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 Luftwirbel traveling...  Indien

Reisetagebuch Südindien

Tag 28

Mumbai zu Fuss

Mit ein bisschen Verspätung fährt unser Zug früh morgens im Bahnhof Mumbai CST ein.

Da sind wir wieder. Zurück in Mumbai, da, wo unsere Reise vor einem Monat begann. Unser letzter Tag, morgen Vormittag fliegen wir nach Hause.

Nun aber raus, raus auf Mumbais Strassen. An den Strassenständen Frühstücken wir. Montagmorgen früh, es ist echt Ekelhaft. Ich frage mich erneut, wie kann man nur so im Müll leben?

Vielleicht dürfen wir unsere Rücksäcke beim „alten“ Hotel abgeben, und somit ohne das ganze Zeugs den letzten Tag in Mumbai verbringen.

Im Hotel erkennt man uns, und wir dürfen unser Gepäck kostenfrei abgeben.

Ein letztes Mal füllen wir unsere PET-Flaschen am Bahnhof mit Wasser auf. Auf einer Bank unweit der Drinking Station, sitzt ein Mann mit einer frischen, offenen Beinfraktur. Die Wunde sieht grässlich aus, ich würde ihm gerne helfen. Doch ich werde mich zurückhalten. Fremde Länder, fremde Sitten.

Da der Mann nicht bettelt, sondern wie weggetreten nur auf sein verletztes Bein starrt, reichen wir ihm beim vorbeigehen 100 Rupien. Ich werde sein Gesicht der Freude in meinem Leben nie mehr vergessen. Die vor Glück glänzenden Augen, der goldige Bart, der sich mit dem Mundwinkel aufstellt….Für uns sind diese 100 Rupien nur 1.43 Franken, welche wir übrig haben. Für ihn bedeutet das viel. Das ist fast ein Tageslohn eines Bauarbeiters. Er will‘s sich bei uns bedanken, streckt uns die Hand zu, wir gehen mit einem Kopf wackeln weiter.

Hoffentlich geht es ihm besser.

 

Was soll man sich in dieser Riesenstadt anschauen? Einer der Busse fährt uns für 10 Rupien pro Person ins Rucksacktouristenviertel Colaba, zum „Gateway Of India“.

Was für ein Kulturschock. Eben waren wir noch im armen Viertel, zwischen Müll und Dreck und demnächst zerfallenen Häuser. Hier in Colaba sticht uns als allererstes ein Top Modernes Luxushotel ins Aug. In dieses Hochhaus wollen wir rein. Von da oben, ganz oben, muss man bestimmt einen tollen Ausblick über Mumbai haben. Der Eingang wird von bewaffneten Männern bewacht. Mit Metalldetektor.

 

Man lässt uns ohne grosse Kontrolle rein. Eigentlich erstaunlich. Wir sehen nicht gerade aus wie Luxushotelgäste. Im Gegenteil, denn seit wir in Paloem das Häusschen verliessen, haben wir weder geduscht noch Kleider gewaschen.

So einfach sind wir nun in drin, und es ist unglaublich…eine komplett andere Welt. Aber komplett anders. Klimatisiert, mit Weihnachtsbaum geschmückt und welch edler Boden. Die Toiletten sind sogar mit WC-Papier ausgestattet…

Mit dem Lift werden wir ins oberste Stockwerk gefahren. Ein Panorama-Restaurant. Ein paar Fotos vom Ausblick und dann verschwinden wir wieder.

Ich habe noch nie, noch nie so viele Tauben auf einem Haufen gesehen. Interessant.

Zu Fuss laufen wir zum CST zurück. Es sind nur etwa 2-3 KM. So gemütlich durch die Millionnenstadt schlendern, bekommt man doch noch mal nen anderen Eindruck vom Leben hier. Sind wir froh, dass wir ohne ganzes Gepäck unterwegs sind.

Auffallend: Rote Ampeln scheinen nicht zu interessieren. Es wird gefahren und gehupt, egal in welcher Farbe die Ampel leuchtet.

An den dutzenden Strassenständen kaufen wir uns was zum Knabbern.

Und nun? Wir sind im CST zurück und haben noch Zeit. Es ist drückend, schwülheiss. Schwimmen im Meer wäre eine Willkommende Erfrischung… Also, auf zum Chowpatty-Beach, ein Stadtstrand nördlich von Colaba.

 

Völlig enttäuscht realisieren wird, dass sich der Strand nicht zum Baden eignet. Wie alle anderen Strände in Mumbai viel zu schmutzig. Abends hingegen dient der aus Filmen berühmte Chowpatty-Beach als Sammelpunkt, um die schönen Sonnenuntergänge mit der Mumbai Skyline zu sehen.

