top of page

 Luftwirbel traveling...  Indien

Reisetagebuch Südindien

Tag 12

Vom Regenwald zur Küste

Endlich! Das erste Tageslicht schimmert durch die Blätter des Regenwaldes. Das Wasser der Bäume tröpfelt noch immer auf/ins Zelt. Inklusive der Unterhose, alles ist Pflotschnass, und ich friere.

Wir wickeln die triefend nassen Schlafsäcke um die Roller, um sie bestmöglichst im Fahrtwind trockenen zu lassen.

Wir staunen nicht schlecht, als nur wenige hundert Meter von unserem „Zeltplatz“ entfernt ein Elefant friedlich frühstücken sehen. Welch ein Glück, am frühen morgen dieses wundervolle Tier beobachten zu dürfen. Die Strapazen der Nacht vergessen.

Hier in den Westghats ist's ziemlich kühl, und wir befinden uns noch immer in den nassen Klamotten. Wir beschließen, erstmals 130 KM zur warmen Küste zu fahren.

Aber zuerst müssen wir nun den Dschungel verlassen. Im ersten Dörfchen, welches wir erreichen, Frühstücken wir. Ein kleines tolles Restaurant. Heisse Rühreier und Chapati. Tut gut und ist lecker. Wir dürfen uns im Restaurant breit machen unsere durchnässten Rucksäcke den Umständen entsprechend neu einräumen. Mein kleines Blaues Notizbuch ist in einem ganz schlechtem Zustand. Das Wasser heute Nacht kannte keine Gnade. Ich werde es ganz, ganz vorsichtig im Helmfach des Rollers trocknen lassen. Seite für Seite mit der Hoffnung, dass das geschriebene zuhause noch halbwegs entzifferbar ist.

Und warum nicht gleich die sowieso nassen Kleider mit Seife waschen?

Eine echt tolle, kurvige Strasse schlängelt sich runter auf Meereshöhe. Mit jedem Höhenmeter, den wir abbauen, wird es wieder wärmer. Bald ist es sogar wieder so schwülheiss, dass unsere Schlafsäcke ruck zuck trocknen. Auch der Rest unserer Kleider lassen wir nach wie nach im Fahrtwind trocknen..

In der Schweiz würden wir viele fragende Blicke ernten. Doch die Inder wundern sich nicht über das Aussehen unsere Roller. Es ist schließlich ganz normal, dass man sein Fahrzeug „schmückt“. Zudem könnten unsere Farbigen Rollerdbandagen ja auch einen „heiligen“ Zweck erfüllen.

Wir befinden uns mittlerweile im Bundesstaat Kerala und trauen unseren Augen kaum; Eine Villa Bomböser als die andere. Es scheint, als wurden hier die Ochsenkarren gegen schicke, neue Autos eingetauscht. Ein ganz anderes Indien, als bisher erlebten. Es wird überall gebaut – im großen protzigen Stiel.

 

Die Neureichen „Neulenker“ fahren aber wie die Dubeln. Man muss echt aufpassen. Man könnte meinen, die vergessen manchmal, dass sie nicht mehr auf einem schmalen, flexiblen Roller herum flitzen, und verhalten sich im Auto genauso wie auf dem Roller.

Je mehr wir uns der Küste nähern, desto verreckter wird der Verkehr. Das fahren mach so keinen Spass. Es wird gedrängelt wo das zeugs hält. Das dabei wie wild gehupt wird, stört mich dabei überhaupt nicht. Ein ständiger Kampf um jeden cm Straßenbelag mit Null Vorausdenken. Der Bus drückt sich irgendwie zwischen uns Roller, obwohl offensichtlich ist, dass er da nicht weiter durchkommt, und zurück überholt wird. Es ist einfach nur sau gefährlich. Aber wir sind auch selbst schuld, denn wir fahren mittlerweile wie die Einheimischen. Hupen und drängeln wo es nur geht. Wir hätten ja auch einfach defensiver fahren können, dann wär das ganze Gewühl nur halb so anstrengend und gefährlich gewesen.

 

Wir erreichen Kanur. Eine Riesen Stadt, direkt am Meer: Chaos pur. Es ist brütend heiß. Hier muss es doch irgendwo einen Beach geben, wo man ein bisschen schwimmen und sich abkühlen kann. Irgendwie erreichen wir dann endlich das Meer, aber hier ist wohl der falsche Platz zum schwimmen. Wir sind mitten in einem grossen Fischmarkt gelandet!

Endlich, am Beach in Kanur. Eintritt 10 Rupien pro Person. Was solls, wir freuen uns aufs erfrischende Wasser.

 

Es hat nur Inder hier. Abgesehen von Goa scheint Indien kein Touri-Land zu sein. Die einheimischen Frauen baden in Ihrer kompletten Kleiderpracht und in der kompletten Burka. Ich bin die einzige weisse Frau. Ich komme mir irgendwie ausgestellt vor.

Nach dem Baden noch einen leckeren, frisch gepressten Orangensaft vom Straßenstand und dann schnell weg. Weg von dieser Stadt, weg von diesem überfüllten, hektischen Ort.

Kaum die Stadt verlassen (gegen Landesinnere), befinden wir uns wieder in der Schickimicki-Villen Gegend. Es wird schwierig werden, hier ein Plätzchen fürs Zelt zu finden.

Zufälligerweise entdecken wir die Zufahrt zu eine Steinbruch. Es ist Samstagabend, und niemand mehr am arbeiten. Einmal quer durch den Steinbruch, zum Gebüsch auf der gegenüberliegender Seite. Ideales Versteck. Hier hinten wird man uns nicht entdecken.

bottom of page