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 Luftwirbel traveling...  Indien

Reisetagebuch Südindien

Tag 14

Was bleibt als Alternative? Wir fragen bei einem Anwohner, ob wir uns unter sein Car-Board stellen dürfen. Dies scheint kein Problem zu sein, wir dürfen im trockenen warten, aber das Zelt aufstellen und übernachten wird uns nicht erlaubt. Schade.

Nach dem der ersten grossen Schauer beendet scheint, fahren wir zügig weiter. Keine Zeit verlieren.

 

Vielleicht können wir irgendwo eine Plastik-Plane auftreiben, ausleihen, kaufen?

Als es wieder stärker zu Regnen beginnt, flüchten wir uns unters Vordach eines kleinen Kiosks am Strassenrand. Hier hat es sogar eine Plane, welche Ideal wäre, aber der Kioskbesitzer will sie uns nicht geben/verkaufen. Er braucht sie selber. Leere Plastiksäcke will er uns anbieten, aber das genügt fürs Zelt abdecken nicht.

 

Wir wollen nicht weiterfahren. In nur wenigen Minuten wären wir, und unser ganzes Gepäck, Pflotschnass. So ein kack aber auch. Wie war das, mit NUR 1 Regentag?!!!

 

Ohne jegliche Hoffnung, eher aus Verzweiflung fragen wir, ob wir das Zelt unterm Hausdach, welches etwas übersteht, aufstellen dürfen und hier übernachten. „YES, YES“.

Der hat unsere Frage bestimmt nicht richtig verstanden. Unsere Erfahrung der letzten Wochen zeigt ganz deutlich, dass die Inder alle sehr hilfsbereit und lieb sind, zum Tee und Essen einladen, aber sobald es ums übernachten geht, endet die grosszügige Gastfreundschaft. Dass muss jetzt nicht überall so sein, aber wir erlebten dieses Muster nun mehrere Male. Es ist nun mal verboten, Fremde zu beherbergen, Touristen müssen ins Hotel, und wir denken, dass die Menschen einfach Angst vor der Polizei haben.

 

Wir können's einfach noch nicht wirklich glauben, dass wir wirklich hier bleiben dürfen. Tobi baut das Zelt auf, ich beobachte die Reaktionen. Tatsächlich scheint niemand etwas dagegen zu haben, oder uns bei den Bullen melden zu wollen.

Nachbars Kinder gucken Neugierig über die Mauer. Kurz darauf sind wohl alle Kinder vom Dorf bei uns.

Man bietet uns Tee und Essen an. Wir lehnen dankend ab. Soweit kommt es noch, dass wir den Leuten das Essen weg Mampfen. Der Typ hat besitzt nen Kiosk. Da kaufen wir Mächtig ein, unser Nachtessen und versuchen so auch unsere Dankbarkeit zu zeigen.

1 Kg Orangen (20Rupien), 10 Bananen (20 Rupien), mehrere Selfmade-Chips (a 10 Rupien) und nochmals 1 Kilo Orangen.

Die Preise sind unschlagbar. In der Regel kosten 1 Kg Orangen 30-40 Rupien, in Goa ab 60 Rupien. 1 Kilo Bananen (ungefähr 12 Stück) gibt’s normalerweise für 30 Rupien.

Der Hausbesitzer heisst Ayud und ist gläubiger Muslim. Seine Frau und seine Tochter dürfen sich im Haus und im nahen Umfeld ohne Burka zeigen. Sobald sie aber das Dörfchen verlassen, müssen sie sich verschleiern.

Ayud besteht darauf, seine Gäste zu sein. Er gibt dem Sohn den Auftrag, Chicken zu kaufen. Fleisch, auch Poulet, ist im Verhältnis sehr teuer und landet nur selten auf den Tellern der Mittelklasse. Wir wollen es Ihm ausreden, extra für uns teures Hähnchen zu kaufen, doch Ayud lässt sich nicht umstimmen. Genauso lehnt er das Geld ab, das wir ihm anbieten. Wir haben ein schlechtes Gewissen. Ayud ist Arbeitslos (Gesundheitsbedingt) und seine Frau arbeitet Teilzeit als Pflückerin. Im Alltag würde die Familie nie Poulet kaufen, aber für seine Gäste ist ihm nichts zu teuer.

