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 Luftwirbel traveling...  Indien

Reisetagebuch Südindien

Tag 17

Vom Höllen-Highway zum Traumstrand

Der Dschungel erwacht. Und wir mit den Urwaldgeräuschen. Vögel und Papageien versuchen sich gegenseitig zu übertönen. Absolut faszinierend, der Geräuschkulisse, zu lauschen. Kaum streck ich jedoch den Kopf aus dem Zelt, um zu „sehen“, verstummt der Dschungel. Nur das Leise tröpfeln der Feuchtigkeit der Nacht, welche von den Blättern auf die Plane fallen, bleibt bestehen.

So verweilen wir noch ein bisschen im Zelt und lassen das Gezwitscher und Gezirp auf uns wirken.

Bringen wir die Plane zum Forsthaus zurück, oder behalten wir sie? Wir sind nur noch zwei Tage mit den Rollern unterwegs. Noch heute werden wir die West Ghates endgültig verlassen um an der Küste entlang die letzten 200 Km bis Benaulim Beach zurücklegen. Wir einigen uns, dass wir die Plastikplane genau da deponieren, wo wir sie gestern Abend mitgenommen haben.

Hoffentlich bereuen wir es heute Nacht nicht.

Kaum auf Meereshöhe ist es sofort Schwülheiss. Der Verkehr nimmt schlagartig zu, es ist der reinste Horror. Wir befinden uns auf der Hauptverbindung Nord-Süd, dem National Highway 17. Der ganze Transitverkehr zwischen Mumbai und Mangalore benutzt diese eine Hauptstrasse, welche teils einen Miserablen Zustand aufweist. Alles fährt, hupt und drängelt. Es ist nicht mehr schön, es ist nur noch furchtbar anstrengend. Eine Stadt folgt der nächsten. Eine Alternative Route gibt es nicht. Zurück in die West Ghates können wir auch nicht, denn sonst kommen wir nicht zum Beach, wo wir die Roller zurück bringen müssen. So macht das Rollerfahren absolut keinen Spass. Aber da müssen wir durch.

Die Vorfreude, die nächsten Tage am Beach zu verbringen wächst und wächst.

 

An der ersten Tankstelle, wo wir für 63 Rupien pro Liter Tanken, waschen wir unsere unfreiwilligen Offroad-Activia‘s. Wir wollen keinen Ärger mit dem Vermieter, und schon gar nicht, dass der sofort sieht, wo wir überall fuhren.

 

An dieser Tankstelle können wir sogar noch gratis Trinkwasser auffüllen.

 

In der Nähe Frühstücken wir. Zum ersten Mal gibt’s zu den Pfannkuchen „rote Sauce“, sprich Ketschup.

Nach „nur“ 77 KM höllische Hauptstrasse gönnen wir uns einen kleinen Umweg über eine Naturstrasse, welche sich im Nu in eine Schotterpiste verwandelt. Auch wenn es nur für ein paar Kilometer ist. Nur ein kleiner Umweg, der uns ausser einem strahlen im Gesicht, nichts bringt.

 

Kurz nach einer Strassengabelung, wo wir nun zurück zum Richtung Highway 17 fahren müssen; Eine Strassensperre. Ein Fest oder so. Man will uns nicht durchlassen. Auf keinen Fall. Es gibt halt einfach nur diese eine Hauptstrasse, welche der Küste entlang gen Norden führt, und auf die müssen wir nun wieder zurück.

Das wir wieder auf den Highway zurück müssen, ist uns klar, aber wir wollen nicht die komplette Schotterpiste zurück wo wir hergekommen sind. Jegliche Diskussion mit den Wachposten ist nutzlos. Andere „Einheimische“ Fahrzeuge werden durchgelassen, wir nicht.

Wir drehen und kaum ausser Sicht des Wachpostens verschwinden wir im Gebüsch. Nein, wir wollen definitiv nicht alles zurück holpern. Wir beschliessen, die Sperre zu umfahren und versuchen einem Trampelpfad zu folgen.

Ob das eine gute Idee war? Sackgasse bei einem Hütchen. Ein Bewohner kommt uns zur Hilfe. Anstatt uns zusammenzuscheissen, dass wir uns hier völlig verfranst haben, weist er uns die Richtung quer übers Feld. Sicher? Wir können doch nicht einfach quer übers Feld fahren... doch, wir sollen. Er lotst uns und hilft bei den Hindernissen. Mit einem lächeln und einem Kopfwackeln bedanken wir uns bei Ihm. Einfach unglaublich.

