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 Luftwirbel traveling...  Indien

Reisetagebuch Südindien

Tag 02

Dharavi - Slum       (Asiens grösster Slum)

Wir bleiben unentdeckt. Um 9:30 wachen wir auf. Zähneputzen und raus, auf in die 18 Millionenstadt Mumbai.

Mumbai

Eine erdrückende Hitze erwartet uns. Aber die 100 Tuck-Tuck-Fahrer, welche uns abzocken wollen, bleiben weg. Dafür gibt's einen gratis Bus. „Domestic Train-station?“ „Yes“. Wunderbar, wir steigen ein. Der Bus bringt uns jedoch nicht zum zum Bahnhof, wo wir eigentlich hin wolltn, sondern zum Domestic-Airport.

Und nun? Irgendwie stehen wir planlos da. Versuchen wir mal herauszufinden, wie wir ( morgen oder übermorgen) nach Goa kommen.
Unsere Reisevorbereitungen diesbezüglich: Der Bus nach Goa kostet etwa 900 Rupien und dauert 18 Stunden. Flüge kriegt man ab 150 Euro. Der Zug kostet 390 Rupien pro Person [5,5 Franken], dauert auch 12 Stunden, sei aber kompliziert an Tickets zu kommen.

Für die Zugtickets müssen wir gemäß Reisevorbereitung zur Mumbai Central- Station.

Wir fragen den Busfahrer, wie wir zum Bahnhof kommen.
1. Mit nem Tuck-Tuck oder Taxi zur Vile Parie Station
2. Mit dem Lokal Train (Zug) zur Mumbai Central Station

Gut, gesagt getan:
30 R pro Person fürs Tuck-Tuck
5 R pro Person (0,07 Fr) fürs Zugticket.

Die Inder sind echt freundlich. Wir haben natürlich keine Ahnung, wann unser Zug auf welchem Gleis fährt. Einfach fragen. Die meisten Inder verstehen englisch und helfen gerne. Echt cool.

Und so eine indische Zugfahrt ist echt spannend.
Der Zug ist schon ziemlich gut gefüllt, wobei, nach indischen Verhältnissen passt da noch viel rein. Tobi und ich sind die einzigen "Ausländer". Mir wir auch sofort einer der wenigen Sitzplätze angeboten.

Dank der offenen Türen und Fenstern ist die Temperatur angenehm.

indisch Zugfahren

Vergitterte Fenster, dafür offene Türen

In der Central Station angekommen suchen wir den Schalter für Tickets nach Goa. Gibt es hier aber nicht. Wir fragen wieder Leute und erfahren, dass wir nach CST-Station müssen. Um nach CST zu kommen, müssen wir aber vier Stationen zurück nach Dadar, und dort umsteigen.

Der eine Mann will auch nach Dadar und will uns den Weg zeigen.
Das aussteigen in Dadar abendteuerlich. Der Mann springt aus dem noch rollenden Zug... Wir sollen ihm folgen... Auch die anderen steigen aus, während der Zug noch am abbremsen ist. Kaum steht der Zug, wissen wir auch warum. Eine Menschenmasse will einsteigen. Alle auf einmal.

 

Irgendwie kommen wir auch noch raus, und versuchen dem Mann zu folgen. Abenteuerlich, wie er uns im Laufschritt durch eine bewegende Wand aus Menschen führt.

Er bringt uns gleich zum Richtigen Zug nach CST.

Ich bin beeindruckt.
Vom europäischen: Zuerst aussteigen lassen, dann einsteigen wohl noch nie was gehört.

Wir sind clever und steigen ganz vorne ein, da scheint die Menschentraube kleiner zu sein.

Willkommen im Frauenabteil. Willkommen ist Tobi anfangs nicht. Er soll bei der nächsten Haltestelle das Abteil wechseln. Uns sind viele Blicke gewidmet.
Wir kommen mit einer jungen Frau in Burka ins Gespräch. Die Ladys sind freundlich, Tobi darf ausnahmsweise bleiben.

CST ist ein großer Bahnhof.

CST
CST

Das Indische Leitungswasser ist nicht für Europäische Mägen gemacht. Es ist KEIN Trinkwasser. Hier am Bahnhof entdecken wir "drinking water"-Stationen. Super, gleich unsere mittlerweile leeren Petflaschen aus der Schweiz auffüllen.

Wir stellen uns an einer Schlange am Ticket Schalter an. Hier sind wir doppelt falsch: Zum einen wird zwischen Lokalen- und Fernzügen unterschieden, zum anderen müssen wir zum Tourist-Schalter im zweiten Stock.

Mit durchfragen finden wir den richtigen Schalter. Die Inder sind echt hilfsbereit. Auch wenn sie's manchmal selber auch nicht wissen, weisen sie einem eine Richtung.
Tickets nach GOA kostet 780 Rupien für zwei Personen. Leider ist der Zug schon ziemlich ausgebucht, es bleibt uns nur noch eine Liege (Bett). Morgen um 7 Uhr fährt unser Zug.


Hier ist auch ein viel besser Kurs als am Flughafen zum Geld wechseln (68 Rupien pro Euro ohne Kommission).

Wir suchen uns ein Hotelzimmer in der Nähe des Bahnhofs. Ein Schlepper quatscht uns an. Bei einem anderen gehen wir mit. Der hat, was wir suchen. Ein kleines Zimmer, walk Distanz für 1000 Rupien (15 Franken).
Endlich können wir unsere Rucksäcke ablegen.

