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 Luftwirbel traveling...  Indien

Reisetagebuch Südindien

Tag 14

Die freundlichsten Menschen 

Das nächste, was mich aus dem Schlaf reisst ist ein hektischer Tobi. Es beginnt zu Regnen. Schnell packen wir unsere Sachen zusammen, und verstauen sie, solange sie noch trocken sind.

 

Aufsteigen und losdüsen. Doch mit „Düsen“ wird es nichts; Mein Roller hat einen komplett platten Hinterreifen. Ich höre aus der fernen Schweiz, wie Dieter kopfschüttelnd sagen wird: Ich habs dir doch gesagt „Nimm ein Reifenreperaturset mit, IMMER“. Jaja, ich weiss, aber ich will dieses Reifenreperaturset doch nicht ständig im Rucksack herumschleppen. Möchte doch mit so wenig Gepäck wie möglich reisen.

Es bleibt mir nichts anderes übrig, als vorsichtig mit plattem Reifen, Tobi aus dem Regenwald zu folgen. Mein Roller „schwimmt“ regelrecht. Beschleunigen, Kurvenfahren und Bremsen bei niedrigster Geschwindigkeit. Solange der Reifen jedoch noch „auf der Felge“ drauf bleibt, haben wir noch nicht ganz verloren und kommen fahrend vorwärts. Es hat aufgehört zu Regnen, die Temperaturen angenehm und der Strassenzustand könnte schlimmer sein.

Wir benötigen für die 22 Kilometer bis in nächste Dorf, wo es ein Mechaniker hat, über eine Stunde.

Für 120 Rupien (1.80 Franken) sticht er einen weiteren Flick in das Hinterrad meines Rollers. Diesmal wird mit Klebstoff versiegelt.

Dicht. Wunderbar, kurze Zeit später fahren wir weiter. Die Strasse wird massiv schlechter. Uns ist beiden bewusst, dass „DIESER Strassenzustand“ mit Plattfuss wohl unmöglich zu fahren gewesen wäre. Da habe wir echt nochmals Glück gehabt.

Wir entdecken Gummibäume (N 12°30'06.5'', E075°23'37.3''). Hier wird Kautschuk gewonnen. Wow, echt cool, Ich denke an meinen Lehre. Als Kunststofftechnologe hatte ich natürlich das Thema Kautschuk und deren Gewinnung in der Berufsschule; Bäume werden angeritzt. Durch Rillen kann die zähflüssige Kautschukmasse den Stamm entlang fliessen, bis er im Auffangbehälter landet. Der Plastik dient zum Schutz vor Schmutz. Ich bin fasziniert, und beschliesse Willy Schnell eine Postkarte aus Indien zu schreiben.

Zum Frühstück essen wir Reiskuchen. Schemckt wie Pappe, aber macht richtig satt. Im Restaurant entdecken wir eine Filteranlage und lassen unsere leeren Wasserflaschen auffüllen.

Was wollen wir mehr: Wir haben Luft im Reifen, haben lecker gefrühstückt und konnten gratis Wasser abfüllen. Freudig fahren wir weiter. Indien erkunden ist echt was super tolles.

Wir biegen von der Hauptstrasse ab und fahren einen Erdpfad entlang. Am Ende der Strasse wird fleissig an einem Haus gebaut. Mehrere Arbeiter schuften in brütender Sonne.

Die letzten Tage wunderten wir uns immer wieder über die vielen Schalen, die in Berge gehäuft am Strassenrand liegen.

Am hinteren Ende dieses Grundstücks scheint man genau diese Schalen-Dinger zu trockenen. Nun wollen wir wissen, was das ist, und wozu diese verwendet werden.

 

Die „Bauherrin“ kommt neugierig auf und zu. Sie kanns nicht glauben, dass Touris sich hierhin verirren. Sie möchte mit mir zusammen auf ein Foto.

So freundlich die Leute sind, zeigt sie uns diese Früchte/Nüsse, oder was auch immer das ist und erklärt uns auch endlich, für was diese verwendet werden.

