top of page

Luftwirbel traveling... to Marokko

Reisetagebuch
Marokko Oriental

Dankend setzten wir uns auf die am Boden ausgebreitete Unterlage. Mohamed hat ein Gästebuch, da schreiben wir natürlich rein. Die Mutter hat gekocht. Es gibt traditionelle Tajine mit Gemüse, Hähnchenfleisch und selbstgemachtem Brot. Sehr sehr lecker. Diese Tajine schmeckt nochmals um Welten besser wie die gestrige im Hotel.

Zum „Dessert“ gibt’s vorgepellten Granatapfel. Das ist echt was Tolles. Aus einer Schale können wir die Kerne (das Fruchtfleisch) picken. Mohameds Mutter hat diese Vorgängig vorbereitet. Es ist einfach ein unglaublich schönes Gefühl, hier im Innenhof mit Mohameds Familie zu sitzen und so lecker zu essen.

Natürlich darf ein Kräutertee nicht fehlen. Mohameds Mutter führt mich in die Kunst des traditionellen Teekochens ein. Dies ist ein klar abgestimmter Vorgang, eine kleine Zeremonie. Nicht wie bei uns, wo der Teebeutel 5 Min ins heisse Wasser getaucht wird.

 

Zuerst bringen wir einen Topf mit Wasser zum Kochen. Die Teekräuter und Unmengen von Zuckerbrocken geben wir in einen Tee Krug.

Was den Zucker betrifft: Ich bin sprachlos. Zum einem über die Menge die wir beigeben und, was mich noch viel mehr fasziniert, ist dieser feste Zuckerstein, ein Zuckerhut, den die Mutter mit einem Hämmerchen in brocken zerkleinert. 

 

Sobald das Wasser im Topf kocht, giessen wir es in den Tee Krug, wessen wir nochmals kurz sprudelnd erhitzen. Und zwar genauso lange, bis die aufgequollenen Teeblätter oben im Wasser zu „hüpfen“ beginnen. Durch das nochmalige Aufkochen spalten sich die Zuckermoleküle auf, wodurch sich der Tee geschmacklich verändert und nochmals süßer wird.

Stolz serviere ich den Tee auf einem Tablett. Und jetzt beginnt die eigentliche Kunst der Teezeremonie, das eingiessen in einem hohen Bogen in ein Teeglas und zurückleeren in den Krug.  Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt, bis sich im Tee eine Schaumkrone aus Luftblätterchen bilden. Durch das hin und her schütten vermischt sich auch der Zucker bestens. Ohne die Blubberblässchen schmeckt der Tee übrigens nicht.

Ich muss mich voll konzentrieren, damit ich nichts verschütte.

Für all diese Erfahrungen und schönen Momente möchten wir Mohamed und seiner Familie von Herzen Danken.

 

Die Zeit vergeht viel zu schnell. Gegen 17 Uhr verlassen wir mit Mohamed das Haus. Wir möchten noch Wasser und Brot für morgen einkaufen.

Auf den Strassen von Figuig entdecken wir ein Frisörgeschäft und beschliessen spontan, dass Martin einen Haarschnitt nötig hat. Gesagt getan. Für 25 DH (2.50 Euro) werden ihm die Haare geschnitten.

Nun müssen wir uns beeilen, wenn wir noch Rechtzeitig den Hügel erreichen wollen, wo man den schönsten Sonnenuntergang erleben kann.

Mohamed hält wieder ein Auto an, doch dieses hat was andere vor. Auch das nächste kann uns nicht zur gewünschten Stelle fahren. Der Dritte Fahrer hat nichts dagegen und wir dürfen einsteigen.

Wir sind dennoch zu spät. Die Sonne ist bereits hinter den algerischen Bergen verschwunden. Unten sehen wir die Plantagen du den altem Ksar Zenaga, den wir heute dank Mohamed entdecken durften.

Das Auto fährt uns zum Hotel, wo wir Wasser und Brot abladen.

 

Mohamed hat uns jetzt anderthalb Tage durch Figuig geführt, viel gezeigt, erzählt und uns seine Kultur näher gebracht.

Wieviel er für seine „Dienste“ möchte? Im Reiseführer von Edith Kohlbach steht ein Preis von 50-100 DH (5-10 Euro), je nach Aufwand. Auch wenn er 200 DH verlangen würde (für zwei Tage), so würden wir ihm dies gerne bezahlen. Doch Mohamed winkt ab. Er möchte kein Geld von uns, schliesslich hat er uns ja angesprochen, als er uns gestern zufällig in der Stadt entdeckte.