Nur die wichtigsten Wertsachen (Geld/Pässe, Fotokamera und GPS) nehmen wir mit.

Wir wollen in die berühmten Dharavi Slums.

Ohne Rucksäcke zurück zum Bahnhof und Ticket nach Mahim Junction West kaufen. 20 Rupien (30 Rappen) pro Person, für hin und Rückfahrt. Zugfahren ist hier echt günstig. Andere Touristen sehen wir erstaunlicherweise nie Zug. Wir zwei Bleichgesichter sind wieder der Blickfang. Oke, der „Komfort“ entspricht nicht ganz Europäischen Standarts, aber von A nach B bringt es einen genau so gut.

Natürlich brauchen wir wieder Hilfe, in welchem Zug wir einsteigen müssen. Ein freundlicher Mann erklärt es uns. Dass er dabei seinen Zug verpasst scheint ihn nicht weiter zu stören. Es ist eine unglaubliche Erfahrung, mit diesen Menschen in Kontakt zu treten.

Ein bisschen irritierend ist anfänglich, dass die Leute bei JA immer den Kopf schütteln.

Während wir uns nach Mahim Junction West durchfragen, wissen die Leute natürlich, dass wir in die Slums wollen. Man rät uns dringend ab. Es sei zu gefährlich. Wenn wir unbedingt die Slums besichtigen wollen, müssen wir uns einen "Gide" nehmen. Es werden sichere Touren für Touristen angeboten.

Das wollen wir aber nicht!

Gegen jegliche Warnung machen wir uns, an unserem ersten Tag in Indien, auf in die dunklen Gassen der gefährlichsten Gegend.

Noch bevor wir in den effektiven Slums ankommen: Menschen leben/wohnen/schlafen wortwörtlich auf der Strasse, im Müll.
Ein Baby liegt fast Nackt am Straßenrand und schläft. Menschen sitzen in kleinen Gruppen beisammen und essen. Wir fragen, ob wir ein Foto machen dürfen. Kopf wackelnd bietet eine der essenden Frauen uns ein Pfannkuchen an.
Wollen/ können wir das annehmen? Sie besteht darauf. Dankend nehmen wir an. Vom Wasser lassen wir aber die Finger.

Wie viel sie wohl dafür möchte? Wir halten ihr einfach mal ein 10 Rupien Schein hin. Sie lehnt ab, und gibt uns stattdessen noch einen zweiten Pfannkuchen.

UNGLAUBLICH: Die "armen" Menschen, die auf der Strasse leben, bietet uns kostenlos essen an. Wo gibt's das?

Was uns in den „gefährlichen“ Slums erwartet, ist unbeschreiblich:

Die Menschen sind so freundlich. Viele können Englisch, man glaubt es kaum, aber es ist so toll. Wir können mit den Leuten reden. Immer wieder werden wir gefragt: Wie ist dein Name? Woher seid ihr?
Kinder strömen an, wollen alle aufs Foto.

Kaum einen Meter weiter und schon sind wieder andere Menschen. Wir sind das Highlight. Wir sind Willkommen. Die Menschen haben Freude an uns, lächeln, wackeln mit den Köpfen und geben uns die Hand. Zeigen uns Stolz „Ihr Zuhause“.

Oke, die Lebensumstände hier sind irgendwie schon Ecklig. Tonnenweise Müll, dreckiges Abwasser, Fäkalien... Die meisten Menschen rennen barfuß rum.

Viele Frauen sind jedoch außerordentlich schön und bunt gekleidet.

In den vielen verwinkelten Gassen kann man sich gut verirren. Und so stehen wir plötzlich in einer Sackgasse, in der eine schmale Treppe in eine Schneiderei-Fabrik führt. Wie nicht anders erwartet, werden wir auch hier kopfwackelnd freundlich begrüßt. Schuhe ausziehen und schon dürfen wir uns in der Näherei frei bewegen und den Arbeitern zusehen. Das ist doch einfach super. Wo erlebt man denn so was?

In einer anderen Gasse schallt uns Musik entgegen. Das Trommeln und Pfeifen wird immer lauter. Menschen kommen uns tanzend und Musizierend entgegen. Fast wie Fasnacht, doch hier findet soeben eine Hochzeit statt. Und wir mittendrin. Wir werden ermutigt, mitzutanzen. Die wunderschön gekleideten Frauen versuchen mir den „indischen Hüftschwung“ beizubringen.

Obwohl die Menschen hier nichts haben und im bunten Plastikmüll leben, scheinen sie glücklich zu sein.

 

Dank unserem Garmin finden wir in der Dämmerung den Weg aus dem riesen grossen Slum und fahren mit dem Zug nach CST zurück.

So langsam meldet sich auch der Hunger. Auf den Straßen Mumbais finden wir dutzende Essensstände. Die Strasse lebt.

Indisches Essen von der Straße hat weit über den Subkontinent hinaus einen mehr als schlechten Ruf. Kein Reiseführer, der nicht davor warnt.

Wir wollen jedoch Indien "erleben". Das richtige Indien, und so probieren wir uns durch. Von einem Stand zum nächsten. Die meisten bieten irgendwelche frittierten Taschen/ Kugeln mit div. Füllungen an, meist 10 Rupien (15 Rappen) das Stück.
Sorgen machen wir uns nicht. Beim frittieren werden normalerweise Bakterien abgetötet.
Auch frisch zubereitete Omeletten im Brot (30 INR) essen wir bedenkenlos.

Was für ein Tag. Gleich am ersten Tag mitten in die Slums.... und so viele positive Erlebnisse :-)

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