Unsere Vermutung, daraus wird Palmöl gewonnen, ist komplett falsch.

Es sind Betel-Nüsse, die hier getrocknet werden.

 

Der Bauherr nimmt ein Blatt, macht irgendwas weisses (gelöschter Kalk) drauf, wickelt solch eine Betel-Nuss darin ein und kaut das ganze wie Kaugummi. Es verwundert mich, dass er uns kein „Betelbissen“ zum Probieren anbietet. Sehr ungewöhnlich für die indische Gastfreundschaft. Später (Zuhause beim Recherchieren) bin ich ihm jedoch sehr dankbar.

Muss vor mich hin grinsen: Eine berauschende Droge würden wir dies hier nennen.

 

Zitat Drogen-Wiki:

Unreife Betelnüsse werden in vielen asiatischen Ländern zerkleinert und zusammen mit gelöschtem Kalk, Betelpfeffer-Blättern und anderen Kräutern (z.T. auch Tabak) gekaut. Es soll eine leicht stimulierende und euphorisierende, aber auch leicht betäubende Wirkung haben.

 

Der Konsum von Betelnüssen führt zu vermehrtem Speichelfluss und Wohlbefinden

Und nun kann ich mir auch die „Roten Flecken“ überall auf der Strasse und auf Gehwegen erklären. Inder spucken fürs Leben gerne. Und noch vielmehr, wenn Betelnuss gekaut wird. Die Strassen sind gepflastert mit blutroten Speichelpfützen.

 

Das Putzle fügt sich zusammen. Die Nüsse werden getrocknet und die vielen Tonnen übrigen Schalen werden am Strassenrand gehäuft. Betelnuss ist ein weit verbreitetes „Rauschmittel“. Das Kauen macht süchtig und kann Mundhöhlenkrebs und viele andere Krankheiten verursachen.

Das Zahnfleisch wird zerstört und die übrig bleibenden Zahnstümpfe, sowie die Backsteinroten Lippen können den unbedachten Beobachter durchaus erschrecken, wenn „Konsumierende Inder“ einen angrinsen.

Danke, dass wir nicht probieren durften.

 

Stattdessen zeigt uns die Frau eine andere, mir unbekannte Frucht. Eine riesige Frucht mit süssem Fruchfleisch. Wir dürfen kosten. Lecker.

Der Bauherr gibt einem seiner „Arbeiter“ eine Anweisung, worauf dieser zur nächsten Palme geht und flink den Stamm, ohne Hilfsmittel, hochklettert. Einfach so, als wäre dies das normalste der Welt.

Wir staunen nur noch. Oben in der Krone angekommen, wirf er zwei Kokosnüsse runter, um dann den Stamm wieder genauso elegant herunterzuklettern. Einfach unglaublich. Gekonnt schlägt er die zwei Kokosnüsse auf und reicht sie uns zum Trinken. Frischer geht nun wirklich nicht. Oh Mann, Echt super toll die Menschen hier.

 

Während wir die Milch trinken, und das leckere Fruchtfleisch essen, zeigt uns die Frau noch weitere Früchte.

Eine wunderschöne Strasse schlängelt sich auf 1000müM.

Nachmittags streifen unsere Blicke immer wieder zum Himmel. Wird es gegen Abend wieder regnen? Dunkle Wolken am Horizont deuten nichts gutes. Wir sollten schleunigst das Gebirge verlassen.

 

Bis zur Küste sind es 80 KM hubbelige Überlandstrasse. Das schaffen wir mit unseren Durchschnittlich max. 34 KM/h nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit. Versuchen wir zumindest, so weit wie möglich aus der möglichen Regenzone weg zu kommen. Doch es beginnt schon nach 12 Km zu Regnen. Wir geben vollgas. Doch es hat keinen Sinn; Viel zu Gefährlich - so schnell wie die Roller es zulassen auf dieser mit Schlaglöcher versehenen Strasse zu rasen, und das Leben zu riskieren.

 

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