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 Luftwirbel traveling...  Indien

Reisetagebuch Südindien

Tag 11

Regenwald, Tiere und die Bullen

Der Muezzin erklingt. Kurz danach schallt Hindu-Musik aus den Lautsprechern.

Wir fahren erneut durch den Nationalpark und freuen uns nochmals über viele wilde Tiere.

Zum Glück geht es Frauchen wieder besser. Fühle mich sogar richtig fit.

 

Wir wollen noch eine „Ladung“ Medis kaufen, nur so zur Sicherheit. Doch ich sehe bereits wieder zu gesund aus, man will uns keins mehr verkaufen. Da wir auf eine „Vorratsdosis“ bestehen, verkauft man uns ähnlich aussehende Pillen und lässt uns im glauben, dass es derselbe Wirkstoff sei, nur ein anderer Hersteller. Dass man uns statt der heftigen Antibiokitas gewöhnliche, ähnlich aussehende, Paracetamol (Schmerzmittel) verkauft hat, wird uns erst viel später bewusst, als uns endlich mal jemand über die Medis richtig aufklären kann.

 

Vor uns liegen noch viele Kilometer miserabelster Straßenzustand. Ich bin froh, wieder fit zu sein. So kann ich die wirklich abenteuerliche Strasse auch geniessen.

Wir überlegen uns das weitere Vorgehen. Weiter zur höchsten Erhebung der südindischen Nilgiri-Berge, dem 2637 m hohen Gipfelplateau Dottabetta (GPS 11°24'02.99 76°44'08.55)?

 

Passfahren in dieser wunderschönen Gegend macht richtig Spass :-).

Es ist frisch auf 2200müM. Kurz vor Passhöhe frühstücken wir. Omeletten, Chapati und Chai. Die Menschen auch hier so freundlich. Wir kommen noch ein paar Bananen als Geschenk.

Den erwähnten höchsten Punkt fahren wir jedoch nicht an. Nicht, weil es 5 Rupien (0.07 Rappen) kosten würde, sondern weil reihenweise Busse in Kolone parken und es nach einer Völkerwanderung aussieht. Nein, das müssen wir uns nicht antun, und fahren lieber weitere Kurvige strassen gegen Ooty zu.

Unsere Blicke schweifen über riesige,Teestuben. Schwarztee. Märchenhafte Aussicht.

Wir kaufen eigentlich täglich frische Bananen und Orangen (Mandarinen). 1 Kg Orangen kostet um die 40 Rupien. In der großen, auch touristisch angebundenen Stadt Ooty versucht man uns zum ersten mal abzuzocken. 60 Rupien für 1 Kilo Orangen! Auch wenn für uns diese 20 Rupien (30 Rappen) eher lächerlich sind, so ist es doch im Verhältnis 1/3 mehr.

Weiter südlich wollen wir für Heute nicht. Lieber nochmals zurück; Diese tolle Kurvige Strasse runter, an den Bergdörfchen vorbei und zum tierischen Nationalpark.

Wir entdecken wieder Rehe und Affen. Sogar eine Wildschweinefamilie lässt sich blicken. Wirklich toll, die vielen Tiere hier. Vielleicht klappt das ja mit dem Tiger doch noch?

Nicht nur viele Tiere treffen wir hier an, sondern auch Menschen. Ein LKW Fahrer, der am Strassenrand kurzerhand seinen Motor auseinander schraubt. Motorschaden. Was soll er sonst machen? TCS gibt’s nicht. Anders wie in der Schweiz, hilf man sich dafür gegenseitig. Zwei weitere LKW-Fahrer haben Ihr Gefährt gestoppt und packen bereits tatkräftig mit.

Eigenartig, Tobi will schon wieder Tanken? Mein Tank ist aber noch über die hälfe voll. Kein Scherz, seine Nadel ist bereits im unteren viertel. Wie kann das sein? Wir hatten bis jetzt immer einen ähnlich grossen Verbrauch?

 

Uns blieb nichts anderes übrig, als dem Fehler auf den Grund zu gehen.

Mit dem Bordwerkzeug löste er 3 Schrauben unter der Sitzbank im Helmfach. Nun konnte er die komplette Sitzbank mit der Metallverkleidung hoch klappen. Echt raffinierte Konstruktion. Schnell entdeckt Tobi den Übeltäter, und kürzt den spröden Anschluss des Benzinsschlaus. Mit einem Kabelbinder den Schlauch wieder befestigen. Und fertig. Das soll keine versteckte Werbung sein, aber diese Activa Roller sind echt toll.

