins neuer und grösser als das andere. Wir sind überwältigt vom Anblick und fahren direkt weiter auf die Halbinsel Ksamil.
Die Begrüssung auf dem gleichnamigen Campingplatz, Ksamil-Caravan Camping ist einzigartig. Als Willkommensgeschenk bekommen wir Kaffee-Spezial, Mineralwasser und Süssigkeiten auf einem Silbertablet serviert.
Da es hier die letzten Tage so viel Regen gab wie noch nie, wurde eine ordentliche Gravel-Schicht auf die Stellplätze gestreut. Normalerweise gibt es hier, nahe der Griechischen Grenze, 300 Sonnentage im Jahr. Linda, die Campingbesitzerin friert bei 15°C.

Wir stellen unser Zelt neben einem Deutschen 4x4 WohnLKW.

Ksamil Caravan Camping, Ksamil (AL)
2 Personen im Zelt = 10 Euro