Da es auch keine gemütliche Stelle mit Schatten hat, wandern wir erneut Richtung CST (ca. 4KM) zurück.

Tobias Schuhe haben die letzten Wochen etwas gelitten. Die Sohle löst sich ab. In der Schweiz würde man ins nächste Schuhfachgeschäft gehen und sich neue kaufen. Doch in Indien werden die Schuhe noch geflickt. Man muss nicht lange nach einem Schuster am Strassenrand Ausschau halten. Überall sitzen Menschen, die etwas verkaufen oder Dienstleistung anbieten. Für gerade mal 150 Rupien wird die Sohle angenäht und der Schuh erfüllt wieder voll und ganz sein Zweck. Toll :-).

Unterwegs gönnen wir uns Zuckerrohr. Lecker.

So langsam wird es Zeit, sich Gedanken zu machen, wie wir zum Flugplatz gelangen. Wir fragen uns wie gewohnt durch, aber kriegen immer wieder die Antwort, dass wir ein Tuck Tuck nehmen müssen. Nein, wir entscheiden uns, mit dem Zug zum Flugplatz nächst Gelegenen Bahnhof zu fahren.

 

Info:

Terminal 1: Inlandflüge: Nächste gelegener Bahnhof: Vile Parie Station

Terminal 2: Internationale Flüge: Nächste gelegener Bahnhof: Anheri East

 

Wir holen unser Gepäck im Hotel ab und kaufen auf dem grossen Central-Station Bahnhof ein Ticket für 10 Rupien pro Person nach Anheri East.

Die nächste Herausforderung, ein Bus zum Terminal 2 zu finden. Wieder werden wir ausschliesslich auf TuckTucks verwiesen.

Es kann doch nicht sein, dass kein Bus zum Airport fährt? Wir sind hier schliesslich in der Millionenmetropole Mumbai!

Und tatsächlich, nach geduldigen Fragen; der BUS 180 soll zum Airport (8 Rupien pro Person) fahren. Unsere Freude über den gemütlichen Sitzplatz währt nicht lange. 2 KM vor dem Terminal werden wir informiert, dass wir hier aussteigen sollen, da der Bus nicht näher zum Terminal, sondern in eine andere Richtung weiter fährt….

Für das letzte Geld kaufen wir uns noch was zu Essen von der Strasse und Bananen (6 Stk. 30Rupien) als Proviant.

2 KM zu Fuss, mit dem ganzen Gepäck, bei 28°C? Nein, das ist zu viel des guten. Und so leisten wir uns schlussendlich doch ein Tuck Tuck. 25 Rupien pro Person für 2 Km.

Der Airport Mumbai gleicht einer Festung. So was haben wir noch nie erlebt. Die Eingänge bewacht, man kommt nicht ins Gebäude. Wir wollten eigentlich im „Arrival“, bei unserem ersten Plätzchen nochmals übernachten. Keine Chance. Man kommt nicht rein.

Versuchen wir es beim „Departure“. Um reingelassen zu werden, sprich das Flughafengebäude betreten zu können, braucht es ein gültiges Ticket/Flugbuchung. Sonst kommt man auch hier nicht rein. Doch, wir seien zu früh. Unser Flug sei ja erst am nächsten Morgen. Als das geklärt war, wollte man uns nicht reinlassen, da Tobi sein E-Ticket nicht in ausgedruckter Form mit sich hatte. Keine Chance. Mann kanns auch übertreiben mit der Sicherheit.

Wir sollen draussen bei den anderen schlafenden Leuten übernachten. Es gibt ausserhalb des Gebäudes tatsächlich sowas wie ein „Schlaf-Sammelplatz“. Aber uns hat es da zu viele Leute.

Wir schlagen das Zelt abseits zwischen den Sträucher auf. Natürlich dauert es nicht lange, und wir werden aufgefordert, hier zu verschwinden. Grml. Wir sollen zu den anderen Schlafenden.

Nach dem Schichtwechsel am „Departure“, versuchen wir es nochmals und kommen zu unserem Erstaunen rein. Wir versuchen, in der first-class-lounge ein wenig zu schlafen, werden aber immer wieder weggeschickt. Wenn wir uns auf den Boden legen, werden wir geweckt.

Die Klimaanlage läuft volle Pulle… es wird uns richtig kalt.

 

Obwohl wir es endlich geschafft haben, rein zu kommen, gehen wir freiwillig wieder raus. Vielleicht doch zu den vielen Leuten? Und da entdecken wir einen kleinen Weg, an den grossen Lüftern vorbei, hinter dem Aufzugsschacht vom Lift…auf dem Dach…. Endlich sind wir für uns… hier legen wir uns in die Schlafsäcke (ohne Zelt) und können endlich die Augen schliessen.

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