 

Während Tobi am schrauben ist, bewundere ich einen kleinen Frosch auf einem Pflanzenblatt, welches mit riesen Stacheln gespickt ist.

Wir sind die letzten Tage viel gefahren und haben so viel tolles gesehen und erlebt. Heute möchten wir uns einen gemütlichen Nachmittag gönnen.

 

Wir entdecken entdecken einen „Rohbau“. Kurzerhand bauen wir die Mauer zwei Reihen höher und schon sieht man unser Zelt von der Straße nicht mehr.

 

Wir werden jedoch von einer Frau beobachtet, welcher zufälligerweise das Grundstück gehört. Sie scheint nichts dagegen zu haben. Ganz im Gegenteil, sie lädt uns in ihr „altes“ Haus zu Ginger-Kaffee und Knabberzeugs ein. Wir lehnen dankend ab. Gerne hätten wir einfach den Rest des Tages für uns genossen. Aber die Frau besteht darauf. Sie zeigt uns Kaffee und Pfefferpflanzen, sowie dutzende andere Früchte in ihrem Garten.

Plötzlich erkundigt sich die Frau, ob wir Probleme mit der Polizei hätten? „Nein, natürlich nicht“. Sie muss uns der Polizei melden, da sie sonst Ärger bekommt, wenn sie Fremde auf ihr Grundstück lässt. Wir dürfen aber bleiben, versichert sie uns, reine „Formsache“.

 

Das gefällt uns nicht. Trotzdem warten wir geduldig auf die Bullen. Das halbe Dorf kommt in der Zwischenzeit vorbei, stellt uns fragen und nervt. Unseren gemütlichen Nachmittag können wir vergessen.

Von der Polizei keine Spur. Um 17:30 bauen wir das Zelt ab und wollen aufbrechen, um uns noch im letzten Tageslicht ein neuer Platz zu suchen.

Man will uns aber nicht gehen lassen. Wenn wir nichts „verbrochen“ haben, müssen wir schliesslich nichts befürchten. Endlich, nach 2 Stunden taucht die Rennleitung im weißen Jeep auf. 8 Bullen mit frisch gebügelter Hose steigen aus!

 

Was soll das Theater? Haben die echt nichts besseres zu tun????!

Es wurde kein Pass oder Ausweis überprüft.

Wir werden nur nach dem Namen gefragt und was wir hier machen. Dann wird uns mitgeteilt, dass wir hier nicht übernachten können (zu gefährlich) und wir ins nächste Hotel fahren müssen.

Gefährlich?! Das einzig wirklich gefährliche ist, uns jetzt in der Dunkelheit nochmals auf die Strasse zu schicken.

Das ganze Theater umsonst. Es ist bereits dunkel und wir müssen fahren. Die Strassen sind bei Nacht echt gefährlich. Wir fahren nicht weit. Nur so schnell wie halbwegs möglich weg von den Menschen, direkt in den nächsten Nationalpark. Es ist stockdunkel. Tobi macht sich zu Fuss im Urwald auf die Suche nach 2 m² Fläche fürs Zelt. Er wird fündig und fährt die Roller hoch.

Ideales Plätzchen, mitten im Dschungel. Zum ersten mal wünsch ich mir, dass doch keine Tiger hier frei leben.

Aber der Tiger ist unser kleinstes Problem.

Im Regenwald beginnt es zu regen. Unsere Regenhülle für Zelt liegt natürlich zuhause. Wir waren uns sicher, diese nicht zu brauchen. Irrtum!

Nach und nach lässt das Moskitonetz den Regen ins Zelt, wo sich langsam ein kalter See bildet. Der Schlafsack wird feucht, kurz darauf Nass, bis es dann auch im inneren Pfloschnass ist. Was für ein Scheiss!!!

 

Nachtrag Tageschau vom 03.12.2015: Es soll sich um die schwersten saisonbedingten Regenfälle seit 100 Jahren in der Region Tamil Nadu (Südindien) handeln.

 

Ich warte auf den morgen....oder das der Regen aufhört... Tiger gehen bei diesem Seichwetter wohl kaum auf die Jagt, oder?

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