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 Luftwirbel traveling...  Indien

Reisetagebuch Südindien

Tag 13

Da wo der Pfeffer wächst

Beim verlassen des Steinbruchs entdecken wir einen Brunnen. Genau Richtig. Wir schöpfen Wasser und waschen uns von Kopf bis Fuss. Sauber kann sich richtig gut anfühlen.

Natürlich nutzen wir auch gleich die Möglichkeit, unsere wenigen Kleider zu waschen. Wir haben total drei Paar Socken, drei Unterhose, ein T-Shirt und ein Wechselshirt. Eine kurze und eine Lange Hose, sowie ein Pulloverjäckchen und eine Jacke. Dieser Kleidermix ist ausreichend, ja sogar perfekt.

Nach einem leckeren Frühstück fliehen wir wieder in die Westghats. Unsere ursprüngliche Idee, der Küste entlang nach Goa zurück zu fahren, verwarfen wir gestern, als wir sahen, was hier los ist. Viel zuviel Verkehr, furchtbare Strassen mit LKW's und Kamikaze-Busse, heisse Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit. Das müssen wir uns nicht antun. Wir haben noch genügend Zeit und deshalb nichts wie zurück in die Berge, in die Höhe, in den Dschungel.

Wieder fahren wir an vielen protzigen Villen vorbei, überqueren den Fluss Valapattanam River bei Iritty und verlassen kurz darauf den Bundesstaat Kerala. Zurück in Karnataka schlängelt sich eine kurvenreiche Strecke den Urwald der Westgahts hoch. Die Strasse abenteuerlich. Ein Polizeiauto, gefolgt von einem Staatsauto, schneiden mit viel zu hoher Geschwindigkeit die Kurve und schiessen um ein Haar Tobi ab. Der kann sich, zum Glück, in letzter Sekunde Retten, indem er eine Vollbremsung einlegt und in die Büsche ausweicht. Was für Rücksichtslose Arschlöcher. Die LKW und Busse hupen zumindest, wenn sie blind überholen.

Ein wunderschönes Flecken Erde. Über den allgegenwärtigen bunten Plastikmüll will ich nicht schon wieder was schreiben. Ein Inder, welchen wir auf diesen „Problem“ ansprachen, meinte nur, dass wenn der nächste Monsun komme, der meiste Müll weggeschwemmt würde. „Problem gelöst“.

Auf 880müM ist das Klima richtig angenehm. Genau Richtig für kilometerlange schmale Strässchen durch Kaffee und Pfeffer-Plantagen.

Mitten in diesen prachtvollen Plantagen protzen Villen in dessen Vorgärten die gepflückten Kaffeekirschen und Pfefferfrüchte trocknen. Immer wieder halten wir und lassen uns von den Menschen erklären, wie nun die komisch aussehende Kaffeekirsche zur Bohne wird.

Während der Reifung ändert sich die Farbe der Kaffeekirsche. Aus dem anfänglichen Grün wird bald gelb, und als reife Frucht erstrahlt sie schliesslich in kräftigem Rot.

 

Sobald sie rot und reif sind, werden sie sorgfältig von Hand gepflückt „Picking“.

 

Die gepflückte Kaffeekirsche muss nun 3 bis 5 Wochen trocknen. Dazu braucht es viel Sonne, keinen Regen und jede Menge Platz.

Die Kaffeekirschen werde mehrmals täglich gewendet. Nachts und bei Regen werden die Kaffeekirschen zu grossen Haufen zusammengeschoben und mit Planen abgedeckt.

 

Den idealen Trockengrad erkennt man daran, dass die eigentliche Kaffeebohne, die sich in der Kirsche befindet, beim Schütteln rappelt.

 

Anschliessend werden die trockenen Kaffeekirschen mit Schälmaschinen aufgebrochen und die Bohnen herausgelöst, gereinigt und für die weitere Verarbeitung (Röstung) verpackt.

 

Gemäss Wikipedia liegt Indien mit 314'000 Tonnen auf Platz 5 der Weltweit grössten Kaffee-Produzenten. Auf Platz 1 liegt Brasilien mit 3'037'534 Tonnen.

Mit der Redensart „Geh dahin, wo der Pfeffer wächst!“ wünscht man jemanden, mit dem man nicht klarkommt, in ein sehr weit entferntes Gebiet, um ihm absehbar nicht mehr zu begegnen.

 

Früher war Pfeffer übrigens ein kostbares Gut und wurde zeitweise mit Gold aufgewogen. Die Ursprüngliche Heimat der Pfefferpflanze ist Indien.

 

Die Pflanze kringelt sich an Stämmen und anderen Pflanzen 3 bis 4 Meter in die Höhe.

Alle Pfefferfrüchte werden von Hand gepflückt und in Körben gesammelt. Je nach Erntezeitpunkt und weiterer Behandlung haben die Pfefferkörner verschiedene Färbungen: grüner Pfeffer, schwarzer Pfeffer, weißer Pfeffer, roter Pfeffer.

Vor dem Trockenen in der Sonne werden die Pfeffer nach Rot oder Grün sortiert.

 

So toll, wie die Leute es uns erklären, alle so freundlich.

 

Wir sind da, wo der Pfeffer wächst.

Auf der Strecke zu Madikeri (GPS 12°25'25 75°44'18) liegt dieses fruchtbare Paradies. Die schmalen Strassen sind in einem echt gutem Zustand. Rechts und Links ragen Pflanzen in den Himmel. Wir könnten noch ewig durch diese tiefgrünen Plantagen cruisen.

 

Wir erreichen eine kleine Stadt, einen Pilgerort und entdecken einen Tempel. Zu viele Vorschriften verderben uns aber einen Blick ins innere. Alles scheint verboten.

 

Wir essen Chapati (10 Rupien) mit leckerer Dip-sauce, und gönnen uns als Wegzerrung ein paar Schockokeckse.

Uns wird so langsam bewusst, dass wir mitten in diesen Plantagen und Villen unmöglich einen Platz zum übernachten finden werden. Zurück in den Dschungel. Und als wir schon kurz darauf, mitten im Wald, eine verlassene (halb zugewachsene und überwucherte) Einfahrt entdecken, fahren wir da einfach mal rein und schlagen unser Zelt auf. Tip Top, hier entdeckt uns niemand. Hier sind wir ungestört. Aber, es wimmelt von kleinen, eigenartigen Würmern, die ständig versuchen, an unseren Beinen hoch zukriechen. Müssen echt aufpassen, dass wir die nicht ins Zelt bekommen.

---NACHT---

 

Ich schrecke auf. Ein Tier macht komische Geräusche ums Zelt. Es keucht laut und schnuppert durch eine verstopfte Nase. Ich bin hellwach und wecke Tobi. Für ein paar Sekunden Totenstille, dann raschelt es erneut im Gebüsch und die schnupper und Keuchgeräusche sind wieder zu hören. Tobi macht Lärm, indem er mit voller Wucht seine Schuhe gegeneinander klatscht und einen wilden Schrei ausstösst. Das Tier flüchtet im raschelndem Gebüsch. Ob es wieder kommt?

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