top of page

Luftwirbel traveling... to Marokko

Reisetagebuch
Marokko Oriental

Meine Lippen sind trocken und spröd. Die Sonne brennt. Im Mund sammle ich den Speichel.

 

Die Navigation ist für uns als unerfahrene Wüstenfahrer sehr anspruchsvoll. Vor lauter „spurensuchen“ übersehe ich den einzigen Baum weit und breit [N33°05.0949 W002°30.8876].

Martin steuert direkt darauf zu. Schatten, was für ein Geschenk. Wir machen eine Pause und dampfen etwas ab. Wie kann das sein? Ich habe den Baum wirklich NICHT gesehen…. Das ist für mich unerklärlich.

Es tut gut, im Schatten zu sitzen. Wir teilen uns eine Mandarine.

Und weiter geht’s.

Was schimmert da vorne so grün? Je näher wir dem unbekannten kommen, desto erstaunter sind wir. Angepflanztes Grünzeugs? Mitten durch führt eine Schlammpiste. Schon interessant, dass es nach Kilometer Einöde einfach mal irgendwo nen Baum stehen hat, oder wie jetzt hier plötzlich der Boden wässrig ist.

Ich fahre vor und „ui, ui, ui“….das Zeugs ist glatt wie Schmierseife, unerwartet rutschig. Mit beiden Füssen am Boden pflüge ich mich durch den zähen Schlamm.

Martin fällt. Zu Fuss will ich zu Ihm eilen, aber auf dem Zeugs kann ich kaum laufen. Wirklich extrem rutschig. Kaum bleib ich stehen, sinke ich direkt cm weit ein.

Zu zweit stellen wir DI DR wieder auf und schieben sie mit laufendem Motor durch das braune Zeugs. Und wer jetzt denkt, auf dem Grünen lässt sich besser fahren, der irrt. Schweissgebadet steigen wir auf der anderen Seite des Schlammbeets wieder auf.

Was war denn das? Wir können es uns nicht erklären. Von irgendwoher kommt Wasser, weicht die Böden auf und verwandelt die trockene Wüste in Pflömm. Und hier wos Wasser hat, pflanzen die Menschen Grünzeugs an. Überall klebt dieser Schlamm. In „ganzen Würsten“ drückt das Ritzel der Alp 4.0 den Pflömm wie ein Fleischwolf nach draussen.

Und weiter. Doch die nächste Wasserfurche lässt nicht lange auf sich warten. Wir versuchen es erneut, stellen jedoch schnell fest, dass diese genauso glitschig ist. Da dieses „Schlammbecken“ relativ klein ist, umfahren wir es so gut es geht.

Ohne zu trinken fahren wir weiter. Solche unterfangen zerren an unseren Kräften und rauben viel Zeit. Noch ist es erst 14 Uhr, doch es sind noch immer über 100 Kilometer zu bewältigen. Für diese zwei Wasserfurchen haben wir gut eine Stunde gebraucht. Wie geht es weiter? Könnten wir im Notfall eine weitere Nacht in der Wüste mit nur 1 Liter Wasser in Betracht ziehen? Und wie war das nochmals mit dem erhöhten Benzinverbrauch?

Alle guten Dinge sind drei.

Da wir nun wissen, wie trügerisch diese Passagen sind halten wir an und machen uns zu Fuss ein Bild. Zu weitläufig um es zu umfahren. Wir entscheiden uns für eine Stelle, Martin wagt den ersten Versuch, und bleibt im Pflömm stecken. Allein schafft er es nicht, DI DR zu befreien. Auch zu zweit haben wir grosse Mühe. Wir Wippen vor und Rückwärts um dann im richtigen Augenblick mit ein bisschen Gas ein paar cm vorwärts zu rücken. Völlig erschöpft stellen wir DI DR auf der „anderen Seite“ auf den Seitenständer. Der Schweiss trieft.

Wir müssen uns für die ALP 4.0 eine andere Stelle zum queren suchen. In der Zwischenzeit sind „ganz zufällig“ zwei Nomadenjungen bei uns angekommen. Die zwei Wissen, wie sie uns helfen können und zeigen uns, an welcher Stelle wir die Furche durchfahren sollen.

Tatkräftig helfen sie beim Schieben mit. Ich weiss es sehr zu schätzen, mit den Füssen bis auf den Boden zu kommen und mich zu stützen.

 

Ein paar Minuten Pause für ein Gespräch mit Händen und Füssen, dann verabschieden sich die zwei Jungs und gehen weiter, als wären sie nur zufällig hier vorbeigekommen.

 

Schweisstreibend. Mit der Zunge befeuchte ich meine trockenen Lippen und versuche weiterhin meinen Speichel im Mund zu sammeln. Die Sonne brennt und wir sehen das Flimmern der Hitze über dem Wüstensand.

Nach anstrengenden 60 km erreichen wir unerwartet eine Asphaltstrasse. Wir sind erleichtert und trinken zum ersten Mal von unserem kostbaren Wasser. Wir sind "gerettet".

Unser Pistentrack ca. 60 Km:

 

N33°14.0288 W002°30.4917   //Piste Einstieg

N33°05.0949 W002°30.8876  //Baum

N32°48.7406 W002°35.5477   //Piste Ende

 

bottom of page