Für uns „reiche Europäer“ handelt es sich um ein paar wenige Franken. Wir hätten der Familie gerne das Chicken gezahlt.

Während seine Frau kocht, bietet er uns sein „Badzimmer“ zum Waschen zur Verfügung. Wir haben es auch dringend nötig. Echt total Lieb. Das „Bad“ und das Plumpsklo befindet sich hinter dem Haus. Im „Bad“ hat es eine kleine erloschene Feuerstelle und ein grosser Kübel obendrauf. Warmes Wasser, toll. Direkt daneben steht noch ein anderer Kübel mit „kaltem“ Wasser aus der Leitung. Mit einem kleinen, handlichen Kübelchen schöpfen wir Wasser und waschen uns, die Haare und die wichtigsten Kleider, ohne das warme Wasser zu verbrauchen. Ja, da wird man sich mal wieder bewusst, wie kostbar Wasser ist. Und warmes Wasser ist Luxus. Und sauberes Trinkwasser ist LUXUS-PUR.

Die Familie bietet uns selbstverständlich Trinkwasser an. Ayud hat keine Filteranlage im Haus, ist aber der Überzeugung, dass das Wasser vorgängig gefiltert wird. Obwohl die Herkunft des Wassers für uns unbekannt ist, wollen wir nicht unhöflich sein, und ihm glauben.

 

Frisch gewaschen und ein bisschen Müde setzten wir uns zu Ayud auf die Couch. Er schaut in voller Lautstärke TV, während seine Frau in der Küche steht und Kocht. Ayud präsentiert uns sein ganzer Stolz; sein Fernseher (mit Englischen Discovery Channel) und seine Soundanlage.

Ein reges Treiben im Haus. Es hat sich schnell im Dorf herumgesprochen, dass die Familie aussergewöhnlichen Besuch hat. Immer wieder kommen und gehen Menschen. All seine Schwestern, Brüder und Nachbarn. Die halbe Schulklasse der Kinder war auch schon hier. Jeder möchte uns sehen und der eine oder andere (hauptsächlich die Männer) versuchen auch mit uns zu sprechen. Ayub erzählt jedem stolz von seinen Gästen.

 

Gegen Neun Uhr gibt’s Essen. Es werden nur drei Teller auf dem Tisch serviert. Für Ayud und seine Gäste. Frau und Kinder müssen warten, bis „wir“ fertig gegessen haben. Typische Muslimische Rangordnung. Ein komisches Gefühl, das leckere Essen zu essen, während die Frau, welche stunden in der Küche stand, und die Kinder zusehen müssen. Wir kennen das Prozedere und halten uns mit den Portionen zurück. Was wir übrig lassen bekommen die Kinder und die Frau. Poulet gibt nicht oft. Umso grösser die Freude bei den Kids. Die Frau kochte auch noch extra Chapati für uns. Wir erwähnten anfangs, dass sie nicht wegen uns extra Chicken kaufen soll, Chapati würden reichen. Nun hat sie beides für uns gekocht. UNGLAUBLICH.

 

Kurz vor Mitternacht gehen wir schlafen. Auch wenn die Gastfreundschaft so unglaublich riesig ist, war es doch anstrengend, jedem einzelnen erneut zu erzählen, wer wir sind, woher wir kommen, wie es uns in Indien gefällt, was wir schon erlebten und was wir noch geplant haben. Und immer lächeln und keine Müdigkeit zeigen.

 

Es war ein schöner Abend, und wir sind so unendlich froh, dass wir nicht schon wieder eine Nacht im Regen verbringen müssen.

Impresionen

Wir haben so viele tolle Fotos von unvergesslichen Erlebnissen. Es fällt mir einfach zu schwer, mich nur für einzelne Fotos zu entscheiden. Desshalb hier noch ein paar Impressionen:

Karnatakas's Strassen und Ihre liebevollen Menschen.

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