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Luftwirbel traveling... to Marokko

Reisetagebuch
Marokko Oriental

23.10.17 Montag

 

 

 

 

109 KM

 

 

Bouarfa

-

Figuig

Wir haben gut geschlafen. Es war eine windige Nacht.

Die N17 führt direkt nach Figuig فڭيڭ.

Figuig ist eine Enklave im östlichsten Marokko und ist von Bergen umschlossen, welche die Grenze zu Algerien signalisieren. 

Lange Zeit war die Zugehörigkeit der Oase zu Marokko umstritten.

Zu den Reichtümern der Oasenstadt zählen neben dem guten Boden vor allem die dreissig Quellen, die teils unterirdisch verlaufen. 

Die rund 12500 Einwohner leben vor allem von den 200000 Dattelpalmen, welche durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem von den Quellen genährt werden.

 

Seit 1965 gehört Figuig eindeutig zu Marokko.

 

Früher war Figuig ein bedeutendes Karawanenzentrum. Die Trans-Sahara-Passage führte direkt durch die Stadt.

Doch seit der Schliessung der Grenze zu Algerien, im Jahr 1994, verlor die Oase an Bedeutung. Die Wirtschaftliche Lage verschlechterte sich massiv und auch für den Tourismus scheint der Ort kaum attraktiv. Die 110 km Asphaltstrasse, die von Bouarfa in die Enklave führen müssen schliesslich wieder zurückgefahren werden (ausser man traut sich eine 60 km lange Piste parallel zur Algerischen Grenze zu). 

 

Für uns ist klar, wir statten der östlichsten Stadt einen Besuch ab.

Die N17 führt uns durch scheinbar verlassene Wüstenlandschaften, vorbei an einzelnen Baumgruppen, bis wir an den ersten Plantagen vorbeifahren.

Kurz vor Figuig treffen wir auf eine Polizeikontrolle. Das übliche Prozedere. Wir geben den Beamten ein „Fiche“ und beantworten die Fragen. Woher wir kommen? Wie lange wir in Figuig bleiben möchten?

 

Das „Fiche“ ist ein Blatt mit den persönlichen Angaben, welches wir Zuhause erstellt und in 15-facher Ausführung ausdruckten und mitgenommen haben. Es ist ausserordentlich praktisch und spart eine Menge Zeit, wenn man am Checkpoint einfach das „Fiche“ abgeben kann und nicht jedes Mal alle Angaben durchgeben/ausfüllen muss.

Wir werden willkommen geheissen und dürfen weiterfahren. Wir können so lange bleiben wir wollen, es sei hier (trotz der Nähe zur algerischen Grenze) sehr sicher.

Kurz darauf die nächste Kontrolle. Wir vermuten, dass diesmal das Militär unseren Aufenthalt registriert. Wieder geben wir ein „Fiche“ ab und dürfen passieren. Auf direktem Weg fahren wir zum Hotel Figuig im hinteren Ortsteil der Stadt. Das Hotel Figuig ist das einzige Hotel und auch das einzige Restaurant, wo man „richtig“ essen kann. Jedoch muss man mindestens zwei Stunden früher vorbestellen.

Das Zelt stellen wir unter Palmen. Wunderschöner Platz. Wir sind die einzigen Campingäste. Im Restaurant trinken wir einen Tee und der Besitzer zeigt uns Stolz die Aussicht über die Palmenplantagen. Eindrücklich. Die Bergkette, die Wüste und dann das viele Grün.

 

Er pflückt ein paar reife Datteln reicht sie uns. Vorsichtig beissen wir ein Stück ab. Oh mann, soooo köstlich. Unglaublich…. Nach hunderten Kilometer Stein und Wüste in so eine Oase zu gelangen und Datteln geschenkt bekommen. Ich kann das Gefühl kaum beschreiben, einfach nur schön.

Wir nehmen es gemütlich und brutzeln direkt vor unserem Zelt noch die gestern übriggebliebene Aubergine. Für heute Abend 20 Uhr bestellen wir eine traditionelle Tajine. Nationalgericht.

Wir geniessen die Ankunft hier. Sitzen im Schatten. Martin betreibt Schuhpflege (Lederpflege) und ich schreibe Tagebuch. Im Schatten ist es sogar sehr angenehm.

Nach dem Mittag laufen wir zu Fuss ins Städtchen. Ein junger, traditionell gekleideter Mann spricht uns an, heisst uns in Figuig willkommen und lädt uns zum Tee ein. Gerne nehmen wir seine Einladung an und setzten uns mit Ihm in eine Strassenbar. Der Mann spricht Französisch, Arabisch und Berberisch, Englisch und auch ein bisschen Deutsch. Er bestellt uns einen traditionellen Tee und Benié, ein frittierter Teigkringel.

Der auf Anhieb sympathische junge Mann stellt sich als Mohamed Slimani vor. Er lebt seit seiner Geburt hier in Figuig und erzählt uns, dass er in den Büchern von Edith Kohlbach als Führer empfohlen wird. Und, dass er uns gerne „seine Stadt“ zeigen, sowie seine Kultur näher bringen würde.

Wir haben nichts dagegen und folgen ihm. Bevor wir uns versehen, stehen wir bei seiner Familie im Haus. Er zieht seinen Umhang aus und reicht ihn Martin. Und schwupp, schon bindet er meinem Schatz einen Turban. Die Mutter von Mohamed zieht Ihren Tschador aus und hüllt mich damit ein. Ein Tschador ist ein grosses Tuch, das als Umhang um Körper und Kopf gewunden wird und lediglich das Gesicht (oder Parteien vom Gesicht) frei lässt. Er wird über der übrigen Kleidung getragen.

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