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 Luftwirbel traveling...  Indien

Reisetagebuch Südindien

Tag 08

Arbeit auf dem Land

Ich fühl mich nicht so gut. Grosse Halsschmerzen und triefende Nase plagt mich. Immerhin, kein Fieber.

Ein 2 Minuten Regen irritiert uns. Wir rechneten eigentlich mit keinem, maximal einem Regentag. Die Regenhaube fürs Zelt musste deshalb zuhause bleiben. Zum Glück hört der Regen nach knapp 2 Minuten wieder auf.

Unterwegs besichtigen wir einen weiteren kleinen Tempel. Er ist schön gemacht, farbig bemalt, aber Ich kann's nicht ändern, an die Magie unseren „ersten“ Tempels kommt auch dieser nicht.

Vor dem Tempel steht ein „Gefährt“. Imposant sind die Räder aus Stein.

Wir kommen nur wenige hundert Meter weit. Eine bunte Gruppe aus Menschen marschiert und musiziert auf der Straße. Noch eine Hochzeit. Wir werden auch gleich „Eingeladen“. Wir lehnen jedoch ab und fahren weiter. Was wäre das für eine Hochzeit, wo nicht das Traupaar im Mittelpunkt steht, sondern zwei Fremde?

Kurz darauf fahren wir an einer Ziegelfabrik vorbei. Spontan, Frech, aber freundlich fahren wir aufs Gelände. Wie nicht anders Erwartet, werden wir freundlich begrüßt und es wird uns erlaubt, uns umzusehen und Fotos zu machen. Mehrere Familien, Männer, Frauen und Kinder leben hier zusammen und arbeiten. Gewaltig. Wir dürfen uns die einzelnen schritte, wie so ein Ziegel entsteht, anschauen. Sehr interessant. Handarbeit vom Lehm bis zum fertigen Ziegel.

Die Familien wohnen auch gleich auf dem Fabrikgelände. Stolz zeigen sie uns ihre winzig kleinen Nieschenhäusschen.

Frauchen fühlt sich leider nicht besser. Wir versuchen es mit erhöhter Vitaminzufuhr. An einem Stand kaufen wir ein Kilo Orangen (Mandarinen) für 45 Rappen. Während wir diese auch gleich vor Ort essen, bildet sich im nu eine Menschentraube um uns.

Die Sonnenbrille lasse ich auf dem Sitz des Rollers liegen. Zu viele Menschen sind um uns. Meine Sonnenbrille verschwindet. Vielleicht war ich einfach zu leichtsinnig. Gelegenheit macht Diebe. Naja, ich trage es mit Fassung und sehe es als „Lehrgeld“, dass man halt doch ein Auge auf seine Sachen haben muss.

Wir kaufen noch ein zweites Kilo Orangen für unterwegs.

Wir fahren an einem Gemüse und Gewürzmarkt auf vorbei. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Leider hat mich die Grippe mitlerweilen voll im Griff. Ich bin erschöpft und warte bei den Rollern. Ich hab einfach keine Kraft, noch zu laufen. Auch später beim goldenen Tempel warte ich draussen.

Wir fahren weiter. Leider fühle ich mich immer wie Schwächer und brauche dringend einen Rast. Über den nächsten Feldweg verlassen wir die Strasse und hier kann ich mich ein paar Minuten hinlegen und ausruhen.

Nebenan wird das Feld mit zwei Ochsen gepflügt. Frauen säen Mais und zwei weitere Ochsen decken die Körner wieder zu. Harte Arbeit bei brütender Hitze. Können wir uns hier gar nicht vorstellen.

Ein paar Kilometer weiter werden Reis- & Maiskörner getrocknet. Der Mann erklärt uns, dass er für ein Kilo Reis 35 Rupien bekommt, für ein Kilo Mais 15 Rupien. Ob das stimmt, keine Ahnung. Vorhin haben wir gesehen, wie viel Arbeit in Mais steckt. Jeder Maissamen wurde einzeln von Hand gepflanzt. Nur 22 Rappen für ein Kilo getrocknete Maiskörner. Naja.

Der weitere Verlauf der „Straße“ besteht aus verschiedenen Offroad-Einsätzen. Erde, Steine, Schlamm oder asphaltierte Schlaglöcher. Leider fehlt mir der Spaßfaktor, die Grippe zerrt an meinen Kräften. Jedes noch so kleine Erschütterung spüre ich als vielfaches im Kopf.

Ich freue mich riesig, als die Straße wieder „normal“ wird. Halbwegs gut fahrbarer Teer mit Schlaglöcher, welche man größtenteils umfahren kann.

Ich bin erschöpft. Ich will nicht mehr fahren. Rechts und Links Felder mit Arbeiter. Keine Möglichkeit, unbemerkt das Zelt aufzubauen. Hier wird Reis geerntet, da Zuckerrohr.

Nortgedrungen biegen wir in eine Bananenplantage ein, in der Hoffnung, unser Zelt da zu verstecken. Natürlich bleiben wir nicht unentdeckt. Aber den Mann scheint es nicht weiter zu stören, das wir da mitten in der Plantage unser Zelt aufbauen.

Doch leider ist die Mückenplage in dieser künstlich bewässerten Plantage der Horror. Hunderte von Mücken. Auch im Zelt, bevor wir fertig aufgebaut haben. Malaria? Denguefieber?

Nein, hier können/wollen wir nicht bleiben. Wir räumen auf und fahren weiter.

Ganz unerwartet befinden wir uns plötzlich auf einer vielbefahrenen Hauptstraße. Vor kurzem dachte ich noch Offroad-fahren sei anstrengend. Diese Straße ist mindestens genauso anstrengend. LKW, Busse, Motorräder, Autos...der ganze Feierabendverkehr drängelt sich im zügigen Tempo um Schlaglöcher und Kühe...Hupen und Drängeln...Diese Straße ist nicht nur anstrengend, sondern auch Lebensgefährlich. Volle Konzentration wird gefordert. Wahrscheinlich Fall ich demnächst vom Roller.

 

Bei der nächstbesten Möglichkeit verlassen wir desshalb diese verrückte Schnellstrasse. Wir biegen zwischen Reis und Zuckerrohrfelder in ein Sträßchen ab, und nutzen die Dämmerung, um unser Schlafplatz einzurichten.

Endlich. Endlich liegen.

Doch kaum eingeschlafen scheint der grellend helle Scheinwerfer eines Motorrollers ins Zelt. Der Besitzer der Reisfelder! Mit freundlich Kopfwackeln und Handgesten erklären wir ihm, dass wir nur schlafen möchten. Er wackelt mit dem Kopf und fährt weg. Wir dürfen wohl bleiben. Super. Endlich schlafen. Schließlich haben wir heute den Tagesrekord von 184 KM hinter uns.

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