Zurück auf der Küstennahen Hauptstrasse steigt der Stresspegel sofort wieder… LKW drängeln. Autos überholen als wäre sie Mofas. Entgegenkommende Fahrzeuge weichen den Schlaglöchern auf Ihrer Strassenseite aus und hupen dabei, was das Zeuges hält. Ständiges Beschleunigen, Bremsen und ausweichen können echt erschöpfend sein.

 

Der National Highway 17 führt mitten durch die Stadt Kumta, eine der wichtigsten Stationen der Konkan Railway zwischen Mumbai und Mangalore. Hier ist bei 30°C echt was los. Wir kaufen Orangen.

Nach Kumata gäbe es die Möglichkeit, ein letztes Mal in die Westghats zu stechen. Diese wäre bestimmt ein wunderschöner Umweg. 210 KM kurvige Bergstrassen….das Herz schlägt gleich höher, eine tolle Vorstellung…. Aber es ist bereits schon wieder später Nachmittag, und wenn wir jetzt noch zwei Stunde fahren, macht das , wenns gut kommt 60 Km, und im dümmsten Fall sind wir dann genau wieder in der Regenzone, Ohne Regenplane . Nein, die Vorstellung, noch eine Nacht im Regen zu verbringen, ist es uns dann doch nicht Wert. Wir bleiben an der Küste, hier ist das Regenrisiko gleich Null.

 

Also, weiter geht's; Volle Konzentration, Beschleunigen, Bremsen und immer schön Hupen. Über eine volle Stunde sind wir schon wieder „on the Road“. Der Highway nähert sich der Küste.

Unser Blick wandert immer mal wieder nach Links, an die wunderschönen Traumstrände. Eine Runde schwimmen, das gönnen wir uns jetzt. Die nächst beste Abfahrt nutzen wir und erreichen schon kurz darauf eine Bucht mit einer kleiner Fischersiedlung.

Schwimmen im Meer kann so wohltuend sein. Ein Traumstrand… Eigentlich wollen wir hier gar nicht mehr weg. Vielleicht können wir uns ein bisschen im Gebüsch versteckt Zelten? Und wenn wir von den Fischern noch was zum Essen bekommen, kaufen können, wäre dies Perfekt.

 

Neugierig nähern wir uns den Fischerhäusschen. Ein paar Männer schlafen am Boden. Nur wenige sind wach. Wir fragen nach Essen, doch sie haben hier keins. Die Fischer leben etwas weiter weg im Dorf, hier sind sie nur zum arbeiten/Fischen.

 

Da wir keine Lust haben, nochmals auf die Roller zu steigen und in die Stadt zu fahren, beschliessen wir, uns von den restlichen Bananen und Keksen zu ernähren.

Ein wunderschönes Plätzchen zum Verweilen, den Abend zu geniessen, später nochmals zu schwimmen…

Plötzlich ist es mit der Ruhe vorbei. Fischerboot sind an Land gekommen, Menschen steigen aus und schieben die Boote nach und nach an Land. Teamarbeit – jeder weiss was er zu tun hat. Die Aussenbordmotorboote werden entladen. Zu zweit tragen Männer die Kisten mit den Fängen weg. Mit Eimern wird das Boot ausgespült um dann helfen alle mit, das Boot nach ganz hinten an die Böschung zu schieben.

Während am Strand die Kühe über den warmen Sand laufen, tauchen am Horizont schon wieder die nächsten Boot auf. Eingespielte Teams. Tobi hilft beim aus dem Wasser schieben der Boote. Wir dürfen Fotos machen.

Es sind Christen, Sie tragen das Jesuskreuz um den Hals und Ihre Boote sind liebevoll mit Kreuzen und anderen Christlichen Symbolen verschönert. Täglich um 2 Uhr früh stechen sie in See. 100 Km fahren sie mit Ihren kleinen Booten raus, um abends bei Sonnenuntergang den Fang zu entladen.

Wir sind genauso fasziniert von den Fischern, wie die Fischer von uns. Sie bieten uns frisch gefangenen Tintenfisch an, doch wir lehnen dankend ab. Roh können wir ihn nicht essen und von Tintenfisch Zubereitung…. Hmmm.. keine Ahnung… Auch die Fischer können Ihn uns nicht kochen/braten, denn dazu sind sie hier nicht eingerichtet. Die Fischerhäusschen dienen nur zum Fischen. Wohnen und Essen tun sie nie hier.

Es stört sie nicht weiter, dass wir hier Zelten. Und so geniessen wir die Nacht an diesem wunderschönen Strand.

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