Das können wir unmöglich annehmen. Seit gestern Mittag stapft er voll motiviert mit uns durch die Stadt, durch die Plantagen und wir durften bei seiner Familie essen, er hat uns so zwei wunderschöne Tage geschenkt. Wir möchten Ihm, oder zumindest seiner Familie was zurückgeben. Sie können das Geld bestimmt gut gebrauchen. Doch er lehnt ab. Wir haben ihn nicht als Führer gebucht und er möchte nicht, dass wir denken, er hätte uns das aufgedrängt. Eine herzhafte Umarmung. Vielleicht fällt uns ja noch was ein (Eine Spende für den Kindergarten wird er ja wohl nicht ablehnen können), doch zuerst unternehmen wir einen Abendlichen Spaziergang zurück zu seiner Familie. Wir sind noch zum Abendessen eingeladen.

 

Im Gegensatz zu heute Mittag ist jetzt echt viel los auf den Strassen von Figuig. So gut wie alle Läden haben geöffnet und die Menschen sind auf der Gasse.  JETZT (kurz nach 19 Uhr) ist auch die Temperatur sehr angenehm.

 

Figuig ist eine tolle Stadt. Im Gegensatz zu anderen Orten drängen sich die Menschen auf der Strasse überhaupt nicht auf. Keiner versucht uns irgendwelche Teppiche, Souvenirs, Touren oder sonst was aufzuschwatzen.

Es gibt hier auch (noch) keine Bettelnden Kinder oder Henna-Frauen, welche einem die Hände bemalen (ohne dass du es willst) und dann ein Entgelt verlangen.

Im Gegenteil. Die Menschen sind freundlich zurückhaltend und es ist sehr angenehm durch die Strassen zu schlendern.

 

Eine Empfehlung, an alle die in den Genuss der östlichsten Oasenstadt kommen möchten, bucht Mohamed. Die 5-10 Euro sind es wirklich wert.

Tel. 0677 - 81 91 56, figuigitouriste@hotmail.fr

Facebook: Mohamed Slimani Guide

Oder über das Hotel Figuig.

Nun sind wir wieder bei Mohamed zuhause. Sein Bruder und ein Freund sind auch schon da.

Essen kochen ist in Marokko ganz eindeutig Frauen Sache, und so begleite ich die Mutter in die Küche. Sie zeigt mir, wie traditionell Couscous gekocht wird.

Mindestens dreimal wird der Couscous vom Herd genommen und von Hand untereinander gemischt. Die Mutter zeigt mir wies geht… doch der Couscous ist derart heiss, dass ich ihn kaum anfassen kann, geschweige denn mit den Händen grossflächig untereinander zu mischen. Dazu gibt es Gemüse, Sauce und Sardinen (in klumpen).

Die Männer sitzen in einem der Zimmer. Der Fernseher läuft. Hinten im Raum hat es Decken zum Schlafen, vorne steht das Runde Tischlein. Als das Essen fertig gekocht ist setzten wir uns im Zimmer auf den mit Teppich ausgelegten Boden rum um das Tischchen und essen gemeinsam aus der grossen Schale, von Hand versteht sich.

 

 

Da der Bruder morgen früh zur Arbeit muss, legt er sich hinten auf die Decken und schläft, während wir vorne noch um das Tischchen sitzen und den schönen Abend geniessen.

 

Ein Grosses herzliches Dankeschön an die Familie Slimani.

 

Mohamed begleitet uns noch zurück zum Hotel. Ihm jetzt einen Geldschein in die Hand zu drücken hätte die ganze Figuigische Romantik zerstört.

 

Doch eine Kleinigkeit, die er gebrauchen kann, haben wir zufällig dabei. Wir erinnern uns an gestern, als er uns, ohne Licht, zu den stockdunklen unterirdischen Quellen führte?

 

Martin und ich sind Fan der kleinen, praktischen, Solarbetriebenen  luminAID – Laternen. Zufällig haben wir für diese Reise noch eine zweite gekauft…. Und diese, noch neue, schenken wir Mohamed.

Doch so einfach kommt er uns nicht davon;

Wir sind mit dem deutschen Arzt, Prof. Dr. Abderrahman Machraoui, in Kontakt, und daraus ergibt sich bestimmt mal die Gelegenheit, für Mohamed etwas Gutes zu tun.

Hotel Figuig, Figuig

2 Personen 2 Nächte im Zelt = 160 DH (16 Euro)

2 Personen x 2 Frühstück = 140 DH (14 Euro)

bottom of page